Behaglichkeitsklima in Gebäuden – Ein Wohlfühlfaktor für Mensch und Raum

Einleitung

Das Behaglichkeitsklima in Gebäuden spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bewohner. Doch was genau versteht man unter Behaglichkeit in geschlossenen Räumen? In diesem Artikel gehen wir auf die verschiedenen Faktoren ein, die das menschliche Behaglichkeitsempfinden beeinflussen, und geben Beispiele für optimale Raumlufttemperatur, relative Luftfeuchte und Oberflächentemperatur von Wänden.

Was ist Behaglichkeit?

Behaglichkeit bezieht sich auf das subjektive Wohlbefinden eines Menschen in seiner Umgebung. Dieses Wohlbefinden wird durch eine Kombination verschiedener physikalischer, chemischer und psychologischer Faktoren beeinflusst. Zu den wichtigsten physikalischen Faktoren gehören:

  1. Raumlufttemperatur
  2. Relative Luftfeuchtigkeit
  3. Oberflächentemperatur der Umfassungswände
  4. Luftbewegung
  5. Luftqualität

Raumlufttemperatur

Die Raumlufttemperatur ist einer der entscheidendsten Faktoren für das Behaglichkeitsempfinden. Sie beeinflusst, wie warm oder kalt ein Raum wahrgenommen wird.

  • Optimale Temperaturen:
    • Wohnzimmer und Arbeitszimmer: 20-22°C
    • Schlafzimmer: 16-18°C
    • Badezimmer: 22-24°C

Eine zu hohe oder zu niedrige Raumtemperatur kann das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Zu hohe Temperaturen führen zu einer erhöhten Schweißproduktion und einem unangenehmen Gefühl von Schwüle, während zu niedrige Temperaturen das Risiko von Unterkühlung und damit verbundenen gesundheitlichen Problemen erhöhen.

Relative Luftfeuchtigkeit

Die relative Luftfeuchtigkeit gibt an, wie viel Feuchtigkeit die Luft im Vergleich zu ihrer maximal möglichen Menge bei einer bestimmten Temperatur enthält. Auch sie ist ein wichtiger Faktor für das Behaglichkeitsempfinden.

  • Optimale Luftfeuchtigkeit:
    • 40-60%

Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann zu Schimmelbildung und einer erhöhten Belastung durch Hausstaubmilben führen, während eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit zu trockenen Schleimhäuten, Hautirritationen und einer erhöhten Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen führen kann.

Oberflächentemperatur der Umfassungswände

Die Temperatur der Wände, Decken und Böden eines Raumes trägt wesentlich zur gefühlten Behaglichkeit bei. Kalte Wände können zu einem unangenehmen Gefühl führen, selbst wenn die Raumlufttemperatur angenehm ist.

  • Optimale Oberflächentemperaturen:
    • Wände: 18-20°C
    • Böden: 20-22°C

Ein angenehmes Raumklima wird erreicht, wenn die Oberflächentemperaturen der Wände und Böden nicht stark von der Raumlufttemperatur abweichen. Große Temperaturunterschiede zwischen Raumluft und Wandoberflächen können zu Zugerscheinungen und einem unangenehmen Kälteempfinden führen.

Weitere Faktoren des Behaglichkeitsempfindens

Neben Raumlufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Oberflächentemperaturen gibt es weitere Faktoren, die zur Behaglichkeit beitragen:

  1. Luftbewegung:
    • Eine leichte Luftbewegung von 0,1 bis 0,2 m/s wird als angenehm empfunden und trägt zur Frischluftzufuhr bei. Starke Luftbewegungen, z.B. durch Zugluft, können jedoch als unangenehm empfunden werden.
  2. Luftqualität:
    • Frische Luft ohne Schadstoffe ist essenziell. Hohe CO₂-Konzentrationen, flüchtige organische Verbindungen (VOCs) und andere Schadstoffe können das Wohlbefinden und die Gesundheit beeinträchtigen.

Fachliche Erläuterungen zum Behaglichkeitsklima

Fachlich betrachtet wird das Behaglichkeitsklima durch den PMV-Index (Predicted Mean Vote) und den PPD-Index (Predicted Percentage of Dissatisfied) beschrieben. Diese Indizes werden verwendet, um das Behaglichkeitsempfinden der Mehrheit der Personen in einem Raum vorherzusagen.

  • PMV-Index:
    • Gibt an, wie Personen das Klima empfinden (von -3 = kalt bis +3 = heiß). Der optimale Bereich liegt zwischen -0,5 und +0,5.
  • PPD-Index:
    • Gibt den prozentualen Anteil der Personen an, die sich in einem Raum unbehaglich fühlen. Ein PPD-Wert von 10 % oder weniger wird als akzeptabel angesehen.

Beispiele für Behaglichkeit in der Praxis

Um das Behaglichkeitsempfinden zu optimieren, sollten folgende Richtwerte eingehalten werden:

  1. Wohnzimmer:
    • Raumlufttemperatur: 20-22°C
    • Relative Luftfeuchtigkeit: 40-60%
    • Oberflächentemperatur Wände: 18-20°C
  2. Schlafzimmer:
    • Raumlufttemperatur: 16-18°C
    • Relative Luftfeuchtigkeit: 40-60%
    • Oberflächentemperatur Wände: 16-18°C
  3. Badezimmer:
    • Raumlufttemperatur: 22-24°C
    • Relative Luftfeuchtigkeit: 40-60%
    • Oberflächentemperatur Wände: 20-22°C

Maßnahmen zur Erreichung eines behaglichen Raumklimas

Um ein behagliches Raumklima zu gewährleisten, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  1. Regelmäßiges Lüften:
    • Frischluftzufuhr ist entscheidend für die Luftqualität. Tägliches Stoßlüften hilft, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren und Schadstoffe zu reduzieren.
  2. Feuchtigkeitskontrolle:
    • Einsatz von Luftentfeuchtern oder Luftbefeuchtern zur Aufrechterhaltung der optimalen Luftfeuchtigkeit.
  3. Isolierung und Dämmung:
    • Gute Wärmedämmung der Gebäudehülle verhindert große Temperaturunterschiede und verbessert die Oberflächentemperaturen der Wände und Böden.
  4. Heizung und Klimatisierung:
    • Effiziente Heiz- und Klimasysteme sorgen für eine gleichmäßige Temperaturverteilung und vermeiden Zugluft.
  5. Luftreinigung:
    • Luftreinigungsgeräte können Schadstoffe und Allergene aus der Luft entfernen und die Luftqualität verbessern.

Fazit

Das Behaglichkeitsklima in Gebäuden ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die alle berücksichtigt werden müssen, um ein angenehmes und gesundes Wohnumfeld zu schaffen. Durch die Einhaltung optimaler Werte für Raumlufttemperatur, relative Luftfeuchtigkeit und Oberflächentemperaturen sowie durch geeignete Maßnahmen zur Luftqualität und Belüftung kann das Wohlbefinden der Bewohner deutlich gesteigert werden.

Quellen

  1. Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
  2. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
  3. VDI 6022 Blatt 1: Raumlufttechnik, Raumluftqualität
  4. American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers (ASHRAE) Standard 55
  5. Fachliteratur und wissenschaftliche Publikationen zur Raumklimaforschung und Bauphysik

Für weiterführende Informationen und professionelle Unterstützung im Bereich Raumklima und Behaglichkeit stehen wir Ihnen im Sachverständigenbüro Charles Knepper jederzeit zur Verfügung.

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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