Die Notwendigkeit des regelmäßigen Lüftens in luftdicht gebauten Wohnungen und Häusern – warum der Blower-Door-Test wichtig ist

Moderne Gebäude werden zunehmend luftdicht gebaut, um den Energieverbrauch zu senken und den Wärmeverlust zu minimieren. Diese fortschrittlichen Bauweisen tragen dazu bei, Heizkosten zu reduzieren und die Umwelt zu schonen. Doch was viele nicht wissen: Luftdichte Gebäude erfordern ein regelmäßiges und gut geplantes Lüften, um gesundheitliche Probleme, Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung zu vermeiden. In diesem Artikel erklären wir die Gründe für regelmäßiges Lüften in luftdichten Häusern und Wohnungen und beleuchten, warum der Blower-Door-Test als Teil der Bauabnahme so entscheidend ist.

1. Was bedeutet „luftdichtes Bauen“?

In den letzten Jahren hat sich die Bauweise von Wohnhäusern und anderen Gebäuden stark verändert. Durch neue Dämmtechniken und die luftdichte Bauweise werden Gebäude so konzipiert, dass sie nur minimal Wärme nach außen abgeben. Früher gab es in Altbauten viele kleine Ritzen und Fugen, durch die die Luft auf natürliche Weise zirkulieren konnte. In modernen, luftdichten Gebäuden ist dieser Luftaustausch jedoch stark eingeschränkt.

Luftdichtes Bauen bedeutet, dass keine ungewollten Luftströmungen zwischen Innen- und Außenluft stattfinden können. Dies wird durch die Installation moderner Fenster, Türen, Dämmschichten und durch die sorgfältige Abdichtung aller Bauteile erreicht. Der Vorteil: Die Wärme bleibt im Inneren, was die Energieeffizienz erhöht und Heizkosten senkt.

2. Warum ist regelmäßiges Lüften in luftdichten Häusern so wichtig?

Der Mangel an natürlichem Luftaustausch in luftdichten Häusern führt jedoch zu einem Problem: Ohne eine regelmäßige und gezielte Lüftung kann sich die Luftqualität stark verschlechtern. Die Luftfeuchtigkeit steigt, Schadstoffe und CO₂ sammeln sich an, und es entsteht ein ungesundes Raumklima.

Die wichtigsten Gründe für regelmäßiges Lüften in luftdichten Häusern:

  • Entfernung von Feuchtigkeit: In jedem Haushalt entsteht Feuchtigkeit – sei es durch Kochen, Duschen, Wäschetrocknen oder sogar durch Atmen. Ein durchschnittlicher Mensch gibt täglich etwa 1,5 bis 2 Liter Wasser in Form von Wasserdampf an die Umgebungsluft ab. Wenn diese Feuchtigkeit nicht regelmäßig abgeführt wird, kann sie sich in den Wänden und Fenstern niederschlagen und zur Schimmelbildung führen.
  • Verbesserung der Luftqualität: Moderne Haushaltsgegenstände wie Möbel, Teppiche und Reinigungsmittel können flüchtige organische Verbindungen (VOCs) freisetzen, die sich in der Raumluft ansammeln. Ohne ausreichenden Luftaustausch bleiben diese Schadstoffe in der Luft und können gesundheitliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Atembeschwerden auslösen.
  • Reduzierung von CO₂-Konzentrationen: Wenn Menschen in einem Raum atmen, steigt die CO₂-Konzentration. Zu hohe CO₂-Werte können zu Konzentrationsschwierigkeiten und Unwohlsein führen. Frische Luft ist daher unerlässlich, um den CO₂-Gehalt im Raum zu senken und für ein angenehmes Wohnklima zu sorgen.
  • Vermeidung von Schimmelbildung: Feuchtigkeit und Kondensation in Kombination mit schlechter Belüftung schaffen die idealen Bedingungen für Schimmelpilze. Besonders in Badezimmern, Küchen und Schlafzimmern, wo viel Feuchtigkeit entsteht, ist eine gezielte Lüftung notwendig, um Schimmelbildung zu verhindern.

3. Der Blower-Door-Test: Was ist das und warum ist er so wichtig?

Der Blower-Door-Test ist ein Verfahren zur Messung der Luftdichtheit eines Gebäudes. Er wird in der Regel während der Bauabnahme oder nach größeren Sanierungsarbeiten durchgeführt. Bei diesem Test wird ein spezieller Ventilator in die Öffnung einer Außentür oder eines Fensters eingebaut und ein Unterdruck erzeugt. Dadurch kann gemessen werden, wie viel Luft ungewollt durch Ritzen und Fugen entweicht oder in das Gebäude eindringt.

Der Blower-Door-Test liefert wichtige Informationen über die Luftdichtheit eines Hauses. Er zeigt, wie gut das Gebäude gegen unkontrollierte Luftströme abgedichtet ist und ob die Energieeffizienz optimiert wurde. In Deutschland wird der Blower-Door-Test im Rahmen der Energieeinsparverordnung (EnEV) und des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) oft vorgeschrieben, um die Qualität der Bauausführung zu überprüfen.

