Die Sedimentationsmethode: Warum sie für den Schimmelpilznachweis ungeeignet ist

Die Messung von Schimmelpilzen in der Raumluft ist ein wichtiger Schritt, um gesundheitliche Risiken durch Schimmelbelastung zu bewerten. Eine gängige, aber oft missverstandene Methode ist die Sedimentationsmethode, bei der Schimmelsporen durch Sedimentation auf Nährmedien wie einer Petrischale gesammelt werden. Diese Methode wird manchmal angewendet, um Schimmelpilze in Innenräumen nachzuweisen. Sie ist jedoch aus mehreren Gründen nicht geeignet, um belastbare und reproduzierbare Ergebnisse über die tatsächliche Schimmelpilzbelastung in Wohnungen zu liefern.

1. Unzureichende Quantifizierung der Schimmelsporen

Die Sedimentationsmethode bietet keine quantitative Bestimmung der Schimmelsporen in der Luft. Im Gegensatz zu anderen Messverfahren, wie der aktiven Luftmessung mit speziellen Filtern, bei denen eine definierte Menge Luft durch das Messgerät geleitet wird, fehlen bei der Sedimentation genaue Angaben darüber, wie viel Luft tatsächlich die Nährmedien erreicht hat. Dies macht es unmöglich, eine konkrete Aussage über die Schimmelkonzentration pro Kubikmeter Luft zu treffen.

Da die Luftmenge unbestimmt bleibt, kann das Ergebnis stark variieren und bietet somit keinen verlässlichen Hinweis auf die tatsächliche Schimmelbelastung. Die Methode liefert nur eine qualitative Angabe, das heißt, ob überhaupt Schimmelsporen vorhanden sind, jedoch nicht in welcher Konzentration oder ob diese gesundheitsschädlich sind.

2. Einfluss von Luftturbulenzen und Verwirbelungen

Ein weiteres Problem der Sedimentationsmethode ist die starke Abhängigkeit von Luftturbulenzen im Raum. Schimmelsporen schweben in der Luft und setzen sich durch die Schwerkraft auf Oberflächen ab. Dieser Prozess wird jedoch massiv durch Luftbewegungen beeinflusst. Schon das Öffnen einer Tür oder das Bewegen im Raum kann zu erheblichen Verwirbelungen führen, die das Ergebnis stark verfälschen können. Somit hängt das Ergebnis weniger von der tatsächlichen Schimmelbelastung ab, sondern vielmehr davon, welche Luftströmungen im Moment der Messung im Raum vorhanden waren.

3. Fehlende Aussage zur Expositionsdauer und Höhe

Die Sedimentationsmethode bietet keine standardisierten Messbedingungen. Es wird oft nicht dokumentiert, wie lange die Petrischalen ausgesetzt waren oder in welcher Höhe sie aufgestellt wurden. Dies ist problematisch, da die Konzentration von Schimmelsporen in der Raumluft stark variieren kann, abhängig von der Höhe über dem Boden oder der Nähe zu einer Schimmelquelle.

Wenn beispielsweise eine Sedimentationsplatte für nur wenige Minuten in einem schlecht belüfteten Raum aufgestellt wird, liefert sie andere Ergebnisse, als wenn sie über mehrere Stunden in einem gut belüfteten Raum steht. Ohne klare Vorgaben zu Messdauer und Aufstellungsort sind die Ergebnisse weder vergleichbar noch reproduzierbar.

4. Schimmel ist überall

Ein weiterer Faktor, der die Aussagekraft dieser Methode einschränkt, ist die Tatsache, dass Schimmelsporen überall in der Luft vorhanden sind. Selbst in Gebäuden ohne sichtbaren Schimmelbefall oder offensichtliche Feuchtigkeitsprobleme können Schimmelsporen in der Luft nachgewiesen werden. Der bloße Nachweis von Schimmel auf einer Petrischale ist daher nicht aussagekräftig genug, um einen Schimmelbefall zu belegen oder gesundheitliche Risiken abzuleiten. Es ist notwendig, eine genaue Konzentration der Sporen zu bestimmen und diese mit Richtwerten zu vergleichen, was bei der Sedimentationsmethode nicht möglich ist.

5. Fehlinformation durch falsche Schimmelquellen

Ein weiteres Problem ist die Mobilisierung von Sporen von Oberflächen oder durch das Öffnen von Türen. Wenn sich bereits Schimmelsporen auf Oberflächen wie Möbeln oder Wänden abgelagert haben, können diese durch kleinste Bewegungen wieder in die Luft gelangen und auf den Nährböden der Sedimentationsplatte landen. Dies führt dazu, dass das Messergebnis nicht die tatsächliche Luftbelastung widerspiegelt, sondern eher von lokalen Verunreinigungen abhängt.

6. Alternative Methoden zur Schimmelpilzmessung

Um verlässliche und reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen, ist es ratsam, auf professionelle Luftprobenmessungen zurückzugreifen, bei denen genau definierte Luftmengen durch Filter gesaugt und anschließend im Labor untersucht werden. Diese Methode liefert quantitative Ergebnisse, die in Schimmelsporen pro Kubikmeter Luft angegeben werden und somit eine belastbare Grundlage für die Beurteilung der Schimmelpilzbelastung bieten.

Fazit: Sedimentationsmethoden sind ungeeignet

Die Sedimentationsmethode zur Messung von Schimmelpilzen in der Raumluft ist aufgrund ihrer mangelnden Quantifizierbarkeit und ihrer Anfälligkeit für Luftturbulenzen und äußere Einflüsse nicht geeignet, um aussagekräftige Ergebnisse über die Schimmelbelastung in Innenräumen zu liefern. Wer zuverlässige Ergebnisse benötigt, sollte auf standardisierte Verfahren zurückgreifen, die eine genaue Bestimmung der Schimmelsporenkonzentration ermöglichen.


Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4, 06295 Lutherstadt Eisleben
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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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