Feuchtegrenze und Schimmelpilzwachstum: Warum 70 % Relative Feuchte Entscheidend Sind

Einleitung

Schimmelpilze sind Mikroorganismen, die überall in unserer Umwelt vorkommen. In Innenräumen können sie jedoch zu einem ernsten Problem werden, insbesondere wenn sie auf Baumaterialien wachsen. Eine der wichtigsten Faktoren für das Wachstum von Schimmelpilzen ist die Feuchtigkeit. Es gibt eine bestimmte Feuchtegrenze, unterhalb derer Schimmelpilze auf Materialoberflächen nicht mehr wachsen können. Diese Grenze liegt bei etwa 70 % relativer Luftfeuchtigkeit (RF) an der Materialoberfläche. In diesem Blogbeitrag erklären wir, was diese Feuchtegrenze bedeutet, warum sie so wichtig ist, und wie man sicherstellen kann, dass sie in Innenräumen nicht überschritten wird.

Was bedeutet relative Feuchte?

Um die Bedeutung der 70 %-Grenze zu verstehen, ist es hilfreich, zunächst den Begriff „relative Feuchte“ (RF) zu erklären. Die relative Feuchte ist ein Maß dafür, wie viel Feuchtigkeit die Luft im Verhältnis zu der maximal möglichen Menge an Feuchtigkeit enthält, die sie bei einer bestimmten Temperatur aufnehmen kann. Eine RF von 100 % bedeutet, dass die Luft vollständig gesättigt ist und kein Wasser mehr aufnehmen kann, was oft zu Kondensation und damit zu feuchten Oberflächen führt.

Die 70 %-Grenze: Warum ist sie entscheidend?

Schimmelpilze benötigen Feuchtigkeit, um zu wachsen. Untersuchungen und Praxisbeispiele haben gezeigt, dass Schimmelpilzwachstum in der Regel erst dann auf Baumaterialien einsetzt, wenn die relative Feuchte an der Materialoberfläche über 70 % liegt. Diese Schwelle ist kritisch, weil sie den Punkt markiert, an dem die Oberflächenfeuchte ausreicht, um Schimmelsporen keimen und wachsen zu lassen.

Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Wand in einem Raum, der schlecht gelüftet wird. Wenn die Luftfeuchtigkeit in diesem Raum ansteigt, steigt auch die Feuchtigkeit an der Wandoberfläche. Sobald die relative Feuchte an der Wand 70 % erreicht oder überschreitet, schafft dies ideale Bedingungen für Schimmelpilze, um auf der Wand zu wachsen.

Der AW-Wert: Was ist das?

Neben der relativen Feuchte ist auch der sogenannte AW-Wert (Wasseraktivität) ein wichtiger Faktor für das Schimmelpilzwachstum. Der AW-Wert beschreibt, wie viel frei verfügbares Wasser in einem Material vorhanden ist. Er wird als Verhältnis von der Feuchtigkeit in einem Material zur maximal möglichen Feuchtigkeit, die dieses Material aufnehmen kann, gemessen.

  • AW-Wert = 1,0: Dies bedeutet, dass das Material vollständig mit Wasser gesättigt ist (z.B. Wasser selbst).
  • AW-Wert < 1,0: Dies zeigt an, dass das Material weniger Wasser enthält als seine maximale Kapazität.

Schimmelpilze beginnen in der Regel erst bei einem AW-Wert von 0,7 (entspricht etwa 70 % relativer Feuchte) zu wachsen. Das bedeutet, dass Materialien mit einem AW-Wert unter 0,7 für Schimmelpilze zu trocken sind, um sich darauf anzusiedeln.

Praxisbeispiele: Wo tritt das Problem häufig auf?

1. Badezimmer: In Badezimmern, insbesondere in schlecht belüfteten Bereichen wie Ecken oder hinter Schränken, kann die Feuchtigkeit nach dem Duschen oder Baden leicht ansteigen. Wenn die relative Feuchte an den Wänden über 70 % steigt und diese Feuchte über längere Zeit bestehen bleibt, ist die Gefahr groß, dass sich Schimmel bildet.

2. Kellerräume: Keller neigen aufgrund der Nähe zum Boden und der oft unzureichenden Belüftung dazu, feucht zu sein. Wenn die Wände oder der Boden eines Kellers eine relative Feuchte von 70 % oder mehr erreichen, können dort Schimmelpilze wachsen, insbesondere wenn organische Materialien wie Holz oder Pappe gelagert werden.

3. Außenwände in Wohnräumen: Außenwände sind anfälliger für Kälte und können bei unzureichender Dämmung kälter als die Innenluft sein. Dies führt zu Kondensation, wenn warme, feuchte Luft auf die kalte Wand trifft. Wenn diese Kondensation die 70 %-Marke überschreitet, ist Schimmelwachstum wahrscheinlich.

Wie kann man das Schimmelrisiko minimieren?

Um das Risiko von Schimmelpilzwachstum zu minimieren, sollten Sie darauf achten, die relative Feuchte in Innenräumen unter 70 % zu halten. Hier sind einige Tipps, wie Sie dies erreichen können:

1. Regelmäßiges Lüften: Stoßlüften (alle Fenster für kurze Zeit weit öffnen) ist eine effektive Methode, um die Luftfeuchtigkeit im Raum zu reduzieren.

2. Einsatz von Luftentfeuchtern: In besonders feuchten Räumen wie Kellern oder Badezimmern können Luftentfeuchter eingesetzt werden, um die Feuchtigkeit in der Luft zu senken.

3. Vermeidung von Kältebrücken: Achten Sie darauf, dass Ihre Wände gut isoliert sind, um Kältebrücken zu vermeiden. Kältebrücken sind Stellen, an denen Wärme leichter nach außen dringt, was zu einer Abkühlung der Innenwände führt und Kondensation begünstigt.

4. Schnelles Beseitigen von Wasserschäden: Wenn es zu einem Wasserschaden kommt, sollten die betroffenen Bereiche so schnell wie möglich getrocknet werden, um die Feuchtigkeit zu reduzieren und Schimmelwachstum zu verhindern.

Fazit

Schimmelpilzwachstum in Innenräumen ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern kann auch ernsthafte gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Die entscheidende Feuchtegrenze für Schimmelpilzwachstum liegt bei etwa 70 % relativer Feuchte an der Oberfläche von Baumaterialien. Indem Sie die Feuchtigkeit in Ihren Innenräumen unter dieser Schwelle halten, können Sie das Risiko von Schimmelbildung erheblich reduzieren. Durch einfache Maßnahmen wie regelmäßiges Lüften, den Einsatz von Luftentfeuchtern und die Beseitigung von Kältebrücken können Sie Ihre Wohnräume gesund und schimmelfrei halten.

Wenn Sie mehr über den Schutz vor Schimmel erfahren möchten oder eine professionelle Beurteilung Ihrer Wohnräume wünschen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:

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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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