Indikatororganismen für Feuchteschäden: Schimmelpilze als Hinweisgeber auf Feuchtigkeitsprobleme in Innenräumen

Schimmelpilze gehören zu den am weitesten verbreiteten Mikroorganismen in der Umwelt. Sie können überall dort wachsen, wo Feuchtigkeit und organisches Material vorhanden sind. Besonders in Innenräumen stellen sie eine Gefahr dar, wenn sie auf feuchten Oberflächen oder Baumaterialien wachsen. Doch nicht jeder sichtbare Schimmelfleck deutet auf ein schwerwiegendes Problem hin, und oft sind es nicht die sichtbaren Pilze, die das größte Problem darstellen. Vielmehr können bestimmte Schimmelpilzarten – sogenannte Indikatororganismen – ein deutliches Signal dafür sein, dass ein verdeckter Feuchteschaden vorliegt. In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick darauf, welche Schimmelpilze als Indikatororganismen für Feuchtigkeitsschäden gelten und wie sie im Rahmen von Untersuchungen in Innenräumen bewertet werden können.

1. Was sind Indikatororganismen und warum sind sie wichtig?

Indikatororganismen sind spezielle Schimmelpilzarten, die besonders häufig in Verbindung mit Feuchtigkeitsschäden in Gebäuden nachgewiesen werden. Diese Pilze sind in der Lage, auf feuchten oder wassergeschädigten Materialien zu gedeihen und geben deshalb einen deutlichen Hinweis auf das Vorhandensein eines Feuchtigkeitsschadens, auch wenn dieser noch nicht sichtbar ist. Besonders bei verdeckten Schimmelproblemen oder versteckten Feuchteschäden spielen diese Pilze eine zentrale Rolle in der Diagnostik.

Nicht jeder Nachweis von Schimmelpilzsporen in der Raumluft oder in Materialproben deutet auf einen aktiven Befall hin. Da Schimmelpilze überall in der Umwelt vorkommen (ubiquitär), ist es entscheidend, Pilzarten zu identifizieren, die typischerweise nur unter feuchten Bedingungen im Innenraum wachsen. Diese sogenannten Indikatororganismen sind besonders hilfreich, um Feuchtigkeitsschäden einzugrenzen und die Ausbreitung eines möglichen Schimmelbefalls zu bewerten.

2. Ermittlung der Belastung: Qualitative Analyse ist entscheidend

Die Untersuchung von Materialproben ermöglicht den direkten Nachweis eines Schimmelpilzschadens. Luft- und Staubproben hingegen dienen zur Überprüfung, ob im Innenraum eine Quelle für Schimmelpilzsporen vorhanden ist, oder um eine bereits vorhandene Belastung zu quantifizieren. Allerdings reicht die quantitative Erfassung der Schimmelpilze (Gesamtzahl der koloniebildenden Einheiten, KBE) oft nicht aus, um eine klare Aussage über einen möglichen Feuchtigkeitsschaden zu treffen.

Wichtig ist die qualitative Zusammensetzung der Pilzflora, also welche Schimmelpilzarten vorliegen. Bestimmte Pilzarten geben einen klaren Hinweis auf Feuchtigkeit und Schimmelbildung, während andere Pilze auch in der Außenluft oder unter normalen Bedingungen im Innenraum vorkommen können. Eine genaue Differenzierung der Pilze ist daher entscheidend, um normale Hintergrundbelastungen von einem tatsächlichen Feuchtigkeitsschaden zu unterscheiden.

3. Schimmelpilze als Indikatoren für Feuchteschäden

Bestimmte Schimmelpilzarten gelten als zuverlässige Indikatoren für Feuchtigkeitsschäden in Gebäuden, da sie fast ausschließlich unter feuchten Bedingungen wachsen. Das bedeutet, dass schon in geringen Konzentrationen ihr Nachweis darauf hindeutet, dass ein Feuchtigkeitsschaden vorliegt.

Die wichtigsten Schimmelpilzarten, die als Indikatororganismen für Feuchteschäden gelten, sind:

  1. Acremonium spp.
  2. Aspergillus penicillioides
  3. Aspergillus restrictus
  4. Aspergillus versicolor
  5. Chaetomium spp.
  6. Phialophora spp.
  7. Scopulariopsis brevicaulis
  8. Scopulariopsis fusca
  9. Stachybotrys chartarum
  10. Tritirachium (Engyodontium) album
  11. Trichoderma spp.

