Warum es im Harz besonders schnell zu Feuchte- und Schimmelschäden kommt

Die Harzregion ist mit ihrer malerischen Natur, den dichten Wäldern und den oft höher gelegenen Gebieten ein attraktives Ziel für Urlauber und ein beliebter Wohnort. Doch die spezielle Geografie und das Klima im Harz können leicht zur Herausforderung werden, wenn es um Feuchte- und Schimmelschäden geht. Die klimatischen Bedingungen, die geringe Sonneneinstrahlung in den dichten Wäldern und die Temperaturunterschiede, die Feuchtigkeit begünstigen, schaffen in dieser Region oft die perfekten Bedingungen für Schimmelbildung. Hier erläutern wir einige der häufigsten Ursachen für Feuchteschäden im Harz und stellen fiktive Fallbeispiele vor, die typische Situationen verdeutlichen.


Klimatische Besonderheiten im Harz

Der Harz ist bekannt für seine raueren Wetterbedingungen, die kühleren Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit, besonders in den Herbst- und Wintermonaten. Durch die Erhebung des Mittelgebirges kommt es oft zu langen, nassen Winterperioden und sogar im Sommer bleibt die Luftfeuchtigkeit in höheren Lagen oft beständig hoch. Auch durch die dichten Wälder, die oft das Sonnenlicht abschirmen, trocknen Gebäude schlechter ab, was dazu führt, dass Feuchtigkeit nicht vollständig aus den Wänden und Oberflächen entweichen kann. Dazu kommt der hohe Anteil an Altbauten und Berghütten, die oft schlecht isoliert sind.

Beispiel 1: Ferienhaus in einer Waldlage nahe Braunlage

Ein kleines Ferienhaus in der Nähe von Braunlage, idyllisch an einem Waldrand gelegen, bietet im Sommer eine perfekte Rückzugsmöglichkeit. Doch gerade die Lage im Wald, abseits direkter Sonneneinstrahlung, führt dazu, dass das Gebäude fast ständig feucht bleibt, besonders an den unteren Wandbereichen und im Erdgeschoss. Im Herbst und Winter verschärft sich das Problem, da die hohen Niederschläge die Feuchtigkeit zusätzlich erhöhen.

Die Besitzer, die das Haus über die Wintermonate ungenutzt lassen, stellten im Frühjahr fest, dass sich Schimmel entlang der Wandunterseiten und an den Ecken der Räume gebildet hatte. Die Feuchtigkeit war von unten durch die Bodenplatte in das Mauerwerk gezogen, und da die Fenster selten geöffnet und die Heizung kaum genutzt wurden, blieb die Feuchtigkeit im Haus eingeschlossen. Der Schimmel hatte sich während der kühlen Monate unbemerkt ausbreiten können und war erst sichtbar, als das Haus wieder genutzt wurde.


Beispiel 2: Laube in einer Gartenanlage in Bad Harzburg

In Bad Harzburg steht eine Gartenlaube, die vor allem in den Sommermonaten zum Verweilen genutzt wird. Die Laube liegt in einem schattigen Teil der Anlage, umgeben von dichtem Baum- und Buschwerk. Diese Lage sorgt im Sommer für angenehmen Schatten, doch sie hat auch den Nachteil, dass die Laube nie komplett durchtrocknet. Besonders nach Regenfällen bleibt der Boden im Inneren der Laube oft lange feucht, und selbst an sonnigen Tagen braucht es mehrere Stunden, bis die Feuchtigkeit wieder verdunstet ist.

Da die Laube im Winter meist verschlossen und nicht beheizt ist, steigt die Luftfeuchtigkeit im Inneren stark an. Im Frühling stellte der Besitzer fest, dass sich an den Holzwänden und an den Stellen, wo Möbel an den Wänden standen, dunkle Flecken gebildet hatten. Der Schimmel war das Resultat der konstant hohen Luftfeuchtigkeit und der mangelnden Belüftung. Diese Feuchteschäden lassen sich oft nur durch eine regelmäßige Belüftung und besseres Heizen verhindern – Maßnahmen, die in ungenutzten Lauben jedoch nur schwer umsetzbar sind.


Beispiel 3: Schimmel in einem alten Fachwerkhaus in Quedlinburg

Quedlinburg ist bekannt für seine malerische Altstadt und die Vielzahl historischer Fachwerkhäuser. Diese Gebäude verleihen der Stadt ihren besonderen Charme, doch sie sind auch anfällig für Schimmel- und Feuchteschäden, da viele von ihnen schlecht oder gar nicht gedämmt sind. Ein Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert in der Altstadt von Quedlinburg, das als Ferienwohnung genutzt wird, ist ein typisches Beispiel. In diesem Fall bemerkten die Mieter immer wieder feuchte Wände und einen muffigen Geruch, vor allem in den Schlafzimmern und in der Küche.

