Biofilme an Oberflächen: Entstehung, Risiken und Schutzmaßnahmen

Biofilme sind komplexe Gemeinschaften von Mikroorganismen, die sich an Oberflächen bilden und miteinander verbunden sind. Diese mikrobiellen Gemeinschaften können in nahezu jeder feuchten Umgebung entstehen, sei es in der Natur oder in technischen Systemen. Biofilme sind von großer Bedeutung, da sie potenziell große Schäden verursachen können – sowohl in industriellen Anwendungen als auch im häuslichen Umfeld. In diesem Blogartikel erläutern wir, was Biofilme sind, wie sie sich bilden, wo sie vorkommen und welche Probleme sie verursachen können, wie etwa Biokorrosion und Biofouling.

Was sind Biofilme?

Ein Biofilm ist eine Ansammlung von Mikroorganismen, die sich auf einer Oberfläche ansiedeln und durch eine von ihnen produzierte Schleimschicht (Extrazelluläre Polymerische Substanzen, EPS) miteinander verbunden sind. Diese Schleimschicht schützt die Mikroorganismen und ermöglicht es ihnen, sich auf Oberflächen festzusetzen und dort zu wachsen.

Bestandteile eines Biofilms:

  • Mikroorganismen: Dazu gehören Bakterien, Pilze, Algen und Protozoen, die sich in einem Biofilm ansiedeln können.
  • Extrazelluläre Polymerische Substanzen (EPS): Diese schleimige Matrix wird von den Mikroorganismen produziert und besteht aus Polysacchariden, Proteinen, Lipiden und DNA. Die EPS-Matrix schützt die Mikroorganismen vor Umwelteinflüssen und erleichtert die Haftung an Oberflächen.

Entstehung und Bildung von Biofilmen

Die Bildung eines Biofilms verläuft in mehreren Schritten:

  1. Anheftung: Zunächst heften sich einzelne Mikroorganismen an eine geeignete Oberfläche. Dies kann auf physikalischem Weg (z.B. durch die Anziehung von Molekülen) oder durch biologische Mechanismen (z.B. Flagellen, Fimbrien) geschehen.
  2. Zell-Zell-Kommunikation: Nach der Anheftung kommunizieren die Mikroorganismen miteinander durch chemische Signale (Quorum Sensing). Diese Kommunikation ermöglicht es ihnen, koordiniert zu wachsen und die Produktion der EPS-Matrix zu beginnen.
  3. Reifung: In der Reifungsphase wächst der Biofilm, und es bilden sich dichte Schichten aus Mikroorganismen. Innerhalb des Biofilms entwickeln sich komplexe Strukturen, die es den Mikroorganismen ermöglichen, Nährstoffe effizient zu verteilen und Abfallstoffe zu entsorgen.
  4. Ablösung: Schließlich können sich Teile des Biofilms ablösen und neue Oberflächen besiedeln. Dies führt zur Verbreitung des Biofilms in anderen Bereichen.

Wo kommen Biofilme vor?

Biofilme können sich in einer Vielzahl von Umgebungen bilden:

  • In der Natur: Biofilme kommen häufig in natürlichen Gewässern, auf Pflanzenoberflächen und in Böden vor. Sie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, beispielsweise bei der Zersetzung organischer Materialien.
  • In der Industrie: In industriellen Anwendungen treten Biofilme oft in wasserführenden Systemen, Rohrleitungen, Wärmetauschern und auf Oberflächen von Maschinen auf. Hier können sie die Effizienz von Anlagen beeinträchtigen und zur Korrosion führen.
  • Im häuslichen Umfeld: Im Haushalt finden sich Biofilme in Abflüssen, Wasserleitungen, an Badezimmerarmaturen, Duschwänden, auf Fliesen und sogar in Klimaanlagen. Sie sind auch für die Bildung von Zahnplaque verantwortlich.

