Prüfung mit einem Anemometer: Luftströmungen messen und Leckagen aufspüren

Luftströmungen sind in Gebäuden allgegenwärtig, sei es durch Fenster, Türen, Lüftungssysteme oder natürliche Belüftung. Doch in vielen Fällen können ungewollte Luftbewegungen, wie Zugluft oder Leckagen, zu Energieverlusten, einem schlechten Raumklima und sogar Feuchtigkeitsschäden führen. Eine der einfachsten und effektivsten Methoden, um Luftströmungen zu messen und Leckagen aufzuspüren, ist die Verwendung eines Anemometers.

In diesem Blogartikel erfährst du, was ein Anemometer ist, wie es funktioniert und wie du es zur Überprüfung von Luftströmungen in deinem Zuhause oder Gewerbegebäude einsetzen kannst, um potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben.

1. Was ist ein Anemometer?

Ein Anemometer ist ein Messgerät, das zur Bestimmung der Luftgeschwindigkeit und Luftströmungsrichtung eingesetzt wird. Ursprünglich wurde es entwickelt, um die Windgeschwindigkeit im Freien zu messen, aber heutzutage wird es auch in Gebäuden zur Erfassung von Luftströmungen verwendet. Es gibt verschiedene Typen von Anemometern, darunter:

  • Schalenanemometer: Hierbei wird die Luftgeschwindigkeit durch die Drehbewegung von Schalen gemessen, die durch den Wind angetrieben werden.
  • Flügelradanemometer: Dieses Gerät hat ein kleines Flügelrad, das sich durch den Luftstrom dreht. Die Drehgeschwindigkeit wird gemessen und in die Luftgeschwindigkeit umgerechnet.
  • Heißdrahtanemometer: Bei diesem Typ wird die Veränderung der Temperatur eines erhitzten Drahts durch den Luftstrom gemessen, um die Luftgeschwindigkeit zu bestimmen.
  • Ultraschallanemometer: Dieses Gerät nutzt Ultraschallwellen, um die Luftgeschwindigkeit präzise zu messen. Es wird häufig in professionellen Anwendungen eingesetzt.

Für den Hausgebrauch und zur Überprüfung von Luftströmungen in Gebäuden ist das Flügelradanemometer am weitesten verbreitet, da es einfach zu bedienen und relativ kostengünstig ist.

2. Warum ist die Messung von Luftströmungen wichtig?

Luftströmungen können in einem Gebäude viele verschiedene Ursachen haben, darunter undichte Fenster, Türen, fehlerhafte Dichtungen oder unzureichend isolierte Stellen. Unkontrollierte Luftbewegungen führen oft zu Zugluft, Energieverlusten und einem unangenehmen Wohnklima. Besonders in modernen, energieeffizienten Häusern, die luftdicht gebaut sind, können ungewollte Luftströme zu erheblichen Problemen führen.

Typische Probleme durch unkontrollierte Luftströmungen:

  • Energieverluste: Wenn warme Luft im Winter aus einem Gebäude entweicht oder kalte Luft ungehindert in das Gebäude eindringt, wird mehr Energie benötigt, um die Räume zu heizen. Dies führt zu höheren Heizkosten.
  • Schlechte Luftqualität: Unzureichende oder falsche Lüftung kann die Luftqualität im Inneren eines Gebäudes verschlechtern. Besonders in stark luftdichten Gebäuden kann sich die Luftqualität schnell verschlechtern, wenn keine kontrollierte Belüftung stattfindet.
  • Feuchtigkeitsprobleme: Luftströmungen, die an kalten Stellen oder Kältebrücken im Gebäude kondensieren, führen zu Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung.

3. Wie funktioniert ein Anemometer?

Das Flügelradanemometer, das häufig zur Messung von Luftströmungen im Innenraum verwendet wird, besteht aus einem kleinen Flügelrad, das sich durch den Luftstrom dreht. Die Geschwindigkeit der Rotation wird elektronisch gemessen und in eine Luftgeschwindigkeit umgerechnet, die in Metern pro Sekunde (m/s) oder Kilometern pro Stunde (km/h) angegeben wird.

  • Luftströmungsmessung: Das Anemometer wird in den Luftstrom gehalten, und die gemessene Luftgeschwindigkeit wird auf einem Display angezeigt. Je nach Anemometer-Modell kann auch die Temperatur oder die Strömungsrichtung gemessen werden.
  • Leckagen aufspüren: Um undichte Stellen zu finden, wird das Anemometer entlang von Fenstern, Türen oder anderen potenziellen Leckagen gehalten. Sobald eine erhöhte Luftgeschwindigkeit gemessen wird, deutet dies auf einen unkontrollierten Luftstrom und somit auf eine undichte Stelle hin.

