Brisanter Schimmelbefall in einer Mietwohnung – Ursachen und Lösungen

In einer Altbauwohnung, errichtet um 1900 in ländlicher Umgebung, tritt plötzlich ein massiver Schimmelbefall auf. Die Wohnung wird von einer jungen Familie bewohnt, die den starken Befall an einer einzelnen Außenwand bemerkt. Es handelt sich um einen gefährlichen Schimmelpilzbefall mit Aspergillus versicolor, einer Schimmelpilzart, die besonders für empfindliche Personen wie Kinder und Allergiker gesundheitsschädlich sein kann. Der Schimmel bildet sich in großem Umfang an einer Wand, die keine Fenster aufweist, was die Ursachenfindung erschwert.

Ein Sachverständiger wird hinzugezogen, um die Ursachen des Schimmelbefalls zu ermitteln. Mit Hilfe einer Thermographiekamera und weiteren bauphysikalischen Messungen kommt er den Problemen auf die Spur. In diesem Blogbeitrag erläutern wir die Ursachen des Schimmelbefalls, die Untersuchungsmethoden sowie mögliche Lösungen zur Vermeidung zukünftiger Schimmelprobleme.

Die Ausgangssituation: Altbau, niedrige Wandstärke und fehlende Fenster

Die untersuchte Mietwohnung befindet sich in einem Gebäude, das um 1900 erbaut wurde. Diese Altbauten zeichnen sich oft durch solide Bauweise, aber auch durch energetisch weniger vorteilhafte Konstruktionsmerkmale aus. Häufig fehlt es an moderner Dämmung, was in Kombination mit fehlerhafter Bauausführung zu Schwachstellen in der Gebäudehülle führt. Besonders in Altbauten sind Wärmebrücken und unzureichend gedämmte Bauteile häufige Ursachen für Kondensationsfeuchtigkeit und Schimmelbildung.

An der betroffenen Wand in der Wohnung war besonders auffällig, dass sich kein Fenster in dieser Wand befindet. Fenster sind oft Schwachstellen in der Gebäudehülle, durch die Wärmebrücken und Kälte in die Wohnung eindringen. In diesem Fall führte die Abwesenheit eines Fensters dazu, dass die Prüfung der Wandstärke erschwert wurde. Dennoch konnte durch genaue Messungen die Ursache des Problems ermittelt werden: eine signifikant reduzierte Wandstärke im Vergleich zu den anderen Außenwänden der Wohnung.

Schimmelbildung durch Wärmebrücken und unzureichende Wandstärke

Der Sachverständige begann seine Untersuchung mit einer thermographischen Analyse der Wohnung, um mögliche Wärmebrücken zu identifizieren. Wärmebrücken sind bauliche Schwachstellen, an denen Wärme schneller nach außen entweicht als an den umgebenden Bauteilen. Diese kühleren Bereiche führen dazu, dass die Luftfeuchtigkeit an den Oberflächen kondensiert und ideale Bedingungen für Schimmelpilze entstehen.

In der Wohnung der jungen Familie zeigte die Thermographie klare Hinweise auf konstruktive Wärmebrücken im üblichen 2-D- und 3-D-Bereich, was in Altbauten häufig vorkommt. Bei der Analyse der Wand mit dem massiven Schimmelbefall stellte sich jedoch heraus, dass diese im Vergleich zu den anderen Außenwänden signifikant kälter war.

Mit einer Laser-Entfernungsmessung konnte der Sachverständige die Wandstärke überprüfen und stellte fest, dass diese Wand nur eine Stärke von etwa 24 cm zuzüglich Putz aufwies, während die anderen Außenwände der Wohnung deutlich stärker (36,5 cm + Putz) ausgeführt waren. Diese bauliche Schwäche in Form einer dünneren Wand führte zu einer deutlich schlechteren Wärmedämmung, was zu einer erheblichen Abkühlung der Wandoberfläche führte.

Die Bedeutung der Oberflächentemperatur und Kondensation

Die Oberflächentemperatur einer Wand spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Kondensationsfeuchte. Wird die kritische Oberflächentemperatur von etwa 12,6 °C unterschritten, kommt es zu Kondensation. Dies passiert, wenn die warme, feuchte Raumluft auf die kalten Wandoberflächen trifft und die Feuchtigkeit aus der Luft an der Wand kondensiert.

In der betroffenen Wohnung war die Oberflächentemperatur der Wand aufgrund der unzureichenden Wandstärke und der fehlenden Dämmung deutlich unter diesem kritischen Wert. Dies wurde durch die Thermographieaufnahmen bestätigt, die Temperaturbereiche von deutlich unter 10 °C zeigten. Solche niedrigen Temperaturen an der Wand führen zwangsläufig zu einer hohen Kondensation, was die Entstehung von Schimmel begünstigt.

