Inmitten von Verkehr, Büros, Cafés und Wohnungen ist Berlin-Mitte ein lebendiger Knotenpunkt – und genau hier wurde am 4. März 2025 eine professionelle Luftkeimsammlung durchgeführt. Ziel: Herauszufinden, welche Schimmelpilze und Mikroorganismen sich in der natürlichen Umgebungsluft befinden.
Denn gerade bei der Beurteilung von Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen ist der Vergleich mit der Außenluft entscheidend. Nur so kann festgestellt werden, ob ein erhöhtes Innenraumniveau vorliegt – und ob sich daraus gesundheitliche oder hygienische Maßnahmen ableiten lassen.
Die nachfolgende Auswertung gibt spannende Einblicke in das mikrobielle Geschehen über den Dächern Berlins.

1. Probenahme – Vorgehen nach Standard
Probenbezeichnung: Außenprobe 2503-0322.5
Ort: Berlin-Mitte
Datum: 4. März 2025
Luftvolumen: 100 Liter
Nährmedien:
- MEA (Malt Extract Agar) – für nährstoffliebende Schimmelpilze
- DG18 (Dichloran Glycerol Agar) – für trockentolerante Arten
Bebrütung: 7 Tage bei 25 °C ± 3 °C
Diese standardisierte Probenahme entspricht den Vorgaben des Umweltbundesamtes und dient als Referenz für Innenraumbewertungen.
2. Messergebnisse – Was ist in der Berliner Außenluft unterwegs?
2.1 Nährboden MEA – Die dominanten Arten
Auf dem MEA-Nährboden konnten folgende Pilze identifiziert werden:
Gattung | KBE/m³ |
---|---|
Cladosporium spp. | 70 |
Penicillium spp. | 110 |
Summe Schimmelpilze: | 180 |
Die Platte war zudem teilweise überwachsen mit sterilen Kolonien, was die Identifikation einzelner Kolonien erschwerte. Sterile Kolonien sind solche, die keine Sporen ausbilden und daher morphologisch nicht eindeutig bestimmbar sind.
Bewertung:
Mit 180 KBE/m³ liegt die Belastung im üblichen Bereich für den Frühjahrsbeginn. Besonders Cladosporium und Penicillium gehören zu den „klassischen Außenluftpilzen“.
2.2 Nährboden DG18 – Differenzierte Außenluftflora
Auf DG18, einem selektiven Medium für trockentolerante Schimmelpilze, zeigt sich eine deutlich höhere Artenvielfalt:
Gattung / Gruppe | KBE/m³ |
---|---|
Penicillium spp. (5 Arten) | 120 |
Cladosporium spp. | 90 |
Alternaria spp. | 20 |
Aspergillus spp. (ehemals Eurotium spp.) | 10 |
Sterile Kolonien | 50 |
Summe Schimmelpilze: | 290 |
3. Bewertung der wichtigsten Gattungen
Penicillium spp. – Die Allgegenwärtigen
Penicillium-Arten sind in der Außenluft fast immer vertreten. Die Sporen entstehen häufig auf Boden, Pflanzenmaterial oder in Komposthaufen. Einige Arten sind harmlos, andere können Allergien oder sogar Mykotoxine verursachen.
In der Berliner Probe mit bis zu 120 KBE/m³ stark vertreten.
Cladosporium spp. – Der Luftkönig
Cladosporium ist in der Außenluft oft der dominante Pilz. Er stammt von Blättern, Holz oder Pflanzenresten. Allergiker reagieren häufig sensibel auf diese Sporen.
Wert: 90 KBE/m³ – typisch für Frühling.
Alternaria spp. – Frühindikator für biologische Aktivität
Alternaria wird mit dem Blühen und Vergehen von Pflanzenmaterial assoziiert. Er produziert große Sporen und ist besonders allergen.
Mit 20 KBE/m³ vorhanden, aber nicht dominant.
Aspergillus spp. (ehemals Eurotium)
Dieser Gattungskomplex ist weltweit verbreitet und teilweise auch pathogen (z. B. Aspergillus fumigatus). Die hier gefundenen Arten gehören zur Sektion Eurotium, heute dem Aspergillus-Komplex zugeordnet.
Vorkommen: 10 KBE/m³ – unauffällig, aber erwähnenswert.
Sterile Kolonien
Zeigen mikrobielles Wachstum ohne sporulente Strukturen. Hinweis auf aktiven Schimmel, jedoch ohne exakte Zuordnung.
50 KBE/m³ – nicht identifizierbar, aber hygienisch relevant.
4. Bildauswertung – Was sagen die Petrischalen?
Die Fotos nach 7 Tagen Bebrütung zeigen deutlich:
- MEA (links): Überwachsene Kolonien mit dichter, filziger Myzelstruktur – typisch für Penicillium und steriles Myzel.
- DG18 (rechts): Zahlreiche, deutlich abgegrenzte Kolonien in verschiedenen Farben und Formen – darunter grüne, graue und dunkle Kolonien, typisch für Penicillium, Cladosporium und Alternaria.
Die DG18-Platte zeigt ein sehr differenziertes Bild der Außenluft, wie es für diese Jahreszeit erwartet wird.

5. Hygienische Bewertung
Die gemessenen Gesamtwerte von 180 KBE/m³ (MEA) und 290 KBE/m³ (DG18) entsprechen laut Umweltbundesamt einem normalen, jahreszeittypischen Außenluftspektrum. Diese Werte gelten als unbedenklich und werden als Vergleichsbasis für Innenraummessungen herangezogen.
Wichtig: Erst wenn die Raumluft deutlich über diesen Referenzwerten liegt, ist von einer Innenraumquelle auszugehen – also von einem aktiven Schimmelbefall im Gebäude.
6. Warum solche Außenluftmessungen wichtig sind
- Referenzwert für Innenraumanalysen
- Ausschluss falsch-positiver Innenraumbefunde
- Bewertung der baulichen und lüftungstechnischen Situation
- Unterstützung bei Gerichtsverfahren oder Mietstreitigkeiten
Gerade in Städten wie Berlin, wo die Bebauungsdichte hoch ist und Gebäude häufig sanierungsbedürftig sind, sind präzise Vergleichswerte für die Luftqualität essenziell.
Fazit: Mikrobielle Außenluft in Berlin – völlig normal
Die Außenluftmessung vom 4. März 2025 zeigt, dass auch in einer Großstadt wie Berlin eine Vielzahl natürlicher Mikroorganismen unterwegs ist – allen voran Penicillium, Cladosporium und Alternaria. Diese Schimmelpilze sind Teil des natürlichen Luftökosystems, stellen in dieser Konzentration keine Gefahr dar, bilden aber eine wichtige Referenz zur Beurteilung der Innenraumhygiene.
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Quellen:
- Umweltbundesamt: Schimmelleitfaden 2024
- Handlungsempfehlung LGA Baden-Württemberg
- Bewertungskriterien laut DG18- und MEA-Verfahren
- Eigene Sachverständigenbewertung nach über 25 Jahren Berufserfahrung