Der Nachweis dieser Pilze gibt in der Regel einen starken Hinweis auf das Vorhandensein eines aktiven Feuchtigkeitsschadens im Gebäude. Sie wachsen typischerweise auf feuchten Materialien wie Holz, Gipskarton, Putz und Textilien und sind selten in trockenen Umgebungen zu finden.

4. Weitere Pilze mit Hinweis auf Feuchteschäden

Zusätzlich zu den oben genannten Indikatororganismen gibt es Pilzarten, die ebenfalls häufig in Verbindung mit Feuchteschäden auftreten, jedoch auch aus anderen Quellen stammen können. Wenn sie in erhöhten Konzentrationen im Innenraum nachgewiesen werden, im Vergleich zur Außenluft, ist dies ein Hinweis auf eine mögliche Schimmelpilzquelle im Gebäude. Beispiele hierfür sind:

  • Penicillium expansum
  • Wallemia sebi
  • Ulocladium chartarum
  • Cladosporium sphaerospermum

Die Aussagekraft dieser Pilze ist in Bezug auf den Nachweis eines Feuchtigkeitsschadens jedoch geringer, da sie auch unter normalen Bedingungen in der Umgebung vorkommen können. Dennoch sollte ihr Auftreten im Innenraum in Relation zur Außenluft bewertet werden.

5. Die Bedeutung der Probenahme und Bewertung

Für eine fundierte Bewertung eines möglichen Feuchtigkeitsschadens ist es unerlässlich, dass die Probenahme korrekt geplant und durchgeführt wird. Dies umfasst nicht nur die Wahl der Probenahmestellen, sondern auch die Einbeziehung der bauphysikalischen Gegebenheiten des betroffenen Objekts. Eine fehlerhafte Probenahme oder unsachgemäße Interpretation der Ergebnisse kann zu falschen Schlussfolgerungen führen.

Folgende Schritte sind bei der Probenahme besonders wichtig:

  • Probenahmebedingungen: Die Proben müssen unter definierten und kontrollierten Bedingungen entnommen werden, um genaue und vergleichbare Ergebnisse zu erhalten.
  • Bauphysikalische Gegebenheiten: Es muss berücksichtigt werden, wie sich Feuchtigkeit im Gebäude ausbreitet und welche baulichen Mängel zu einer erhöhten Feuchtigkeitsansammlung führen könnten.
  • Vergleich mit der Außenluft: Die Innenraumbelastung sollte immer im Verhältnis zur Außenluft betrachtet werden. Dies hilft, die Quelle der Schimmelpilzbelastung besser einzugrenzen.

6. Zusätzliche Aspekte: Bakterien und Actinomyceten

Neben Schimmelpilzen spielen auch Bakterien eine Rolle bei der Bewertung von Feuchtigkeitsschäden. Bestimmte Bakterienarten, wie Actinomyceten, können ebenfalls Hinweise auf Feuchtigkeitsschäden und mikrobiellen Befall geben. Eine umfassende Bewertung der mikrobiellen Belastung in Innenräumen sollte daher auch diese Mikroorganismen mit einbeziehen. Eine detaillierte Untersuchung der Bakterienbelastung ist ebenfalls geplant und wird in zukünftigen Untersuchungen ergänzt.

Fazit: Schimmelpilze als zuverlässige Indikatoren für Feuchtigkeitsschäden

Indikatororganismen wie Aspergillus versicolor, Stachybotrys chartarum oder Chaetomium spp. sind wertvolle Hilfsmittel, um Feuchtigkeitsschäden in Gebäuden zu erkennen, selbst wenn diese noch nicht sichtbar sind. Ihre Anwesenheit deutet oft auf versteckte Probleme hin, die durch fehlerhafte Baukonstruktionen, mangelnde Belüftung oder Leckagen verursacht werden. Eine genaue Differenzierung der Pilzflora und eine fundierte Bewertung der Probenahmeergebnisse sind entscheidend, um zwischen normalen Hintergrundwerten und tatsächlichen Belastungen zu unterscheiden.

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Feuchtigkeit oder Schimmel in Ihrem Gebäude vorhanden ist, sollten Sie nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Sanierung kann größere Schäden verhindern und Ihre Gesundheit schützen.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf, wenn Sie Fragen oder Bedenken bezüglich Schimmel in Ihrem Zuhause haben:

Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4
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Telefon: 0177 – 4007130
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Quellen:

  • Umweltbundesamt, Schimmelleitfaden 2024​
  • Schimmelpilzsanierungs-Leitfaden​
  • WTA-Merkblatt​

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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