Schimmelschäden in Archiven und Bibliotheken: Gefahr für unser kulturelles Erbe

Schimmelpilzbefall stellt ein ernsthaftes Problem in Archiven und Bibliotheken dar. Diese Einrichtungen bewahren oft wertvolle, historische Dokumente, Bücher und Manuskripte auf, die durch Schimmelpilzbefall unwiederbringlich beschädigt werden können. Der Hauptbestandteil vieler Materialien in Archiven und Bibliotheken ist Cellulose, die aus Papier, Büchern, Holz und anderen pflanzlichen Materialien besteht und einen idealen Nährboden für Schimmelpilze bietet. In diesem Blogartikel beleuchten wir die Bedingungen, die zu Schimmelschäden führen, und welche Schimmelpilzarten besonders häufig in Archiven und Bibliotheken vorkommen. Zudem geben wir Beispiele für besonders stark betroffene Einrichtungen.


1. Bedingungen für Schimmelschäden in Archiven und Bibliotheken

Für die Entstehung von Schimmelpilzbefall in Archiven und Bibliotheken müssen bestimmte Umweltbedingungen erfüllt sein. Die häufigsten Faktoren, die Schimmelwachstum begünstigen, sind:

  • Hohe Luftfeuchtigkeit: Schimmelpilze gedeihen besonders gut bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 60 %. In schlecht belüfteten oder feuchten Räumen kann es schnell zu Schimmelbildung kommen, insbesondere in den Sommermonaten oder in Kellern, in denen Dokumente und Bücher oft gelagert werden.
  • Warme Temperaturen: Schimmelpilze bevorzugen Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Archive und Bibliotheken, die nicht über geeignete Klimatisierung verfügen, können so zu einem optimalen Wachstumsort für Schimmel werden.
  • Mangelhafte Belüftung: In schlecht belüfteten Räumen sammelt sich Feuchtigkeit an, was die Schimmelbildung begünstigt. Insbesondere in alten Gebäuden, die häufig als Archive und Bibliotheken genutzt werden, fehlt es oft an modernen Lüftungssystemen.
  • Organisches Material (Cellulose): Da die meisten Materialien in Archiven und Bibliotheken aus Papier, Holz oder anderen pflanzlichen Stoffen bestehen, liefern sie Cellulose, die als Hauptnährstoff für viele Schimmelpilze dient.

2. Häufig vorkommende Schimmelpilze in Archiven und Bibliotheken

Verschiedene Schimmelpilzarten gedeihen besonders gut auf cellulosehaltigen Materialien wie Papier oder Holz. Zu den häufigsten Arten, die in Archiven und Bibliotheken gefunden werden, gehören:

a. Aspergillus spp.

Aspergillus-Arten sind weltweit verbreitet und kommen besonders häufig in feuchten und schlecht belüfteten Räumen vor. In Archiven und Bibliotheken können sie auf Papier und Holz wachsen, was zur Zerstörung wertvoller Dokumente führen kann. Aspergillus versicolor ist eine häufige Art, die besonders auf alten Büchern und Papier wächst.

b. Penicillium spp.

Penicillium ist ein häufiger Schimmelpilz, der oft in feuchten Räumen vorkommt. Diese Schimmelart wächst besonders gut auf Papier und Holz und kann schnell Dokumente und Bücher zerstören. Penicillium produziert häufig Flecken auf Papier, die schwer zu entfernen sind, und kann empfindliche historische Manuskripte irreversibel beschädigen.

c. Cladosporium spp.

Cladosporium-Arten sind besonders widerstandsfähig und können auf verschiedenen Oberflächen wachsen, darunter Papier, Textilien und Holz. Diese Schimmelpilze sind dafür bekannt, braune bis schwarze Flecken zu verursachen, die sich besonders negativ auf die Ästhetik und Lesbarkeit von Büchern und Manuskripten auswirken.

d. Stachybotrys chartarum (Schwarzer Schimmel)

Stachybotrys chartarum, auch bekannt als „schwarzer Schimmel“, wächst auf feuchten, cellulosehaltigen Materialien wie Papier und Tapeten. Dieser Schimmelpilz produziert gefährliche Mykotoxine und ist nicht nur für das Archivmaterial, sondern auch für die Gesundheit der Mitarbeiter eine Gefahr.