4. Anwendungsbereiche eines Anemometers

Ein Anemometer kann in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, sowohl im privaten als auch im gewerblichen Umfeld. Hier sind einige der häufigsten Anwendungsbereiche:

a) Überprüfung der Luftdichtheit von Gebäuden

Die Luftdichtheit eines Gebäudes ist entscheidend für seine Energieeffizienz. Mit einem Anemometer lassen sich undichte Stellen an Fenstern, Türen, Dächern und Wänden aufspüren. Besonders nützlich ist dies bei der Durchführung eines Blower-Door-Tests, bei dem das Gebäude auf Unterdruck gesetzt wird, um undichte Stellen besser sichtbar zu machen.

b) Kontrolle von Lüftungssystemen

Moderne Häuser und Wohnungen sind oft mit Lüftungssystemen ausgestattet, die für einen kontinuierlichen Luftaustausch sorgen. Ein Anemometer kann verwendet werden, um die Luftgeschwindigkeit und den Luftdurchfluss in Lüftungskanälen zu messen. Dadurch lässt sich überprüfen, ob die Lüftungsanlage ordnungsgemäß funktioniert und ausreichenden Luftaustausch gewährleistet.

c) Erkennung von Zugluft

Ein häufiger Grund für unangenehmes Raumklima ist Zugluft, die oft durch undichte Fenster oder Türen entsteht. Mit einem Anemometer kannst du Zugluftquellen identifizieren und gezielt beheben, indem du Dichtungen erneuerst oder die Fenster besser abdichtest.

d) Feuchtigkeitsprobleme lokalisieren

Luftströmungen, die an Kältebrücken kondensieren, führen zu Feuchtigkeitsansammlungen und Schimmelbildung. Mit einem Anemometer lassen sich potenzielle Kältebrücken und die damit verbundenen Luftströmungen schnell identifizieren, sodass Maßnahmen zur Dämmung oder Abdichtung ergriffen werden können.

e) Messung von Außenluftströmungen

Neben der Verwendung im Innenraum kann ein Anemometer auch im Freien eingesetzt werden, um die Windgeschwindigkeit zu messen. Dies kann besonders hilfreich sein, wenn du Bau- oder Sanierungsmaßnahmen planst und die Windverhältnisse berücksichtigen musst.

5. Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verwendung eines Anemometers

Wenn du ein Anemometer zur Überprüfung von Luftströmungen und Leckagen in deinem Gebäude verwenden möchtest, solltest du die folgenden Schritte befolgen:

a) Gerät vorbereiten

Schalte das Anemometer ein und wähle die gewünschte Maßeinheit (z. B. Meter pro Sekunde oder Kilometer pro Stunde). Stelle sicher, dass das Flügelrad frei rotieren kann und das Gerät funktionsfähig ist.

b) Messbereich festlegen

Überlege, welche Bereiche des Gebäudes überprüft werden sollen. Konzentriere dich auf potenzielle Schwachstellen wie Fenster, Türen, Lüftungsschlitze und Dachdurchführungen.

c) Luftströmung messen

Halte das Anemometer an die betroffenen Stellen und messe die Luftgeschwindigkeit. Achte darauf, das Gerät in verschiedenen Positionen zu halten, um eventuelle Leckagen genau zu lokalisieren.

d) Undichtigkeiten identifizieren

Wenn du an bestimmten Stellen eine erhöhte Luftgeschwindigkeit feststellst, deutet dies auf eine undichte Stelle hin. Notiere dir diese Stellen, damit du sie später abdichten oder reparieren kannst.

e) Maßnahmen ergreifen

Sobald undichte Stellen identifiziert wurden, können gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Dies kann das Erneuern von Fensterdichtungen, das Abdichten von Fugen oder das Isolieren von Kältebrücken umfassen.

6. Vorteile der Verwendung eines Anemometers

Ein Anemometer bietet zahlreiche Vorteile, wenn es um die Überprüfung von Luftströmungen und das Aufspüren von Leckagen geht:

  • Einfache Handhabung: Anemometer sind in der Regel leicht und einfach zu bedienen, auch für Laien.
  • Schnelle Ergebnisse: Die Messungen sind sofort sichtbar, sodass du direkt auf potenzielle Probleme reagieren kannst.
  • Präzision: Ein Anemometer liefert genaue Informationen über die Luftgeschwindigkeit und hilft dir, die Ursache für Zugluft und Luftlecks zu finden.
  • Energieeinsparung: Durch das rechtzeitige Erkennen und Beheben von Leckagen kannst du Energieverluste reduzieren und Heizkosten sparen.

7. Fazit: Ein Anemometer als nützliches Werkzeug für Luftströmungsprüfungen

Ein Anemometer ist ein wertvolles Werkzeug, um Luftströmungen in Gebäuden zu messen und Leckagen aufzuspüren. Es ermöglicht dir, ungewollte Luftbewegungen zu identifizieren, Energieverluste zu reduzieren und das Raumklima zu verbessern. Egal, ob du ein einfaches Flügelradanemometer zur Überprüfung von Fensterdichtungen oder ein professionelles Gerät zur Überwachung von Lüftungssystemen verwendest – das Anemometer ist ein unverzichtbares Hilfsmittel für jeden, der die Luftdichtheit und Effizienz seines Gebäudes optimieren möchte.

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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