Mykotoxine: Die verborgene Gefahr aus Schimmelpilzen

Mykotoxine sind giftige Substanzen, die von Schimmelpilzen produziert werden. Diese Stoffe können in Lebensmitteln und Futtermitteln vorkommen und sowohl für Menschen als auch für Tiere erhebliche Gesundheitsrisiken darstellen. Schätzungen zufolge gibt es etwa 350 verschiedene Mykotoxine, die in landwirtschaftlichen Produkten wie Getreide, Nüssen, Obst und Tierfutter vorkommen können. Die toxischen Wirkungen dieser Verbindungen reichen von akuten Vergiftungen bis hin zu chronischen Krankheiten wie Krebs. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf einige der wichtigsten Mykotoxine, ihre Auswirkungen und wie man sich davor schützen kann.


1. Was sind Mykotoxine?

Mykotoxine sind sekundäre Metaboliten, die von verschiedenen Pilzarten produziert werden. Sie entstehen meist bei feuchten Bedingungen in Lebensmitteln und Futtermitteln, sowohl vor als auch nach der Ernte. Die meisten dieser Toxine stammen von Schimmelpilzen der Gattungen Aspergillus, Penicillium, Fusarium und Claviceps. Schimmelpilze können auf eine Vielzahl von Produkten wie Getreide, Nüsse, Kaffee, Gewürze, Trockenfrüchte und Milchprodukten wachsen und so zu einer erheblichen Gefahr für die Lebensmittelsicherheit beitragen​(

Wikipedia)​(Alltech).

2. Wichtige Mykotoxine und ihre toxische Wirkung

Es gibt eine Vielzahl von Mykotoxinen, die für ihre schädlichen Wirkungen auf Menschen und Tiere bekannt sind. Zu den wichtigsten gehören:

a. Aflatoxine

Aflatoxine werden hauptsächlich von Aspergillus flavus und Aspergillus parasiticus produziert und gelten als eine der giftigsten und am besten untersuchten Mykotoxine. Besonders Aflatoxin B1 ist extrem krebserregend und steht in Verbindung mit Leberkrebs. Es kann in Nüssen, Getreide und Milchprodukten vorkommen und wird weltweit reguliert, da es große Teile der Lebensmittelversorgung kontaminieren kann​(MDPI)​(Alltech).

b. Ochratoxine

Produziert von Aspergillus und Penicillium, kommen Ochratoxine häufig in Getreide, Kaffee und Wein vor. Ochratoxin A ist bekannt dafür, die Nieren zu schädigen und gilt als potenziell krebserregend. Studien haben auch Hinweise auf eine mögliche immunsuppressive Wirkung gefunden​(

MDPI)​(Alltech).

c. Fumonisine

Diese Mykotoxine werden von Fusarium-Arten produziert, die auf Mais und Getreide wachsen. Fumonisin B1 ist eines der bekanntesten und wurde mit Leber- und Speiseröhrenkrebs in Verbindung gebracht. Bei Tieren, insbesondere bei Schweinen und Pferden, kann es auch zu schweren Lungenschäden und neurologischen Erkrankungen führen​(GreenFacts).

d. Trichothecene

Diese Gruppe von Mykotoxinen, die unter anderem das bekannte Deoxynivalenol (DON) umfasst, wird ebenfalls von Fusarium-Arten produziert. Trichothecene sind dafür bekannt, schwere gastrointestinale Beschwerden zu verursachen und das Immunsystem zu schwächen. Sie sind besonders in Getreide wie Weizen und Mais häufig​(Frontiers).

e. Zearalenon

Zearalenon, ein weiteres Mykotoxin der Fusarium-Pilze, wirkt als östrogenes Hormon und kann zu Fruchtbarkeitsproblemen führen. Vor allem in Mais und Getreide kommt es häufig vor und wirkt besonders auf Schweine und andere Nutztiere​(Alltech).

f. Patulin

Dieses Mykotoxin wird von Penicillium und Aspergillus produziert und findet sich häufig in faulem Obst, insbesondere in Äpfeln. Obwohl es keine Hinweise auf krebserregende Wirkungen gibt, wird Patulin mit Schädigungen des Immunsystems in Verbindung gebracht und ist weltweit reguliert​(Wikipedia).

3. Gesundheitsgefahren durch Mykotoxine

Die Aufnahme von Mykotoxinen kann zu verschiedenen akuten und chronischen Erkrankungen führen, abhängig von der Art und Menge der aufgenommenen Toxine. Zu den häufigsten Gesundheitsproblemen gehören:

  • Akute Mykotoxikose: Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall treten oft unmittelbar nach der Aufnahme hoher Mykotoxinkonzentrationen auf.
  • Krebs: Einige Mykotoxine, insbesondere Aflatoxine, wurden als krebserregend eingestuft, und es gibt klare Zusammenhänge zwischen ihrer Aufnahme und dem Auftreten von Leberkrebs bei Menschen.
  • Nierenschäden: Ochratoxine und Fumonisine haben in Tiermodellen gezeigt, dass sie die Nierenfunktion beeinträchtigen können.
  • Immunsuppression: Mehrere Mykotoxine, darunter Trichothecene und Ochratoxine, schwächen das Immunsystem und machen den Körper anfälliger für Infektionen​(MDPI)​(Alltech)​(GreenFacts).

4. Prävention und Kontrolle

Die Kontrolle und Beseitigung von Mykotoxinen stellt eine große Herausforderung dar, da sie sich bereits während des Wachstums der Pflanzen bilden und auch nach der Ernte durch unsachgemäße Lagerung entstehen können. Zu den Maßnahmen zur Vorbeugung gehören:

  • Gute landwirtschaftliche Praxis: Richtige Erntezeiten, Schädlingsbekämpfung und eine geeignete Lagerung können das Risiko einer Mykotoxinkontamination verringern.
  • Lagerung: Eine trockene und gut belüftete Lagerung verhindert das Wachstum von Schimmelpilzen.
  • Dekontaminationsmethoden: Physikalische Methoden wie Wärmebehandlung oder chemische Substanzen wie Ozon und Nanopartikel werden untersucht, um Mykotoxine in Lebensmitteln zu reduzieren​(MDPI)​(Frontiers).

5. Fazit

Mykotoxine sind eine unterschätzte, aber ernsthafte Gefahr für die Lebensmittelsicherheit weltweit. Sie stellen eine Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier dar und können zu Krankheiten wie Krebs, Nierenschäden und Immunsuppression führen. Trotz der großen Vielfalt an Mykotoxinen und der Komplexität ihrer toxischen Wirkungen gibt es Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle, die das Risiko erheblich reduzieren können.


Quellen:

  • Wikipedia über Mykotoxine​(Wikipedia)
  • MDPI Review on Mycotoxins​(MDPI)
  • Frontiers in Microbiology​(Frontiers)
  • GreenFacts über Fumonisine und andere Mykotoxine​(GreenFacts)

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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