Partielle Schimmelbildung hinter dem Kleiderschrank: Ursachen und Lösungen

Eine junge Familie hat ein Einfamilienhaus aus den 1970er Jahren gekauft und übernommen. Das Haus war teilmöbliert, da die Vorbesitzer, ein älteres Ehepaar, einige Möbelstücke zurückgelassen haben. Darunter auch ein massiver Kleiderschrank aus Holz, der in der Schlafstube direkt an einer Außenwand stand. Nach der Räumung des Schrankes machte die Familie eine unangenehme Entdeckung: Hinter dem Schrank hatte sich ein massiver, rechteckiger Schimmelbefall entwickelt – exakt in den Abmessungen des Möbelstücks. Wie konnte es dazu kommen? Was sind die Ursachen für Schimmelbildung hinter Möbelstücken und wie kann man dies zukünftig verhindern?

Schimmelbildung hinter Möbeln: Die Ursachen im Detail

Der partielle Schimmelbefall hinter dem Kleiderschrank lässt sich auf mehrere bauliche und wohnklimatische Faktoren zurückführen, die in vielen älteren Gebäuden zu finden sind. Der Hauptgrund für den Befall ist das fehlende Gleichgewicht zwischen der Raumwärme und der Feuchtigkeitsabfuhr an der Außenwand hinter dem Schrank. Möbel, die dicht an Außenwänden platziert werden, schaffen häufig die idealen Bedingungen für Schimmelbildung.

1. Fehlende Hinterlüftung und geringe Oberflächentemperaturen

Ein Kleiderschrank, besonders ein massiver aus Holz, der ohne ausreichenden Abstand direkt an einer Außenwand steht, verhindert, dass sich warme Raumluft hinter dem Möbelstück bewegt. Die Hinterlüftung, also die Zirkulation von warmer Luft hinter dem Schrank, ist nicht mehr gegeben, was bedeutet, dass dieser Bereich nicht mehr ausreichend erwärmt wird.

Wird dieser Bereich der Wand von der Raumwärme „abgeschnitten“, sinkt die Oberflächentemperatur der Wand rapide ab. Insbesondere in der kalten Jahreszeit kann die Temperatur auf Werte unterhalb der kritischen Grenze von 12,6 °C fallen. Dies ist der Punkt, an dem die Luft nicht mehr in der Lage ist, die Feuchtigkeit zu halten, und es kommt zu Kondensation. Kondensierte Feuchtigkeit sammelt sich an den kalten Oberflächen und bildet einen idealen Nährboden für Schimmelpilze.

2. Schlafräume und hohe Feuchtigkeit

Schlafräume sind oft besonders anfällig für Feuchtigkeitsprobleme, da sie während der Nacht von den Bewohnern stark beansprucht werden. Jeder Mensch gibt durch Atemluft und Schweiß während des Schlafs etwa 1 bis 1,5 Liter Feuchtigkeit pro Nacht ab. Diese Feuchtigkeit reichert sich in der Raumluft an, vor allem wenn das Zimmer nachts nicht ausreichend gelüftet oder beheizt wird.

Wenn die Raumtemperatur nachts absinkt oder bei geöffneten Fenstern geschlafen wird, kann die Luft nur noch wenig Feuchtigkeit aufnehmen. Überschüssige Feuchtigkeit kondensiert daher besonders leicht an kühleren Oberflächen, wie zum Beispiel den unzureichend belüfteten und isolierten Bereichen hinter großen Möbelstücken.

3. Wärmebrücken und unzureichende Dämmung

Wärmebrücken, also Bereiche in der Gebäudehülle, an denen die Wärme schneller nach außen transportiert wird, sind häufige Ursachen für Schimmelbildung. Diese können durch bauliche Mängel entstehen, die in Häusern aus den 1970er Jahren oft vorkommen. Besonders in älteren Gebäuden, die nicht ausreichend gedämmt sind, treten an den Außenwänden solche Wärmebrücken auf.

Die ungedämmte Außenwand hinter dem Schrank kühlt schneller ab als die restlichen Wände, was zu einer niedrigeren Oberflächentemperatur und damit zu Kondensation führt. Je nach Material der Wandverkleidung – beispielsweise Raufasertapete, die aus organischen Holzpartikeln besteht – kann der Schimmel besonders schnell wachsen.

