Hohe Neubaufeuchte: Ein häufig unterschätztes Risiko für Schimmelschäden in neuen Gebäuden

In der heutigen Baupraxis wird oft Wert auf Effizienz und Geschwindigkeit gelegt, um Bauprojekte möglichst schnell abzuschließen. Doch diese verkürzten Bauzeiten bergen ein erhebliches Risiko: die Neubaufeuchte. Neubauten, insbesondere Einfamilienhäuser und Wohnungen, enthalten nach der Fertigstellung oft eine erhebliche Menge an Restfeuchte, die durch den Bauprozess in die Bausubstanz eingebracht wurde. Wenn diese Feuchtigkeit nicht richtig abgeführt wird, kann es schnell zu Schimmelschäden kommen. In diesem Blogartikel beleuchten wir die Ursachen, Risiken und wichtigen Maßnahmen zur Vermeidung von Schimmelschäden durch hohe Neubaufeuchte.

Ursachen der Neubaufeuchte

Während der Bauphase wird eine große Menge Wasser in die Bausubstanz eingebracht. Diese Feuchtigkeit stammt aus verschiedenen Quellen:

  • Beton und Estrich: Diese Materialien enthalten viel Wasser, das für das Aushärten und Abbinden notwendig ist. Nach dem Einbau dauert es jedoch lange, bis diese Feuchtigkeit vollständig aus dem Material ausgetreten ist.
  • Putz und Mörtel: Auch Putzarbeiten und das Verfugen von Mauerwerk bringen zusätzliche Feuchtigkeit in das Gebäude.
  • Farben und Lacke: Bei der Endbearbeitung von Wänden und Oberflächen kommen Farben und Lacke zum Einsatz, die ebenfalls Wasser enthalten und zur Erhöhung der Raumfeuchtigkeit beitragen.

Besonders in den kühleren Jahreszeiten, wenn die Luftfeuchtigkeit ohnehin höher ist und die Trocknung langsamer vonstattengeht, bleibt ein großer Teil dieser eingebrachten Feuchtigkeit in der Bausubstanz gebunden.

Risiken durch hohe Neubaufeuchte

Die durch den Bauprozess eingebrachte Feuchtigkeit muss aus dem Gebäude entweichen, um langfristige Schäden zu vermeiden. Wenn dies nicht geschieht, können verschiedene Probleme auftreten:

  1. Schimmelbildung: Einer der gravierendsten Risiken durch hohe Neubaufeuchte ist die Schimmelbildung. In modernen, luftdicht gebauten und gut gedämmten Gebäuden ist die natürliche Feuchtigkeitsabfuhr erschwert, wodurch sich die Feuchtigkeit in der Bausubstanz stauen kann. An kühlen Oberflächen, insbesondere in schlecht belüfteten Bereichen wie hinter Möbeln, kann die Feuchtigkeit kondensieren und Schimmelbildung begünstigen.
  2. Schäden an der Bausubstanz: Langfristig kann die anhaltende Feuchtigkeit auch zu baulichen Schäden führen. Putz und Farben können abblättern, und es können Risse in den Wänden entstehen, wenn die Feuchtigkeit gefriert und das Material ausdehnt.
  3. Gesundheitsrisiken: Schimmelpilze setzen Sporen und Mykotoxine frei, die in die Raumluft gelangen und Atemwegsbeschwerden, Allergien und andere gesundheitliche Probleme verursachen können.

Notwendigkeit eines guten Lüftungskonzepts

Um die durch Neubaufeuchte verursachten Risiken zu minimieren, ist ein durchdachtes Lüftungskonzept unerlässlich. Dieses sollte bereits in der Planungsphase des Gebäudes berücksichtigt und den neuen Eigentümern oder Mietern nach Übergabe des Gebäudes ans Herz gelegt werden.

