Schimmelpilze sind in Innenräumen oft unsichtbare Mitbewohner, die erst bei genauen Untersuchungen entdeckt werden. Wenn der Verdacht auf Schimmelpilzbefall besteht, ist eine genaue Bestimmung der Art und Konzentration von entscheidender Bedeutung. Ein häufig eingesetztes Verfahren zur Untersuchung ist die sogenannte Abstrichprobe, gefolgt von der Kultivierung auf spezifischen Nährböden in einem Labor. In diesem Blogartikel möchte ich Ihnen die Vorgehensweise bei der Probenahme, der Anwendung spezieller Nährböden und die anschließende Bestimmung im Fachlabor verständlich erklären.

Was ist eine Abstrichprobe?

Bei der Abstrichprobe handelt es sich um eine einfache, aber äußerst effektive Methode, um Schimmelpilze zu detektieren und eine erste Analyse durchzuführen. Sie wird häufig verwendet, um den Verdacht auf einen Schimmelpilzbefall in Innenräumen zu bestätigen und die Art der Schimmelpilze zu bestimmen. Diese Methode eignet sich vor allem, wenn der Befall visuell erkennbar ist oder auf Oberflächen eine Kontamination vermutet wird. Ziel ist es, Proben von der betroffenen Oberfläche zu nehmen, die dann auf Nährböden ausgestrichen und im Labor kultiviert werden, um die genaue Art der Pilze zu bestimmen.

Vorbereitung der Probenahme

Bevor die Probenahme beginnt, sollten einige Vorbereitungen getroffen werden, um eine Verunreinigung der Probe zu vermeiden. Dazu gehört das Tragen von Einweghandschuhen, die Verwendung steriler Wattestäbchen oder Abstrichtupfer und die Vorbereitung steriler Nährböden. Auch die Auswahl der Probestelle ist entscheidend: Der Abstrich wird direkt an den verdächtigen Stellen durchgeführt, wie zum Beispiel an verfärbten Wänden, hinter Möbelstücken oder in feuchten Ecken, die für Schimmelwachstum anfällig sind.

Durchführung der Abstrichprobe

Die Probenahme erfolgt in der Regel mit einem sterilen Wattestäbchen oder Abstrichtupfer. Damit wird die betroffene Fläche vorsichtig abgerieben, sodass Schimmelsporen oder Pilzfäden (Hyphen) auf dem Tupfer haften bleiben. Der Tupfer wird anschließend auf spezifische Nährböden aufgetragen, um eine Kultivierung der Schimmelpilze zu ermöglichen.

Dabei ist es wichtig, die Probe so zu entnehmen, dass sowohl die sichtbaren als auch die unsichtbaren Schimmelsporen erfasst werden. Bei verdächtigen Stellen sollte die gesamte Oberfläche einmal gleichmäßig abgewischt werden. Nach der Probenahme wird der Tupfer oder das Wattestäbchen sorgfältig in ein steriles Röhrchen oder einen Behälter verpackt, um die Probe vor Verunreinigungen zu schützen und ins Labor zu schicken.

Das Ausstreichen auf Nährböden

Im Labor wird die Probe dann auf spezielle Nährböden ausgestrichen, die das Wachstum von Schimmelpilzen fördern. Die zwei häufigsten Nährböden, die verwendet werden, sind MEA (Malzextrakt-Agar) und DG18 (Dichloran-Glycerin-Agar 18%).

1. MEA (Malzextrakt-Agar)

Malzextrakt-Agar (MEA) ist ein sehr nährstoffreicher Boden, der vor allem zur Kultivierung von Schimmelpilzen aus feuchten Umgebungen verwendet wird. Er bietet eine ideale Grundlage für die meisten Schimmelarten und fördert ein schnelles Wachstum der Pilze. MEA wird häufig eingesetzt, um weit verbreitete Schimmelpilzarten wie Penicillium, Aspergillus oder Cladosporium nachzuweisen.

