Massiver Schimmelschaden in einer leerstehenden Wohnung – Ursachen und Maßnahmen

In einem Wohnblock aus den fünfziger Jahren wurde ein massiver Schimmelschaden in einer leerstehenden Wohnung entdeckt. Besonders auffällig ist die Schimmelbildung an den Decken aller Räume, was auf den fehlenden Dämmstandard der obersten Geschossdecke und die unzureichende Beheizung der leerstehenden Wohnung zurückzuführen ist. Die baulichen Gegebenheiten und die mangelnde Wärmedämmung haben zu erheblichen Feuchtigkeitsproblemen geführt, die in einer massiven Schimmelpilzbildung resultierten.

Ausgangssituation: Kaltdach und ungedämmte oberste Geschossdecke

Die Wohnung befindet sich unter einem nicht gedämmten Kaltdach. Die Dachkonstruktion eines Kaltdachs aus der Zeit der fünfziger Jahre zeichnet sich dadurch aus, dass der Dachboden als Trockenboden genutzt wurde. Diese Dachkonstruktion ermöglicht eine Belüftung zwischen Dachhaut und Dachboden, die zu einem kontinuierlichen Austausch der Luft führt. Diese Bauweise war damals üblich, aber nicht auf die heutigen Energieanforderungen abgestimmt.

Seit 2016 ist es laut dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) Pflicht, bei Vermietungsobjekten die oberste Geschossdecke zu dämmen, um Energieverluste zu minimieren. Ungedämmte Geschossdecken führen dazu, dass wertvolle Heizenergie aus dem darunterliegenden Wohnbereich in den kalten Dachboden entweicht. Dadurch wird die Raumluft an den Decken stark abgekühlt, was das Risiko von Kondensationsfeuchte und Schimmelbildung erheblich erhöht. Ziel der Dämmung ist es, den Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) zu senken und so den Wärmeverlust zu minimieren.

Feuchteproblematik und Kondensation: Schimmelbildung an der Decke

In der leerstehenden Wohnung, die zudem nicht beheizt wurde, hat sich an den Decken aller Räume Schimmelpilz gebildet. Diese Schimmelbildung ist auf die fehlende Dämmung der obersten Geschossdecke zurückzuführen, wodurch die Deckenflächen auf Temperaturen unterhalb der kritischen Oberflächentemperatur von 12,6 °C abkühlen. Die Norm gibt diesen Temperaturwert an, da bei Unterschreitung dieser Grenze Feuchte aus der Raumluft kondensiert und sich an den kalten Oberflächen niederschlägt.

Der Sachverständige, der die Wohnung mit einer Thermographiekamera untersuchte, stellte fest, dass große Bereiche der Decke auf Temperaturen von unter 10 °C abgekühlt waren. Dies ist ein typischer Indikator für eine schlecht gedämmte oder ungedämmte Geschossdecke. Diese deutliche Unterschreitung der empfohlenen Oberflächentemperatur führt zu einer dauerhaften Kondensation von Feuchtigkeit, die ideale Bedingungen für Schimmelpilze schafft.

Thermographie: Einblick in die Temperaturverteilung

Eine Thermographieaufnahme bietet wertvolle Informationen über die Temperaturverteilung an den Oberflächen eines Gebäudes. In diesem Fall wurden mit der Thermographiekamera kalte Bereiche an den Deckenflächen der Wohnung sichtbar gemacht. Thermographische Untersuchungen sind ein gängiges Verfahren, um Wärmebrücken und ungedämmte Bauteile zu identifizieren. In der betroffenen Wohnung konnte die Thermographie klar aufzeigen, dass die kalten Deckenbereiche durch eine fehlende Dämmung der obersten Geschossdecke entstanden sind. Der Wärmefluss von den beheizten Räumen durch die ungedämmte Decke in den kalten Dachboden verstärkt diesen Effekt.

Die Rolle der Wärmedämmung: U-Wert und Energieeinsparung

Die fehlende Dämmung der obersten Geschossdecke hat nicht nur den massiven Schimmelbefall begünstigt, sondern auch einen erheblichen Energieverlust verursacht. Eine gedämmte Geschossdecke hätte den U-Wert, also den Wärmedurchgangskoeffizienten, deutlich reduziert und damit den Wärmeverlust in den Dachboden minimiert. Ein niedriger U-Wert sorgt dafür, dass weniger Wärme durch die Decke entweicht, was die Innenräume wärmer hält und somit auch das Risiko der Kondensation und Schimmelbildung deutlich verringert.

