Raumluftmessung auf Formaldehyd: Wie gefährlich ist Formaldehyd in Wohnräumen und wie lässt es sich messen?

Formaldehyd ist eine chemische Substanz, die in vielen alltäglichen Produkten und Materialien vorkommt, die wir in unseren Wohnungen verwenden. Doch obwohl es in kleinen Mengen in vielen Haushalten präsent ist, kann eine zu hohe Konzentration in der Raumluft gesundheitsschädlich sein. Besonders in modernen, gut gedämmten und luftdichten Gebäuden kann sich Formaldehyd schnell ansammeln. In diesem Blogartikel erfährst du, wie Formaldehyd in Wohnräumen entsteht, welche gesundheitlichen Risiken es birgt und wie eine Raumluftmessung auf Formaldehyd durchgeführt wird.

1. Was ist Formaldehyd?

Formaldehyd (chemische Formel: CH₂O) ist eine farblose, stark riechende Substanz, die sowohl natürlich als auch synthetisch vorkommt. Es wird häufig in der Bauindustrie, in Möbeln und in vielen Haushaltsprodukten verwendet. Formaldehyd ist besonders bekannt für seine konservierenden Eigenschaften, findet sich jedoch auch in Klebstoffen, Lacken, Farben und in Möbeln, insbesondere in Spanplatten und MDF-Platten.

Quellen für Formaldehyd in Wohnräumen:

  • Holzwerkstoffe: Spanplatten, OSB-Platten und MDF-Platten, die in Möbeln, Fußböden und Wänden verwendet werden, setzen Formaldehyd frei, da es häufig in Klebstoffen verwendet wird.
  • Farben und Lacke: Bestimmte Farben, Lacke und Beschichtungen können Formaldehyd emittieren, insbesondere wenn sie neu aufgetragen wurden.
  • Textilien: Vor allem behandelte Stoffe wie Vorhänge, Teppiche oder Polster können Formaldehyd enthalten.
  • Tabakrauch: Rauchen in Innenräumen erhöht die Formaldehydkonzentration in der Luft erheblich.
  • Haushaltsprodukte: Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel und bestimmte Kosmetika können Formaldehyd freisetzen.

Da Formaldehyd in so vielen Produkten enthalten ist, ist es fast unvermeidlich, dass es in geringen Mengen in die Raumluft gelangt. Das Problem entsteht jedoch, wenn die Konzentration in der Raumluft einen kritischen Wert überschreitet.

2. Wie gefährlich ist Formaldehyd in Wohnräumen?

Formaldehyd ist als gesundheitsschädliche Substanz bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat es als krebserregend für den Menschen eingestuft, insbesondere in hohen Konzentrationen oder bei langfristiger Exposition. Schon bei geringen Konzentrationen können bei empfindlichen Personen gesundheitliche Beschwerden auftreten.

Gesundheitsrisiken durch Formaldehyd:

  • Atemwegsreizungen: Formaldehyd kann die Schleimhäute von Nase, Rachen und Lunge reizen. Symptome wie Husten, Brennen in der Nase, Halskratzen oder Atembeschwerden sind häufige Anzeichen für eine Formaldehydbelastung.
  • Augenreizungen: Tränende oder brennende Augen können durch Formaldehyd verursacht werden, da das Gas die Schleimhäute der Augen reizt.
  • Allergien: Menschen, die empfindlich auf chemische Substanzen reagieren, können bei Formaldehydbelastung allergische Reaktionen entwickeln, die sich in Hautausschlägen oder Juckreiz äußern können.
  • Langfristige Gesundheitsgefahren: Bei dauerhafter Exposition gegenüber hohen Formaldehydkonzentrationen steigt das Risiko für chronische Atemwegserkrankungen und sogar für Krebs, insbesondere von Nasen-Rachen-Raum und Atemwegen.

Grenzwerte: In Deutschland gibt es Richtwerte, die die maximale Konzentration von Formaldehyd in der Raumluft vorgeben. Der empfohlene Richtwert für Wohnräume liegt bei 0,1 ppm (parts per million) oder 100 µg/m³. Werte oberhalb dieses Grenzwertes gelten als gesundheitlich bedenklich.

