Flankendiffusion – Ursachen für Feuchteschäden und Schimmelbildung in Gebäuden

Feuchteschäden und Schimmelbildung in Gebäuden sind weit verbreitete Probleme, die oft auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind. Eine dieser Ursachen, die in der Baupraxis häufig übersehen wird, ist die sogenannte Flankendiffusion. Sie kann in gut gedämmten und modernen Gebäuden genauso auftreten wie in älteren Bauten. Doch was genau ist Flankendiffusion, wie entsteht sie und welche Maßnahmen können ergriffen werden, um Feuchteschäden und Schimmelbildung zu vermeiden?

In diesem Blogbeitrag klären wir, was Flankendiffusion ist, wie sie zu Feuchtigkeitsschäden führen kann und welche baulichen Maßnahmen zur Vorbeugung und Sanierung ergriffen werden können.

1. Was ist Flankendiffusion?

Flankendiffusion beschreibt den Transport von Feuchtigkeit durch Bauteile, die indirekt an Bereiche mit hoher Feuchtigkeit angrenzen. Normalerweise wird bei der Planung von Bauwerken die direkte Diffusion von Feuchtigkeit durch ein Bauteil berücksichtigt – beispielsweise durch Wände oder Dächer. Bei der Flankendiffusion handelt es sich jedoch um den Feuchtigkeitseintrag über angrenzende, flankierende Bauteile.

Diese Form des Feuchtigkeitstransports kann auftreten, wenn benachbarte Bauteile unterschiedliche physikalische Eigenschaften aufweisen oder unzureichend abgedichtet sind. Besonders problematisch ist dies in Bereichen mit hoher Feuchtigkeitsbelastung, wie Badezimmern, Küchen, Kellerräumen oder Außenwänden.

Flankendiffusion tritt häufig in folgenden Situationen auf:

  • Anschlüsse zwischen Wand und Decke oder Wand und Boden: Feuchtigkeit kann aus feuchten Bereichen über angrenzende Bauteile in eigentlich trockene Räume eindringen.
  • Durchdringung von Dämmmaterialien: Wenn eine Dämmung nicht korrekt ausgeführt ist, kann sich Feuchtigkeit zwischen den Dämmschichten ausbreiten und in angrenzende Räume diffundieren.
  • Fensteranschlüsse: Schlechte Abdichtungen oder Dichtungsfehler an Fensterrahmen führen häufig zu Flankendiffusion, insbesondere bei stark wetterbelasteten Außenwänden.

2. Wie entsteht Flankendiffusion?

Flankendiffusion entsteht durch Dampfdruckunterschiede zwischen verschiedenen Bereichen eines Gebäudes. Warme, feuchte Luft aus Innenräumen oder feuchte Wände geben Wasserdampf an angrenzende Bauteile ab, die durch unzureichende Abdichtung oder fehlende Dampfsperren Feuchtigkeit aufnehmen.

Die Hauptursachen für Flankendiffusion sind:

  • Temperaturunterschiede: In kalten Wintermonaten kann die warme Innenluft auf kalte Bauteile treffen, was zu Kondensation und damit zur Feuchtigkeitsanreicherung führt.
  • Unzureichende oder beschädigte Dämmung: Eine schlecht ausgeführte oder beschädigte Dämmung lässt Feuchtigkeit ungehindert in angrenzende Bauteile diffundieren.
  • Fehlende oder defekte Dampfsperren: In vielen modernen Gebäuden wird eine Dampfsperre verwendet, um das Eindringen von Feuchtigkeit in die Baustruktur zu verhindern. Wenn diese Sperre nicht korrekt angebracht ist oder beschädigt wird, kann Feuchtigkeit in die angrenzenden Bauteile gelangen.
  • Bauliche Mängel an Fenster- und Türanschlüssen: Fenster und Türen sind besonders anfällig für Feuchtigkeitseintrag, insbesondere wenn sie nicht fachgerecht abgedichtet sind.

3. Auswirkungen der Flankendiffusion: Feuchteschäden und Schimmelbildung

Flankendiffusion kann schwerwiegende Folgen für die Bausubstanz und das Raumklima haben. Zu den häufigsten Problemen gehören:

a) Feuchteschäden an Bauteilen

Flankendiffusion führt zu einer erhöhten Feuchtigkeitsbelastung der betroffenen Bauteile, was langfristig zu Schäden führen kann. Feuchtigkeit in Wänden, Decken oder Böden schwächt die Struktur des Materials und kann zu Rissen, Verformungen oder sogar zum Verfall führen. Besonders bei Dämmmaterialien ist Feuchtigkeit problematisch, da nasse Dämmstoffe ihre isolierenden Eigenschaften verlieren und die Energieeffizienz des Gebäudes sinkt.

b) Schimmelbildung

Eine der gravierendsten Folgen von Feuchtigkeit durch Flankendiffusion ist die Schimmelbildung. Schimmel gedeiht besonders gut in feuchten Umgebungen, und wenn die Flankendiffusion nicht rechtzeitig erkannt und beseitigt wird, können sich Schimmelpilze in den betroffenen Bereichen ansiedeln. Schimmel bildet sich bevorzugt in kalten und schlecht belüfteten Bereichen, etwa hinter Möbeln oder in Raumecken, und kann nicht nur die Bausubstanz schädigen, sondern auch gesundheitliche Probleme verursachen.

