Wohnungen, Häuser und Ferienunterkünfte in der Nähe von Gewässern – seien es Flüsse, Seen, Teiche oder Küstengebiete – bieten oft einen idyllischen Ausblick und das beruhigende Rauschen des Wassers. Doch diese Standorte bringen auch besondere Herausforderungen mit sich, insbesondere wenn es um Feuchtigkeit und Schimmelbildung geht. Die Nähe zu Gewässern beeinflusst das Raumklima und die Gebäudehülle und erhöht die Wahrscheinlichkeit von Schimmelbefall erheblich. Hier sind die Hauptgründe, warum Feuchteprobleme und Schimmel in der Nähe von Wasserflächen verstärkt auftreten und welche spezifischen Risiken dabei entstehen.
1. Erhöhte Luftfeuchtigkeit in der Umgebung
Wasserflächen geben ständig Feuchtigkeit an die Luft ab, was die allgemeine Luftfeuchtigkeit in der Umgebung erhöht. Diese erhöhte Luftfeuchtigkeit wirkt sich auch auf angrenzende Gebäude aus. Besonders in den Morgen- und Abendstunden, wenn die Temperaturen sinken, kann sich die feuchte Luft an kühlen Oberflächen wie Wänden, Fenstern und Böden niederschlagen. Diese Kondenswasserbildung ist ein wesentlicher Faktor für Schimmelbildung, da sie den Wänden und Oberflächen Feuchtigkeit zuführt, die dem Schimmel ideale Wachstumsbedingungen bietet.
In Küstennähe oder an großen Seen und Flüssen kann die Luftfeuchtigkeit dauerhaft erhöht sein, was dazu führt, dass Innenräume ständig mit einer höheren Feuchtelast belastet sind. Diese Feuchtigkeit kann besonders problematisch werden, wenn das Gebäude schlecht isoliert ist oder keine ausreichende Lüftung besitzt.
Beispiel:
Ein Ferienhaus am Ufer eines Sees in der Nähe von Schierke im Harzgebiet weist regelmäßig Schimmelbildung an den Wänden auf, besonders im Herbst und Winter, wenn die Temperaturen fallen und die Innenräume kühler sind. Die Wände des Hauses ziehen die feuchte Luft aus der Umgebung an, und da die Fenster nur selten geöffnet werden, bleibt die Feuchtigkeit im Inneren eingeschlossen. Der Besitzer hat bereits Maßnahmen ergriffen, um das Haus zu sanieren, doch die ständig hohe Luftfeuchtigkeit des Sees bleibt eine Herausforderung.
2. Kondensation durch Temperaturunterschiede
Gebäude in der Nähe von Gewässern sind oft besonders anfällig für Kondenswasserbildung, weil das Wasser die Umgebungstemperatur beeinflusst und den Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen verstärkt. Besonders in den kälteren Monaten kühlt die Luft über dem Wasser stark ab, während die Gebäude aufgrund von Heizungen warm gehalten werden. Diese Temperaturdifferenz führt dazu, dass feuchte Luft an den Innenwänden kondensiert und Wassertröpfchen bildet, die sich in Ecken, an Fenstern und auf kalten Oberflächen ansammeln können.
Beispiel:
In einem Altbau an der Saale in der Nähe von Halle (Saale) stellten die Bewohner fest, dass sich in den Wintermonaten regelmäßig Kondenswasser an den Fensterrahmen und in den Ecken der Zimmer bildete. Durch die Nähe zum Wasser ist die Außentemperatur im Bereich des Hauses kälter, und die Wände nehmen diese kühle Temperatur an. Die Innenluft trifft auf diese kühlen Oberflächen, wodurch Kondenswasser entsteht und schließlich Schimmelbildung einsetzt. Der Einbau schimmelresistenter Materialien und eine gute Dämmung der Fenster konnten das Problem mindern, aber die Nähe zur Saale bleibt ein dauerhafter Risikofaktor.
3. Erhöhte Bodenfeuchtigkeit und steigendes Grundwasser
In der Nähe von Gewässern ist der Boden oft stärker mit Wasser gesättigt, und das Grundwasser kann höher stehen als in weiter entfernt liegenden Gebieten. Bei starkem Regen oder Hochwasser kann das Wasser sogar bis in die unteren Bereiche von Gebäuden eindringen und dort für eine hohe Bodenfeuchtigkeit sorgen. Besonders in Kellern und Erdgeschossen ist diese Bodenfeuchtigkeit problematisch, da sie über das Mauerwerk nach oben steigt und Wände und Böden feucht hält. Diese permanente Feuchtigkeit im Boden stellt eine ideale Grundlage für Schimmelwachstum dar.