Wichtige Aspekte eines Lüftungskonzepts:

  • Regelmäßiges Stoßlüften: Während der ersten Monate nach dem Einzug sollte das Gebäude mehrmals täglich für einige Minuten stoßgelüftet werden. Dies ermöglicht einen schnellen Luftaustausch, durch den die feuchte Luft nach außen abtransportiert wird und trockene Luft ins Gebäude gelangt.
  • Kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL): In modernen, energieeffizienten Gebäuden ist oft eine KWL-Anlage eingebaut. Diese sorgt kontinuierlich für frische Luft, ohne dass die Fenster geöffnet werden müssen, und reduziert die Luftfeuchtigkeit auf ein gesundes Maß.
  • Einsatz eines Thermohygrometers: Zur Kontrolle der Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen ist der Einsatz eines Thermohygrometers sinnvoll. Dieses Gerät misst sowohl die Temperatur als auch die relative Luftfeuchtigkeit und gibt so Hinweise darauf, wann gelüftet werden sollte. Ideal ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 % und 60 %.

Besondere Vorsicht bei der Möblierung und Nutzung

Besondere Vorsicht ist bei der Möblierung von Neubauten geboten, da Möbel, die direkt an die Wände gestellt werden, die Luftzirkulation behindern und das Risiko von Feuchtigkeitsansammlungen erhöhen können. Hier einige Tipps:

  • Abstand zu Wänden: Möbelstücke sollten nicht direkt an den Wänden stehen. Ein Abstand von mindestens 5 bis 10 Zentimetern ermöglicht die Luftzirkulation hinter den Möbeln und verhindert, dass sich Feuchtigkeit dort staut.
  • Innenwände beachten: Auch Innenwände speichern Feuchtigkeit und sollten daher nicht durch Möbel oder schwere Vorhänge vollständig abgedeckt werden.
  • Feuchteempfindliche Materialien: Materialien wie Holz oder Textilien nehmen Feuchtigkeit besonders schnell auf und sollten daher nicht in direktem Kontakt mit potenziell feuchten Oberflächen stehen.

Dauer der Austrocknung und Vorsichtsmaßnahmen

Die Austrocknung eines Neubaus kann je nach Jahreszeit, Bauweise und eingesetzten Materialien zwischen einem und zwei Jahren dauern. Während dieser Zeit ist es besonders wichtig, auf Anzeichen von Feuchtigkeit und Schimmelbildung zu achten.

Wichtige Vorsichtsmaßnahmen:

  • Regelmäßige Inspektion: Eigentümer und Mieter sollten regelmäßig hinter Möbeln, in Ecken und in schwer zugänglichen Bereichen nach Anzeichen von Feuchtigkeit oder Schimmel suchen.
  • Beheizen der Räume: Alle Räume, auch solche, die nicht ständig genutzt werden, sollten während der Austrocknungsphase beheizt werden, um die Trocknung zu unterstützen und Kondensation zu verhindern.
  • Kommunikation mit Bauträgern: Bauträger und Bauunternehmen sollten die neuen Eigentümer und Mieter offen über die Risiken der Neubaufeuchte informieren und praktische Hinweise zur richtigen Lüftung und Beheizung geben. Eine offene Kommunikation kann helfen, spätere Streitigkeiten und Ärger zu vermeiden.

Fazit: Neubaufeuchte ernst nehmen und aktiv handeln

Hohe Neubaufeuchte ist ein ernstzunehmendes Problem, das bei unsachgemäßer Handhabung zu erheblichen Schimmelschäden und langfristigen Schäden an der Bausubstanz führen kann. Ein durchdachtes Lüftungskonzept, die richtige Möblierung und regelmäßige Kontrollen sind entscheidend, um diese Risiken zu minimieren. Bauträger und Bauunternehmen haben hier eine Verantwortung, die Eigentümer und Mieter umfassend zu informieren und anzuleiten, wie sie mit der Neubaufeuchte umgehen sollten.

Wenn Sie Fragen zur Neubaufeuchte oder zur Vermeidung von Schimmelschäden haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:

Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4
06295 Lutherstadt Eisleben
Funk: 0177 – 4007130
E-Mail: gutachter-knepper@online.de
Webseiten: Schimmelhilfe24.de, Holzschutz-Gutachten24.de, Gutachter-Knepper.de, Bauschaden24.eu

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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