Zu den gesundheitlichen Risiken durch Schimmel zählen:

  • Atemwegserkrankungen
  • Allergien
  • Kopfschmerzen und Müdigkeit
  • Hautreizungen

Schimmelbefall durch Flankendiffusion ist oft schwer zu erkennen, da er zunächst unsichtbar im Inneren der Wände oder unter Bodenbelägen auftritt. Häufig machen sich die ersten Anzeichen durch einen muffigen Geruch oder feuchte Flecken bemerkbar.

4. Vorbeugung und Bekämpfung von Flankendiffusion

Um Feuchteschäden und Schimmelbildung durch Flankendiffusion zu verhindern, sind bauliche und lüftungstechnische Maßnahmen erforderlich. Hier sind einige wichtige Schritte, die helfen können, das Problem zu lösen oder von vornherein zu vermeiden:

a) Dampfsperren korrekt anbringen

Dampfsperren sind eine der effektivsten Maßnahmen, um das Eindringen von Feuchtigkeit in die Bausubstanz zu verhindern. Sie müssen korrekt angebracht und lückenlos verarbeitet werden, um Flankendiffusion zu verhindern. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Übergängen zwischen verschiedenen Bauteilen gewidmet werden, da hier häufig Schwachstellen entstehen.

b) Luftdichtheit der Gebäudehülle sicherstellen

Die Gebäudehülle sollte möglichst luftdicht ausgeführt sein, um den ungewollten Luftaustausch und damit den Feuchtigkeitseintrag zu minimieren. Der Einsatz von Luftdichtheitsfolien und hochwertigen Abdichtungsmaterialien hilft, das Problem der Flankendiffusion zu reduzieren.

c) Wärmebrücken vermeiden

Wärmebrücken sind Schwachstellen in der Wärmedämmung eines Gebäudes, an denen Wärme ungehindert nach außen entweichen kann. Sie sind ein häufiger Ort für Kondenswasserbildung und Schimmel. Durch eine sorgfältige Planung und Ausführung der Dämmung, insbesondere an kritischen Stellen wie Fensteranschlüssen oder Balkonen, lassen sich Wärmebrücken vermeiden.

d) Regelmäßige Lüftung und Raumklimakontrolle

Eine ausreichende Belüftung der Räume ist entscheidend, um die Luftfeuchtigkeit auf einem gesunden Niveau zu halten. Besonders in den Wintermonaten sollte regelmäßig stoßgelüftet werden, um Feuchtigkeit aus den Wohnräumen abzutransportieren. Zudem hilft der Einsatz von Hygrometern, um die Luftfeuchtigkeit im Raum zu überwachen.

e) Bausachverständige hinzuziehen

Falls du den Verdacht auf Feuchteschäden durch Flankendiffusion hast, ist es ratsam, einen Bausachverständigen hinzuzuziehen. Er kann die betroffenen Stellen analysieren und gezielte Sanierungsmaßnahmen vorschlagen, bevor die Schäden größer werden.

5. Sanierung bei Feuchteschäden durch Flankendiffusion

Sollten Feuchteschäden und Schimmelbildung durch Flankendiffusion bereits aufgetreten sein, müssen professionelle Sanierungsmaßnahmen ergriffen werden. Diese umfassen:

  • Trocknung der betroffenen Bauteile: Bevor die eigentliche Sanierung beginnt, müssen die betroffenen Bereiche vollständig getrocknet werden. Hierbei kommen spezielle Trocknungsgeräte zum Einsatz, die die Feuchtigkeit aus den Materialien ziehen.
  • Beseitigung von Schimmel: Schimmelbefall muss gründlich entfernt werden, um eine erneute Ausbreitung zu verhindern. Hierzu sollten Fachleute herangezogen werden, da unsachgemäße Schimmelbeseitigung die Sporen in der Luft verteilen kann.
  • Erneuerung der Abdichtung und Dämmung: Sobald die Feuchtigkeit beseitigt ist, muss die Dämmung und Abdichtung erneuert werden, um weitere Schäden durch Flankendiffusion zu vermeiden.

Fazit

Flankendiffusion ist eine unterschätzte Ursache für Feuchteschäden und Schimmelbildung in Gebäuden. Eine sorgfältige Planung und Ausführung der Bauarbeiten, besonders im Hinblick auf die Abdichtung und Dämmung, ist der Schlüssel, um dieses Problem zu vermeiden. Durch regelmäßige Kontrolle und ein durchdachtes Lüftungskonzept lassen sich Feuchtigkeit und Schimmel effektiv bekämpfen. Wenn bereits Schäden aufgetreten sind, sollten diese umgehend von Fachleuten saniert werden, um größere Probleme zu verhindern.

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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