Risiken und Schäden durch Biofilme

Biofilme sind nicht nur unschön, sondern können auch erhebliche Schäden verursachen:

  1. Biokorrosion:
    • Biofilme können Korrosion an metallischen Oberflächen beschleunigen, ein Phänomen, das als Biokorrosion bekannt ist. Die Mikroorganismen im Biofilm produzieren Säuren und andere korrosive Substanzen, die die Metalloberfläche angreifen. Biokorrosion ist ein großes Problem in der Industrie, insbesondere in der Öl- und Gasförderung, im Schiffbau und in Wasserleitungssystemen.
  2. Biofouling:
    • Biofouling bezeichnet die unerwünschte Ansiedlung von Biofilmen auf Oberflächen, insbesondere in wasserführenden Systemen wie Schiffsrümpfen, Wärmetauschern und Membranen in Kläranlagen. Biofouling kann die Effizienz von Anlagen stark beeinträchtigen, den Energieverbrauch erhöhen und Wartungskosten verursachen.
  3. Gesundheitsrisiken:
    • Biofilme können ein Reservoir für Krankheitserreger sein. Insbesondere in Trinkwassersystemen oder medizinischen Geräten können sich pathogene Mikroorganismen in Biofilmen ansiedeln und so schwer zugängliche Infektionsquellen bilden. Die Bekämpfung von Biofilmen in solchen Umgebungen ist besonders schwierig, da die Mikroorganismen durch die EPS-Matrix geschützt sind und weniger empfindlich auf Desinfektionsmittel reagieren.
  4. Verstopfungen und Hygieneprobleme:
    • Im häuslichen Umfeld können Biofilme zu Verstopfungen in Abflüssen und Rohren führen. Außerdem sind sie oft die Ursache für unangenehme Gerüche und können Oberflächen unhygienisch erscheinen lassen.

Maßnahmen zur Kontrolle und Vermeidung von Biofilmen

Die Bekämpfung von Biofilmen ist aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit eine Herausforderung. Dennoch gibt es verschiedene Strategien, um Biofilme zu verhindern oder zu kontrollieren:

  1. Regelmäßige Reinigung:
    • Oberflächen, die anfällig für Biofilmbildung sind, sollten regelmäßig gereinigt werden, um die Anhaftung von Mikroorganismen zu verhindern. Besonders in Küchen, Badezimmern und industriellen Anlagen ist eine gründliche Reinigung unerlässlich.
  2. Materialwahl:
    • Die Wahl geeigneter Materialien kann helfen, Biofilmbildung zu minimieren. Oberflächen, die glatt und fugenlos sind, bieten Mikroorganismen weniger Halt und sind leichter zu reinigen. Antimikrobielle Materialien oder Beschichtungen können ebenfalls das Wachstum von Biofilmen reduzieren.
  3. Wasseraufbereitung und Desinfektion:
    • In wasserführenden Systemen kann die regelmäßige Desinfektion und Aufbereitung des Wassers dazu beitragen, Biofilme zu verhindern. Chlorierung, Ozonbehandlung oder der Einsatz von UV-Licht können wirksam sein, um Mikroorganismen zu bekämpfen.
  4. Vermeidung von stehenden Wasserbereichen:
    • Stehendes Wasser bietet ideale Bedingungen für Biofilmbildung. In industriellen Anlagen sollten daher Bereiche vermieden werden, in denen Wasser stagnieren kann. Eine kontinuierliche Bewegung des Wassers hilft, die Ansiedlung von Mikroorganismen zu verhindern.
  5. Biologische Kontrollmaßnahmen:
    • In einigen Fällen können biologische Methoden eingesetzt werden, um Biofilme zu kontrollieren. Dies kann den Einsatz von natürlichen Antagonisten beinhalten, die Biofilme abbauen, oder von Enzymen, die die EPS-Matrix zerstören.

Fazit

Biofilme sind weit verbreitet und können erhebliche Probleme verursachen, von Biokorrosion und Biofouling in industriellen Anwendungen bis hin zu Hygieneproblemen im häuslichen Umfeld. Die Bildung von Biofilmen zu verhindern oder zu kontrollieren, erfordert ein gründliches Verständnis der beteiligten Mikroorganismen und der Umgebungsbedingungen. Durch regelmäßige Reinigung, die Wahl geeigneter Materialien und den Einsatz von Desinfektionsmethoden können die Risiken, die von Biofilmen ausgehen, erheblich reduziert werden.

Wenn Sie Probleme mit Biofilmen in Ihrer Umgebung haben oder sich über vorbeugende Maßnahmen informieren möchten, steht Ihnen unser Sachverständigenbüro mit fundiertem Fachwissen und praktischen Lösungen zur Seite:

Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4
06295 Lutherstadt Eisleben
Funk: 0177 – 4007130
E-Mail: gutachter-knepper@online.de
Webseiten: Schimmelhilfe24.de, Holzschutz-Gutachten24.de, Gutachter-Knepper.de, Bauschaden24.eu

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

Schreibe einen Kommentar