Die Qualität der Außenluft spielt nicht nur im Kontext von Feinstaub und Abgasen eine Rolle – auch die Belastung durch mikrobiologische Bestandteile, insbesondere Schimmelpilzsporen, ist von Bedeutung. Diese Mikroorganismen gehören zur natürlichen Umwelt, können jedoch unter bestimmten Umständen in Innenräumen zu Problemen führen.
Am 1. Oktober 2024 wurde in Berlin-Mitte eine standardisierte Luftkeimsammlung durchgeführt. Ziel: Erhebung eines Referenzwertes für die Außenluft, der zur Bewertung möglicher Innenraumbelastungen dient. Denn nur im direkten Vergleich mit der Außenluft kann festgestellt werden, ob im Innenbereich eine auffällige, gesundheitlich relevante Schimmelpilzbelastung vorliegt.

1. Messmethode – wissenschaftlich fundiert
Probennummer: 2410-1614.20
Ort: Berlin-Mitte
Datum: 1. Oktober 2024
Probenvolumen: 100 Liter
Nährmedien:
- MEA (Malt Extract Agar): Nährreich, ideal für schnell wachsende Pilze
- DG18 (Dichloran Glycerol Agar): für trockentolerante, langsam wachsende Pilze
Inkubation: 1 Tag bei 25°C ± 3°C (vorläufiger Zustand, frühzeitig abgelesen)
2. Analyse der Ergebnisse – Was wurde gefunden?
2.1 Nährboden MEA – Die „explosiv“ wachsenden Luftbewohner
Die MEA-Platte zeigt nach nur einem Tag Inkubation ein massives Myzelwachstum. Die dominante Gattung war:
Gattung | KBE/m³ |
---|---|
Cladosporium spp. | 580 |
Penicillium spp. | 40 |
Sterile Kolonien | 70 |
Gesamtkonzentration | 690 |
Bewertung:
Mit 690 KBE/m³ liegt die Konzentration im oberen Bereich eines jahreszeittypischen Außenspektrums – insbesondere im Herbst, wenn die Sporenverteilung durch absterbendes Pflanzenmaterial zunimmt. Cladosporium dominiert erwartungsgemäß.
2.2 Nährboden DG18 – Differenzierter Blick auf die Umgebungsluft
DG18 zeigt ein detailreicheres, aber weniger dominantes Bild. Folgende Pilze wurden isoliert:
Gattung | KBE/m³ |
---|---|
Cladosporium spp. | 50 |
Penicillium spp. | 100 |
Chrysonilia sp. | 10 |
Sterile Kolonien | 30 |
Gesamtkonzentration | 190 |
Bewertung:
Die Luft enthält erwartungsgemäß zahlreiche Pilzsporen, darunter viele Penicillium-Arten, die auf sich zersetzendes Pflanzenmaterial oder Erde hindeuten. Chrysonilia ist ein seltenerer Fund und ein Hinweis auf gut durchlüftete Umgebungen.
3. Bewertung der wichtigsten Gattungen
Cladosporium spp. – Luftgetragener Spitzenreiter
Cladosporium ist der häufigste Außenluftpilz in Mitteleuropa. Er stammt meist von Laub, Gräsern und abgestorbenem Pflanzenmaterial.
- Allergenes Potenzial: mittel bis hoch
- Spitzenwert auf MEA: 580 KBE/m³
- Typisch für Herbstzeit
Penicillium spp. – Kleiner, aber nicht harmlos
Diese Gattung ist extrem vielseitig. In der Außenluft kommt sie auf verrottendem Holz, Erde und Pflanzenresten vor.
- In MEA und DG18 nachgewiesen
- Tendenz zur Mykotoxinbildung (je nach Art)
- Potentiell allergen
Sterile Kolonien – Unsichtbare Vielfalt
Diese Kolonien zeigen aktives mikrobielles Wachstum ohne Sporenbildung.
- Nicht näher bestimmbar
- Hygienisch relevant
- Können bei Innenraumbewertungen auf verborgene Probleme hinweisen
Chrysonilia sp. – Der Exot
Chrysonilia ist selten in Luftkeimsammlungen zu finden, gehört aber zur Gattung der Mucorales (Zygomyceten). Tritt oft in gut durchlüfteten Bereichen auf, insbesondere in Verbindung mit Staub oder auf Holzoberflächen.
- Geringe Konzentration: 10 KBE/m³
- Keine direkte Gesundheitsgefahr, aber Indikator für aktive Luftumwälzung
4. Bildauswertung – Was zeigen die Petrischalen?
Die Bebilderung dokumentiert eindrucksvoll das mikrobielle Spektrum:
Bild links – MEA nach 1 Tag Inkubation (wegen langem Postweg der Proben):
- Dicht bewachsene Oberfläche
- Myzelien in verschiedenen Weiß-, Grün- und Grautönen
- Großflächige Kolonien – typisch für Cladosporium und Penicillium
- Weiße, flaumige Kolonien: mutmaßlich sterile Myzelien
Interpretation:
Der rasche Bewuchs spricht für hohe Sporenkonzentration in der Luft – typisch für den Herbstanfang. Besonders auffällig ist die dominante Verdrängung anderer Kolonien durch Cladosporium.
Bild rechts – DG18 nach 1 Tag Inkubation (wegen langem Postweg der Proben) :
- Vielfältige, kleine Kolonien mit klaren Rändern
- Grünliche, gelbliche und hellgraue Pilze
- Einzelne Kolonien mit zentraler Pigmentierung
Interpretation:
DG18 ermöglicht eine differenzierte Darstellung langsam wachsender oder trockentoleranter Pilze. Die Anzahl der Kolonien ist geringer, aber klar voneinander getrennt – ein Zeichen für gute Selektivität des Mediums.

5. Hygienische Bewertung laut UBA
Das Umweltbundesamt bewertet Außenluftwerte von bis zu 1.000 KBE/m³ je nach Jahreszeit als normal. Die hier gemessenen Werte liegen mit 690 KBE/m³ (MEA) und 190 KBE/m³ (DG18) innerhalb dieser Toleranz und gelten somit als hygienisch unauffällig.
Diese Daten dienen als Vergleichsbasis für Innenraummessungen – insbesondere, wenn eine Schimmelpilzquelle im Raum vermutet wird.
Fazit: Der Berliner Herbst bringt viele Sporen mit sich
Die Außenluft in Berlin-Mitte am 1. Oktober 2024 war reich an Cladosporium und Penicillium – zwei Gattungen, die typisch für den Spätsommer und Herbst sind. Die gemessenen Konzentrationen sind nicht gesundheitsgefährdend, aber bedeutsam als Vergleichswert bei Schimmelpilzanalysen in Innenräumen.
Solche Messungen sind ein unverzichtbares Instrument der modernen Bauforensik und Raumluftdiagnostik.
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https://gutachter-knepper.de
https://bauschaden24.eu
Quellen:
- Umweltbundesamt: Schimmelleitfaden 2024
- Handlungsempfehlung des Landesgesundheitsamtes BW
- Eigene Laborerfahrung und Sachverständigenbewertung nach DIN ISO 16000-16
- Netzwerk Schimmel Richtlinie (2022)