3. Wie wird eine Raumluftmessung auf Formaldehyd durchgeführt?

Um sicherzustellen, dass die Formaldehydkonzentration in der Raumluft gesundheitlich unbedenklich ist, kann eine Raumluftmessung auf Formaldehyd durchgeführt werden. Es gibt verschiedene Methoden, um die Konzentration von Formaldehyd in der Luft zu messen, von einfachen Heimtests bis hin zu professionellen Messungen durch Experten.

a) Einfacher Selbsttest auf Formaldehyd

Es gibt im Handel Formaldehyd-Selbsttests, die für den Heimgebrauch geeignet sind. Diese Tests bestehen oft aus Teststreifen, die auf Formaldehyd reagieren. Sie werden einfach in den betroffenen Raum gehängt oder platziert, und nach einer bestimmten Zeit zeigt der Teststreifen durch Farbänderung die Formaldehydkonzentration an. Diese Tests geben jedoch meist nur grobe Anhaltspunkte und sind weniger präzise als professionelle Messungen.

b) Professionelle Raumluftmessung

Für genaue Ergebnisse ist eine professionelle Messung durch einen Raumluft-Experten oder Sachverständigen die beste Wahl. Bei dieser Methode wird die Raumluft mit speziellen Geräten wie Luftprobenahmesystemen oder Formaldehyd-Detektoren gemessen. Diese Geräte erfassen die Formaldehydkonzentration in der Raumluft über einen bestimmten Zeitraum, in der Regel mehrere Stunden, um Schwankungen in der Konzentration zu berücksichtigen.

Eine professionelle Messung umfasst folgende Schritte:

  • Vorbereitung des Raumes: Vor der Messung sollte der Raum gut vorbereitet werden. Fenster und Türen sollten für eine bestimmte Zeit geschlossen bleiben, um die Konzentration der vorhandenen Luft zu erfassen, ohne dass frische Luft von außen einströmt.
  • Messung: Die Messgeräte werden im Raum platziert, und die Formaldehydkonzentration wird über einen bestimmten Zeitraum erfasst. Je nach Methode kann die Messung sofort oder nach einigen Stunden ausgewertet werden.
  • Analyse der Ergebnisse: Die Ergebnisse der Messung werden in ppm (parts per million) oder µg/m³ angegeben und mit den geltenden Grenzwerten verglichen. Falls die Konzentration zu hoch ist, werden entsprechende Maßnahmen zur Reduzierung empfohlen.

4. Maßnahmen zur Reduzierung von Formaldehyd in der Raumluft

Wenn die Formaldehydkonzentration in der Raumluft erhöht ist, gibt es verschiedene Maßnahmen, um die Belastung zu senken:

a) Regelmäßiges Lüften

Eine der einfachsten und effektivsten Methoden, um die Formaldehydkonzentration zu senken, ist das regelmäßige Stoßlüften. Mehrmals täglich für etwa 10 bis 15 Minuten alle Fenster weit zu öffnen, sorgt für einen vollständigen Luftaustausch und reduziert die Formaldehydbelastung erheblich.

b) Vermeidung von Formaldehyd-haltigen Produkten

Vermeide den Einsatz von Produkten, die Formaldehyd freisetzen können. Dazu gehören Möbel aus Spanplatten oder MDF, die nicht speziell als formaldehydfrei gekennzeichnet sind, sowie bestimmte Farben, Lacke und Reinigungsmittel. Achte beim Kauf neuer Möbel oder Baustoffe auf Formaldehydfreie Zertifizierungen wie den Blauen Engel.

c) Einsatz von Luftreinigern

Luftreiniger mit Aktivkohlefiltern oder HEPA-Filtern können helfen, Formaldehyd und andere Schadstoffe aus der Raumluft zu entfernen. Diese Geräte ziehen die belastete Luft durch spezielle Filter und reinigen sie, bevor sie zurück in den Raum geleitet wird.

d) Sorgfältige Wahl von Textilien

Textilien wie Teppiche, Vorhänge oder Polstermöbel sollten sorgfältig ausgewählt werden. Entscheide dich für Produkte, die speziell als schadstofffrei gekennzeichnet sind, oder wasche neue Textilien vor der Verwendung, um eventuell vorhandene Chemikalien zu reduzieren.

5. Fazit: Raumluftmessung auf Formaldehyd schützt deine Gesundheit

Formaldehyd ist in vielen Haushalten präsent, aber es kann ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen, wenn es in zu hohen Konzentrationen in der Raumluft vorkommt. Eine regelmäßige Raumluftmessung auf Formaldehyd ist eine wichtige Maßnahme, um die Luftqualität in deinem Zuhause zu überprüfen und potenzielle Gesundheitsrisiken zu minimieren. Durch gezielte Maßnahmen wie regelmäßiges Lüften, den Einsatz von Luftreinigern und die Vermeidung von formaldehydhaltigen Produkten lässt sich die Belastung effektiv reduzieren. Sorge dafür, dass deine Raumluft stets frisch und gesund bleibt – für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden.

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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