2. DG18 (Dichloran-Glycerin-Agar 18%)

Der DG18-Agar wird speziell für die Kultivierung von Schimmelpilzen in trockenen Umgebungen verwendet. Er enthält Glycerin, das den Wassergehalt des Bodens reguliert und so das Wachstum von Schimmelarten begünstigt, die unter trockeneren Bedingungen gedeihen, wie zum Beispiel Eurotium-Arten. DG18 wird insbesondere dann verwendet, wenn man Schimmelbefall in trockenen Materialien wie Holz, Tapeten oder Mauerwerk vermutet.

Beide Nährböden bieten durch ihre spezifische Zusammensetzung die Möglichkeit, unterschiedliche Schimmelpilze gezielt zu kultivieren und zu identifizieren. Die Proben werden in der Regel mit einem sterilen Spatel oder Tupfer auf die Oberflächen der Nährböden ausgestrichen und gleichmäßig verteilt.

Die Kultivierung im Fachlabor

Nach dem Ausstreichen der Probe auf den Nährböden erfolgt die Kultivierung im Labor unter kontrollierten Bedingungen. Die Nährböden werden in einem Brutschrank aufbewahrt, der eine konstante Temperatur und Feuchtigkeit gewährleistet, die für das Schimmelwachstum optimal sind. In der Regel beträgt die Inkubationszeit einige Tage bis zu einer Woche, je nach Art der Schimmelpilze und den Laborbedingungen.

Während dieser Zeit wachsen die Schimmelpilzkolonien auf den Nährböden, und ihre Struktur sowie ihre Farbe werden unter dem Mikroskop und visuell untersucht. Diese Informationen sind wichtig, um erste Rückschlüsse auf die Art der Schimmelpilze zu ziehen. Manche Schimmelpilze haben eine charakteristische Kolonienbildung, die sofort Hinweise auf ihre Art gibt.

Bestimmung der Schimmelpilzarten

Sobald die Schimmelpilze auf den Nährböden gewachsen sind, erfolgt die genaue Bestimmung der Pilzarten. Dies geschieht in der Regel durch eine mikroskopische Untersuchung, bei der die Sporen und Hyphen der Pilze genau betrachtet werden. Zudem können molekulare Analysen wie DNA-Sequenzierung zum Einsatz kommen, um besonders schwer zu identifizierende Arten genau zu bestimmen.

Die genaue Identifikation der Schimmelpilze ist von entscheidender Bedeutung, da verschiedene Schimmelarten unterschiedliche gesundheitliche Risiken bergen. Zum Beispiel können Aspergillus-Arten toxische Schimmelpilze sein, die sogenannte Mykotoxine produzieren, während Cladosporium eher allergische Reaktionen auslöst.

Was passiert nach der Bestimmung?

Sobald die Schimmelpilzarten bestimmt wurden, kann entschieden werden, welche Maßnahmen zur Beseitigung ergriffen werden müssen. Manche Schimmelpilze sind relativ harmlos und können durch einfache Reinigungsmaßnahmen entfernt werden. Andere Arten hingegen erfordern eine umfassende Sanierung der betroffenen Räume, da sie toxische Sporen freisetzen, die langfristige gesundheitliche Schäden verursachen können.

Fazit

Die Abstrichprobe und die anschließende Kultivierung auf Nährböden wie MEA und DG18 sind unverzichtbare Schritte, um Schimmelpilzbefall in Innenräumen zu diagnostizieren. Sie ermöglichen eine genaue Bestimmung der Schimmelpilzarten, sodass gezielte Maßnahmen zur Beseitigung des Befalls ergriffen werden können. Sollte bei Ihnen der Verdacht auf Schimmelpilz bestehen, ist es ratsam, einen Fachmann zu Rate zu ziehen, der die Probenahme und Analyse für Sie durchführt.

Wenn Sie Fragen zum Thema Schimmelpilzdiagnostik haben oder eine professionelle Untersuchung Ihrer Räume wünschen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf:

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Quellen:

  • WTA Merkblatt E-4-12: „Schimmelpilzschäden: Ziele und Kontrolle von Schimmelpilzschadensanierungen in Innenräumen“​
  • Umweltbundesamt: „Leitfaden zur Schimmelpilzproblematik“​.