Beispiel:
In einem alten Fischerhäuschen an der Elbe nahe Magdeburg bemerkte die Besitzerin, dass der Kellerbereich oft klamm und feucht war, selbst in trockenen Sommermonaten. Die Nähe zur Elbe sorgte dafür, dass der Boden permanent feucht blieb, und bei Hochwasser stieg das Wasser in den Keller. Die dauerhafte Bodenfeuchte führte zur Bildung von Schimmel an den Kellerwänden und im Lagerraum. Um dem entgegenzuwirken, wurde eine Drainage verlegt und eine Grundwassersperre installiert, die die Feuchtigkeit vom Mauerwerk fernhalten soll.
4. Schwierige Lüftungsverhältnisse durch windstille Zonen
An Seen oder in Flussniederungen herrschen oft windstille Zonen, was die natürliche Belüftung erschwert. Ohne eine konstante Luftbewegung kann die feuchte Luft nicht abziehen und bleibt in den Innenräumen gefangen. Besonders in den Sommermonaten, wenn die Fenster geschlossen sind und sich im Inneren Feuchtigkeit durch Kochen, Duschen oder andere Tätigkeiten ansammelt, wird die Luft noch feuchter und begünstigt die Entstehung von Schimmel.
Beispiel:
In einem Ferienappartement an einem stillen See in der Nähe von Quedlinburg stellten die Bewohner fest, dass die Fenster und Türen beschlugen, sobald sie die Heizung im Herbst anstellten. Der nahe See und die windstille Umgebung verhinderten, dass die feuchte Luft aus den Räumen abziehen konnte. Der Schimmelbefall zeigte sich besonders an den Außenwänden, und die Besitzer mussten lernen, regelmäßig zu lüften und feuchtigkeitsregulierende Materialien zu verwenden, um das Raumklima zu verbessern.
5. Feuchtigkeitsspeichernde Bausubstanz
Gebäude, die nahe am Wasser gebaut wurden, besitzen häufig Materialien, die Feuchtigkeit gut speichern können, wie Ziegel oder Naturstein, da sie historisch oft auf diese Weise errichtet wurden. Diese Baustoffe neigen dazu, Feuchtigkeit aus der Umgebung aufzunehmen und abzugeben, wenn die Luftfeuchtigkeit im Raum sinkt. Doch bei konstant hoher Luftfeuchte bleibt das Material feucht und speichert die Feuchtigkeit, was dazu führt, dass Wände und Decken langfristig feucht bleiben. Schimmel hat unter diesen Bedingungen optimale Wachstumsbedingungen.
Beispiel:
Ein traditionelles Gästehaus an einem kleinen Teich in Ilsenburg besteht zum Großteil aus Natursteinwänden. Besonders im Erdgeschoss sind die Wände stark der Feuchtigkeit ausgesetzt und trocknen nur langsam ab. Im Winter bemerkten die Betreiber einen Schimmelbefall an den Innenwänden des Erdgeschosses, vor allem in den Bädern und Küchenbereichen. Eine umfassende Sanierung mit schimmelresistenten Farben und das Aufstellen von Luftentfeuchtern halfen, die Feuchtigkeit zu reduzieren, doch die Natursteinwände bleiben weiterhin eine Herausforderung, die ständige Kontrolle und Pflege erfordert.
Präventive Maßnahmen für Gebäude nahe Gewässern
Um Schimmel und Feuchteschäden in Gebäuden nahe an Gewässern zu vermeiden, gibt es einige präventive Maßnahmen:
- Dämmung und Isolierung: Gut gedämmte Außenwände und Fenster verhindern, dass kalte Luft von außen auf die feuchte Innenluft trifft und Kondensation entsteht.
- Regelmäßige Lüftung: Besonders in windstillen Gegenden ist eine regelmäßige Stoßlüftung entscheidend, um die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen zu senken.
- Luftentfeuchter und Belüftungssysteme: Ein Luftentfeuchter kann helfen, die Feuchtigkeit aus der Luft zu ziehen und so das Raumklima zu verbessern. In besonders feuchten Regionen empfiehlt sich zudem ein Belüftungssystem, das die Luft konstant austauscht.
- Schimmelfreundliche Materialien: Schimmelresistente Farben und Materialien an Wänden und Böden verhindern die schnelle Ausbreitung von Schimmelsporen und erleichtern die Instandhaltung.
Die Nähe zu Wasserflächen bietet viele Vorteile, doch die damit verbundene Feuchtigkeitsproblematik und das Risiko von Schimmelbildung stellen besondere Anforderungen an die Gebäudepflege und das Raumklima. Ein gutes Feuchtigkeitsmanagement und eine regelmäßige Kontrolle sind entscheidend, um die Schimmelbildung langfristig in den Griff zu bekommen und die Wohnqualität in diesen malerischen Lagen zu erhalten.