Die Besitzerin des Hauses stellte schließlich fest, dass der Schimmel besonders in den Ecken auftrat, die an die ungedämmten Außenwände grenzten. Diese Wände kühlen in der kalten Jahreszeit stark ab, und durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Inneren des Gebäudes bildete sich Kondenswasser, das in die Wände zog und Schimmel förderte. Eine umfassende Sanierung und eine zusätzliche Dämmung der Wände wäre nötig, um den Schimmel dauerhaft zu beseitigen – eine kostspielige Investition, die gerade bei historischen Gebäuden oft schwierig umzusetzen ist.


Beispiel 4: Schimmel im Wellnessbereich eines Hotels in Schierke

In Schierke, einem beliebten Urlaubsort im Harz, kämpfte ein Hotel mit einem hartnäckigen Schimmelproblem im Wellnessbereich. Das Hotel verfügt über einen kleinen Spa-Bereich mit Sauna und Whirlpool, der gerne von den Gästen genutzt wird. Die hohe Luftfeuchtigkeit in diesen Räumen führte jedoch dazu, dass sich Kondenswasser an den Wänden und Decken sammelte, besonders in den Ecken und entlang der Fenster.

Der Schimmel entwickelte sich zunächst unbemerkt in den schlecht belüfteten Bereichen und war bereits tief in die Fugen eingedrungen, bevor der Hotelleitung das Problem auffiel. Der hinzugezogene Schimmelgutachter stellte fest, dass die Belüftungsanlage im Wellnessbereich nicht ausreichend dimensioniert war, um die hohe Feuchtigkeit abzuleiten. Die Entfernung des Schimmels und die Verbesserung der Lüftung kosteten das Hotel mehrere Wochen und hohe Sanierungskosten, doch seither bleibt der Wellnessbereich schimmelfrei, und die Gäste können ihren Aufenthalt ohne Gesundheitsrisiken genießen.


Beispiel 5: Wochenendbungalow in einer Feuchtlage bei Ilsenburg

Ein Wochenendbungalow in der Nähe von Ilsenburg liegt am Rand eines Feuchtgebiets, das besonders im Herbst und Frühjahr immer wieder überschwemmt wird. Das Grundwasser steht hier oft sehr hoch, und die feuchte Luft zieht schnell in das Gebäude. Die Besitzer, die den Bungalow nur saisonal nutzen, hatten bereits mehrfach Feuchteschäden an den Wänden und am Boden bemerkt. Besonders im Schlafbereich, der an eine kühle Außenwand grenzt, zeigte sich jedes Frühjahr aufs Neue Schimmel.

Der Bungalow ist aus einfachen Materialien gebaut und besitzt keine Dämmung, sodass die Kälte von außen leicht eindringen kann. Diese kühlen Wandflächen ziehen die Feuchtigkeit förmlich an, und ohne eine regelmäßige Heizung und Belüftung bleibt die Feuchtigkeit im Gebäudeinneren konstant hoch. Die Besitzer versuchen nun, mit einem mobilen Luftentfeuchter und einer kleinen Elektroheizung dem Problem entgegenzuwirken, doch langfristig könnte nur eine umfassende Sanierung helfen, den Bungalow schimmelfrei zu halten – ein hoher Aufwand, den sie bisher noch nicht leisten konnten.


Beispiel 6: Ein Wanderhotel in Thale mit Schimmelproblemen in den Gästezimmern

Ein Wanderhotel in Thale, das ganzjährig von Touristen besucht wird, kämpfte mit hartnäckigen Schimmelschäden in den Gästezimmern, besonders an den Fenstern und in den Badezimmern. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Harz, den ständigen Wechsel der Gäste und das häufige Heizen und Lüften entstanden in den kalten Monaten Kondensationsprobleme an den Fensterscheiben und an den Badezimmerwänden.

Einige Gäste meldeten Schimmelgeruch, und bei der Inspektion stellte die Hotelleitung fest, dass sich in mehreren Zimmern tatsächlich Schimmel an den Dichtungen und Fugen gebildet hatte. Der Hotelbesitzer investierte schließlich in eine verbesserte Lüftungsanlage und behandelte die Zimmer mit einem speziellen Schimmelschutzmittel, um das Problem langfristig zu lösen. Zusätzlich wurde das Reinigungspersonal geschult, um die Luftfeuchtigkeit in den Zimmern zu kontrollieren und regelmäßig für frische Luft zu sorgen.


Fazit

Die spezifischen klimatischen Bedingungen und die geografische Lage des Harzes begünstigen Schimmelbildung und Feuchteschäden in Gebäuden, die in dieser Region liegen. Die hohe Luftfeuchtigkeit, der Schatten durch die dichten Wälder und die oft schlecht isolierten Altbauten schaffen eine Herausforderung für Immobilienbesitzer und Urlauber gleichermaßen. Vor allem in Ferienhäusern, Bungalows und Hotels, die zeitweise oder saisonal genutzt werden, tritt das Problem gehäuft auf, da das Raumklima in den unbewohnten Phasen oft schlecht kontrolliert wird. Ein durchdachtes Lüftungs- und Heizkonzept und der Einsatz von schimmelresistenten Materialien sind entscheidende Maßnahmen, um Feuchte- und Schimmelschäden im Harz langfristig in den Griff zu bekommen.

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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