Ein geschlossenes Möbelstück als „Innendämmung“

Ein großer Kleiderschrank, der vollgepackt ist und an der Außenwand steht, fungiert wie eine Innendämmung. Da er keinen Luftaustausch zulässt, kann sich die Wärme aus dem Raum nicht gleichmäßig auf die Wand hinter dem Schrank übertragen. Die Vorderseite des Schranks wird erwärmt, aber die Rückseite bleibt kalt. Dies führt zu einem deutlichen Temperaturunterschied, der die Feuchtigkeit hinter dem Schrank begünstigt.

Besonders problematisch ist es, wenn der Schrank direkt an der Wand steht, ohne jeglichen Abstand. In diesem Fall hat der Bereich hinter dem Schrank keinen Zugang zu warmer Raumluft, wodurch sich Kälte staut und die Wandtemperatur immer weiter absinkt. Die eingeschlossene Feuchtigkeit kann nicht mehr entweichen, und es kommt zu Schimmelbildung.

Warum Schimmel oft erst nach der Räumung entdeckt wird

Die Schimmelbildung hinter großen Möbelstücken wird häufig erst entdeckt, wenn diese umgestellt oder entfernt werden. Die eingeschränkte Luftzirkulation, kombiniert mit der isolierenden Wirkung eines vollgepackten Schrankes, führt dazu, dass der Schimmel oft lange unbemerkt bleibt. Während der Schrank vorderseitig in einem einwandfreien Zustand erscheint, kann sich hinter der Rückwand ein regelrechter Schimmelteppich ausbreiten.

Dies ist ein häufiges Problem bei der Übernahme möblierter Wohnungen oder Häuser, wie es in diesem Fall der Familie passiert ist. Möbelstücke, die über Jahre an derselben Stelle stehen, kaschieren oft Schimmelprobleme, die erst sichtbar werden, wenn das Mobiliar entfernt wird.

Lösungsmöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen

Um Schimmelbefall hinter Möbelstücken zu verhindern oder zu beheben, sollten die folgenden Maßnahmen beachtet werden:

  1. Ausreichender Abstand zur Wand: Möbel sollten immer mit einem ausreichenden Abstand von etwa 5–10 cm zur Wand aufgestellt werden, um die Luftzirkulation hinter dem Möbelstück zu gewährleisten. Dies verhindert, dass sich Feuchtigkeit staut und die Wand zu stark abkühlt.
  2. Regelmäßiges Lüften und Heizen: Eine ausreichende Belüftung der Räume ist essenziell, besonders in Schlafräumen. Es sollte regelmäßig stoßgelüftet werden, um die Feuchtigkeit aus der Raumluft nach draußen zu leiten. In der Heizperiode ist es wichtig, die Raumtemperatur konstant zu halten, um das Absinken der Wandtemperaturen zu verhindern.
  3. Vermeidung von Wärmebrücken: Sollten bauliche Mängel wie Wärmebrücken vorhanden sein, ist es ratsam, diese beheben zu lassen. Dies kann durch das Dämmen der Außenwände oder durch andere bauliche Maßnahmen erreicht werden.
  4. Feuchtigkeitsregulierung im Raum: Mit einem Hygrometer lässt sich die Luftfeuchtigkeit im Raum leicht kontrollieren. Eine relative Luftfeuchtigkeit von 40–60 % ist ideal. Bei höheren Werten sollte gelüftet oder ein Luftentfeuchter eingesetzt werden.
  5. Regelmäßige Inspektion der Wände hinter Möbeln: Auch wenn die Möbelstücke nicht bewegt werden, sollte man regelmäßig hinter sie schauen, um mögliche Anzeichen von Schimmel frühzeitig zu erkennen.

Fazit

Der partielle Schimmelbefall hinter einem Kleiderschrank an der Außenwand eines Altbaus ist ein typisches Problem, das durch unzureichende Belüftung und Wärmezirkulation entsteht. Besonders in älteren Häusern, die nicht ausreichend gedämmt sind, führt die Kombination aus großen Möbelstücken, fehlender Luftzirkulation und kalten Außenwänden häufig zu Schimmelbildung. Um solche Probleme zu vermeiden, sollten Möbelstücke nie direkt an die Wand gestellt werden, und eine regelmäßige Belüftung der Räume ist unerlässlich.

Haben Sie ähnliche Probleme in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus? Unser Sachverständigenbüro unterstützt Sie gerne bei der Ursachenanalyse und der Schimmelbeseitigung.

Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4, 06295 Lutherstadt Eisleben
Telefon: 0177 – 4007130
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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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