Die gesetzliche Pflicht zur Dämmung der obersten Geschossdecke in Mietobjekten nach dem GEG ist ein entscheidender Schritt, um solche Schäden in Zukunft zu verhindern. Laut GEG müssen Geschossdecken, die an unbeheizte Dachräume grenzen, so gedämmt werden, dass ein U-Wert von maximal 0,24 W/(m²·K) erreicht wird. Dies spart nicht nur Heizkosten, sondern schützt auch die Bausubstanz vor Schäden durch Feuchtigkeit und Schimmelbefall.

Kondensation als Hauptursache für Schimmel

Kondensationsfeuchtigkeit entsteht, wenn warme, feuchte Raumluft auf kalte Oberflächen trifft und die Feuchtigkeit aus der Luft dort auskondensiert. Dies geschieht bevorzugt an Wärmebrücken, die in diesem Fall durch die ungedämmte Decke entstehen. Die leerstehende Wohnung wurde nicht beheizt, sodass sich die Temperaturen im Inneren stark abgekühlt haben. Die kalte Raumluft konnte keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen, weshalb sie sich an den kältesten Stellen der Decke abgesetzt hat. Diese Kondensationsfeuchte führte schließlich zu einem idealen Nährboden für Schimmelpilze.

Die Schimmelbildung konnte in diesem Fall besonders stark ausfallen, da die Wohnung über einen längeren Zeitraum unbewohnt und unbeheizt war. Ohne die regelmäßige Beheizung und Belüftung, die notwendig ist, um Feuchtigkeit aus den Räumen zu transportieren, stieg die Luftfeuchtigkeit in den betroffenen Räumen an. In Verbindung mit den kalten Deckenflächen führte dies zu einer großflächigen Schimmelbildung, die durch die hohe Feuchtebelastung begünstigt wurde.

Maßnahmen zur Vermeidung von Schimmelschäden

Um solche Schimmelschäden zu verhindern, sind verschiedene Maßnahmen notwendig:

  1. Dämmung der obersten Geschossdecke: Die wichtigste Maßnahme ist die fachgerechte Dämmung der obersten Geschossdecke, um den U-Wert zu reduzieren und den Wärmeverlust zu minimieren. Eine Dämmung verhindert, dass warme Luft aus den beheizten Räumen in den kalten Dachboden entweicht, und hält die Raumlufttemperaturen auf einem Niveau, bei dem keine Kondensation auftritt.
  2. Regelmäßige Beheizung und Belüftung: Besonders in leerstehenden Wohnungen ist es wichtig, die Raumtemperatur auf einem konstanten Niveau zu halten. Dies verhindert, dass die Oberflächentemperaturen zu stark absinken. Stoßlüften sollte regelmäßig erfolgen, um überschüssige Feuchtigkeit aus der Raumluft nach draußen zu leiten.
  3. Thermographie zur Früherkennung von Problemzonen: Thermographische Untersuchungen helfen dabei, Wärmebrücken und ungedämmte Bereiche im Gebäude frühzeitig zu erkennen. So können bauliche Mängel rechtzeitig behoben werden, bevor es zu schwerwiegenden Schäden wie Schimmelbildung kommt.
  4. Feuchtemanagement: Ein wirksames Feuchtemanagement ist essenziell, um das Risiko von Kondensationsfeuchtigkeit und Schimmelbildung zu reduzieren. Hierzu gehört die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit durch Hygrometer sowie die gezielte Belüftung in regelmäßigen Abständen.

Fazit

Der massive Schimmelschaden in der leerstehenden Wohnung des Wohnblocks aus den fünfziger Jahren zeigt, wie wichtig eine ausreichende Dämmung der obersten Geschossdecke ist. Die fehlende Dämmung führte zu extremen Wärmeverlusten und begünstigte die Kondensation von Feuchtigkeit, was in der Folge zu einer großflächigen Schimmelpilzbildung führte. Um solche Schäden in Zukunft zu vermeiden, sollten Eigentümer und Vermieter sicherstellen, dass ihre Gebäude den aktuellen energetischen Anforderungen entsprechen und regelmäßig beheizt und belüftet werden.

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Sachverständigenbüro Charles Knepper
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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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