Warum der Blower-Door-Test entscheidend ist:

  • Überprüfung der Bauqualität: Der Test deckt Schwachstellen in der Gebäudehülle auf, durch die Luft unkontrolliert ein- oder austreten kann. Diese Undichtigkeiten können nicht nur den Energieverbrauch erhöhen, sondern auch zu Feuchtigkeitsschäden führen.
  • Energieeffizienz: Durch die Identifizierung von Leckagen können Bauunternehmen oder Hausbesitzer gezielt Maßnahmen ergreifen, um das Gebäude energieeffizienter zu machen. Eine gut abgedichtete Gebäudehülle sorgt für geringere Heizkosten und mehr Wohnkomfort.
  • Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden: Durch den Test lassen sich Bereiche identifizieren, in denen unkontrollierte Luftströme zu Kondensationsproblemen führen könnten. Diese Kondensation kann langfristig zu Feuchtigkeitsschäden und Schimmelbildung führen.

4. Lüftungskonzepte für luftdichte Gebäude

Da luftdicht gebaute Gebäude keinen natürlichen Luftaustausch über Ritzen und Fugen zulassen, müssen alternative Lüftungsmaßnahmen ergriffen werden. Es gibt verschiedene Konzepte, um die Luftqualität in luftdichten Gebäuden zu gewährleisten:

a) Manuelle Lüftung durch Fenster

Eine einfache und effektive Methode, um Luftaustausch zu gewährleisten, ist das regelmäßige Stoßlüften. Hierbei sollten mehrmals täglich die Fenster für 5 bis 10 Minuten vollständig geöffnet werden. Besonders nach dem Kochen, Duschen oder in stark genutzten Räumen sollte auf eine ausreichende Lüftung geachtet werden.

  • Tipp: Vermeide die Kipplüftung, da sie nur einen geringen Luftaustausch ermöglicht und zu Wärmeverlusten führt. Besser ist es, die Fenster kurzzeitig weit zu öffnen.

b) Mechanische Lüftungssysteme

In modernen, luftdicht gebauten Häusern sind mechanische Lüftungssysteme oft unverzichtbar. Diese Systeme sorgen automatisch für einen kontinuierlichen Luftaustausch, ohne dass Fenster geöffnet werden müssen. Besonders in Passivhäusern, die extrem luftdicht gebaut sind, ist eine kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) Standard.

  • Zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung: Diese Systeme führen verbrauchte Luft aus den Räumen ab und ersetzen sie durch frische Außenluft. Die abgeführte Luft wird genutzt, um die einströmende Luft zu erwärmen, was den Energieverbrauch reduziert.
  • Dezentrale Lüftungssysteme: In jedem Raum wird ein separates Lüftungsgerät installiert, das für Frischluft sorgt. Diese Systeme eignen sich besonders gut für die Nachrüstung in bestehenden Gebäuden.

c) Feuchtigkeitssensoren

In besonders feuchteanfälligen Räumen wie Badezimmern oder Küchen kann der Einsatz von Feuchtigkeitssensoren sinnvoll sein. Diese Sensoren messen die relative Luftfeuchtigkeit und steuern die Lüftungssysteme entsprechend, um die Luftfeuchtigkeit auf einem gesunden Niveau zu halten.

5. Die Auswirkungen von schlechter Lüftung in luftdichten Gebäuden

Eine unzureichende Lüftung in luftdichten Gebäuden kann schwerwiegende Folgen haben. Neben der Ansammlung von Schadstoffen und Feuchtigkeit besteht die Gefahr der Schimmelbildung, die nicht nur die Bausubstanz schädigt, sondern auch die Gesundheit der Bewohner gefährdet.

Zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen durch schlechte Luftqualität gehören:

  • Atemwegserkrankungen: Hohe Luftfeuchtigkeit und Schimmelsporen können Asthma und Allergien auslösen oder bestehende Atemwegsprobleme verschlimmern.
  • Kopfschmerzen und Müdigkeit: Ein erhöhter CO₂-Gehalt in der Raumluft kann zu Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit und Kopfschmerzen führen.
  • Unangenehme Gerüche: Ohne ausreichenden Luftaustausch können sich Gerüche, die durch Kochen, Rauchen oder den Aufenthalt von Menschen entstehen, in der Wohnung festsetzen.

Fazit

In luftdicht gebauten Häusern und Wohnungen ist regelmäßiges Lüften unerlässlich, um die Raumluftqualität zu erhalten und Feuchtigkeitsschäden vorzubeugen. Der Blower-Door-Test spielt eine entscheidende Rolle, um die Luftdichtheit eines Gebäudes zu überprüfen und Schwachstellen zu identifizieren. Moderne Lüftungssysteme bieten eine komfortable und effiziente Lösung, um den Luftaustausch automatisch zu regulieren und gleichzeitig Energie zu sparen. Ein durchdachtes Lüftungskonzept trägt nicht nur zur Gesunderhaltung der Bewohner bei, sondern schützt auch das Gebäude langfristig vor Schäden.

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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