Durch die Schwächung der Wand um eine ganze Steinbreite war die Wärmedämmung so schlecht, dass sich über einen längeren Zeitraum hinweg Feuchtigkeit ansammelte. Die hohen Bauteilfeuchten, die infolge der Kondensation entstanden, schufen ideale Bedingungen für das Wachstum von Schimmelpilzen wie Aspergillus versicolor. Diese Schimmelart ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern kann auch ernste gesundheitliche Folgen für die Bewohner haben.

Thermographie und Laserentfernungsmessung: Wichtige Diagnosewerkzeuge

Die Kombination aus Thermographie und Laserentfernungsmessung erwies sich als besonders effektiv, um die Ursachen für den Schimmelbefall genau zu lokalisieren. Die Thermographie ermöglichte es, die kältesten Bereiche der Wand zu identifizieren, während die Laserentfernungsmessung die tatsächliche Wandstärke ermittelte. Durch die Berechnung des U-Wertes und der Oberflächentemperatur konnte der Sachverständige eindeutig nachweisen, dass die reduzierte Wandstärke zu einer unzureichenden Wärmedämmung führte, was den Schimmelbefall verursachte.

Thermographische Untersuchungen sind besonders in Altbauten ein wichtiges Mittel, um Wärmebrücken und bauliche Mängel frühzeitig zu erkennen. Die Erkenntnisse aus der Thermographie helfen nicht nur bei der Identifikation von Schimmelursachen, sondern auch bei der Planung von Sanierungsmaßnahmen.

Lösungen und Empfehlungen zur Schimmelvermeidung

Nachdem die Ursachen für den Schimmelbefall identifiziert wurden, stellt sich die Frage, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um das Problem zu beheben und zukünftige Schimmelbildung zu verhindern. Hier sind die wichtigsten Empfehlungen:

  1. Dämmung der Außenwand: Die betroffene Wand sollte dringend von außen gedämmt werden, um den Wärmeverlust zu minimieren und die Oberflächentemperaturen zu erhöhen. Eine Fassadendämmung reduziert die Kältebrücken und verhindert, dass Feuchtigkeit an den Wänden kondensiert.
  2. Innendämmung als Alternative: Sollte eine Außendämmung nicht möglich sein, kann auch eine Innendämmung der betroffenen Wand in Betracht gezogen werden. Dabei muss jedoch auf die richtige Ausführung geachtet werden, um das Risiko von Feuchtigkeitsschäden in der Dämmschicht zu minimieren.
  3. Lüftung und Heizung: Eine ausreichende Beheizung der Wohnung sowie regelmäßiges Stoßlüften sind essenziell, um die Feuchtigkeit in der Raumluft zu reduzieren. Gerade in den Wintermonaten sollten die Innenräume konstant beheizt werden, um ein Absinken der Raumtemperatur zu verhindern.
  4. Feuchtigkeitskontrolle: Hygrometer können helfen, die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung zu überwachen. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 60 % sollte gelüftet werden, um die Feuchtigkeit nach außen abzuleiten.
  5. Fachgerechte Sanierung: Eine professionelle Sanierung der betroffenen Wand ist notwendig, um den Schimmel nachhaltig zu entfernen und die Ursachen des Problems zu beheben. Schimmelentfernung ohne gleichzeitige Beseitigung der baulichen Mängel würde das Problem nur kurzfristig lösen.

Fazit

Der brisante Schimmelbefall in dieser Mietwohnung zeigt deutlich, wie wichtig es ist, Wärmebrücken und bauliche Schwächen frühzeitig zu erkennen und zu beheben. In Altbauten wie dem hier beschriebenen Gebäude führen unzureichend gedämmte Bauteile schnell zu Kondensationsfeuchte und Schimmelbildung. Moderne Diagnoseverfahren wie Thermographie und Laserentfernungsmessung ermöglichen es, die Ursachen des Problems genau zu identifizieren und geeignete Sanierungsmaßnahmen einzuleiten.

Eine rechtzeitige Sanierung und die Verbesserung der Wärmedämmung sind essenziell, um zukünftige Schimmelprobleme zu verhindern und die Gesundheit der Bewohner zu schützen. Insbesondere Schimmelarten wie Aspergillus versicolor stellen eine erhebliche gesundheitliche Gefahr dar und sollten schnell und fachgerecht entfernt werden.

Haben Sie ähnliche Probleme in Ihrer Wohnung? Unser Sachverständigenbüro steht Ihnen zur Verfügung, um die Ursachen für Feuchtigkeits- und Schimmelprobleme in Ihrer Immobilie zu ermitteln und geeignete Sanierungsmaßnahmen zu empfehlen.

Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4, 06295 Lutherstadt Eisleben
Telefon: 0177 – 4007130
E-Mail: gutachter-knepper@online.de
Websites: schimmelhilfe24.de, holzschutz-gutachten24.de, gutachter-knepper.de, bauschaden24.eu

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

Schreibe einen Kommentar