3. Beispiele für Schimmelschäden in Archiven und Bibliotheken

In der Geschichte gibt es mehrere Beispiele von Archiven und Bibliotheken, die durch Schimmelpilzbefall stark beschädigt wurden. Hier sind einige bemerkenswerte Fälle:

a. Nationalarchiv in Prag

Im Nationalarchiv in Prag wurden zahlreiche historische Dokumente durch den Schimmelpilz Aspergillus versicolor beschädigt. Hohe Luftfeuchtigkeit und unzureichende Klimatisierung führten zu einem weitreichenden Befall, der die Restaurierung und Konservierung vieler wertvoller Manuskripte erforderlich machte.

b. Staatsbibliothek Berlin

Die Staatsbibliothek zu Berlin erlitt ebenfalls umfangreiche Schäden durch Schimmelpilze, darunter Penicillium– und Cladosporium-Arten. Eine feuchte Lagerung alter Bücher führte zu großflächigem Schimmelwachstum, was aufwendige Sanierungsmaßnahmen erforderlich machte.

c. Vaticanische Bibliothek

Die Vaticanische Bibliothek in Rom, eine der bedeutendsten Bibliotheken der Welt, hatte ebenfalls mit Schimmelproblemen zu kämpfen. Hier war vor allem Stachybotrys chartarum ein Problem, der durch Feuchtigkeit in den Kellergewölben des Gebäudes begünstigt wurde. Um die wertvollen Manuskripte und Bücher zu retten, musste eine umfassende Restaurierung durchgeführt werden.


4. Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Schimmelschäden

Die Prävention und Bekämpfung von Schimmelschäden in Archiven und Bibliotheken erfordert sorgfältige Klimakontrolle und regelmäßige Überwachung der Umgebungsbedingungen. Hier sind einige Maßnahmen, die helfen können, Schimmelbildung zu verhindern:

  • Klimatisierung: Die Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist entscheidend, um Schimmelbefall zu vermeiden. Die optimale Luftfeuchtigkeit in Archiven sollte zwischen 40-60 % liegen, und die Temperatur sollte konstant bei 18-22 Grad Celsius gehalten werden.
  • Lüftung: Eine gute Luftzirkulation ist entscheidend, um Feuchtigkeit abzuleiten und das Wachstum von Schimmel zu verhindern. Moderne Lüftungssysteme und regelmäßiges Öffnen von Fenstern und Türen können dazu beitragen, das Raumklima zu stabilisieren.
  • Regelmäßige Inspektionen: Archive und Bibliotheken sollten regelmäßig auf Anzeichen von Schimmel untersucht werden. Wenn Schimmel entdeckt wird, muss sofort gehandelt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern.
  • Trocknung und Desinfektion: Bei akutem Schimmelbefall sollten die betroffenen Bereiche schnellstmöglich getrocknet und mit geeigneten Desinfektionsmitteln behandelt werden, um den Schimmel zu entfernen und die Materialien zu retten.

Fazit

Schimmelpilzbefall in Archiven und Bibliotheken stellt eine ernste Gefahr für unser kulturelles Erbe dar. Besonders cellulosehaltige Materialien wie Bücher und Manuskripte sind anfällig für den Befall durch Schimmelarten wie Aspergillus, Penicillium, Cladosporium und Stachybotrys. Um Schimmel zu verhindern und den Schaden zu minimieren, ist eine umfassende Klimakontrolle, regelmäßige Lüftung und sofortige Schimmelbeseitigung unerlässlich. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere wertvollen Dokumente und historischen Schriften für zukünftige Generationen erhalten bleiben.


Sachverständigenbüro Charles Knepper
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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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