Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) haben sich in der modernen Bauweise bewährt, um Gebäude effizient zu dämmen und Energiekosten zu senken. Doch besonders an Nordfassaden, die wenig oder gar keine direkte Sonneneinstrahlung erhalten, fällt oft eine grüne oder schwarze Verfärbung auf – ein Anzeichen für Algenbewuchs. In diesem Artikel gehen wir darauf ein, warum Nordfassaden anfällig für Algen sind, welche Rolle WDVS dabei spielt und wie Eigentümer diesen ungewollten Bewuchs verhindern können.
Warum WDVS-Fassaden anfälliger für Algen sind
WDVS-Fassaden bieten durch ihre spezifische Bauweise und Materialauswahl ideale Wachstumsbedingungen für Algen. Folgende Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle:
1. Niedrige Oberflächentemperaturen
Wärmedämmverbundsysteme sind darauf ausgelegt, Wärmeverluste zu minimieren, indem sie den Temperaturfluss von innen nach außen stark reduzieren. Diese geringe Wärmeabgabe führt jedoch dazu, dass die Außentemperatur der Fassade niedrig bleibt. Besonders auf der Nordseite, die keinen oder nur sehr wenig Sonnenstrahlung erhält, bleibt die Fassadenoberfläche kühl und trocknet langsamer ab als auf anderen Gebäudeseiten.
2. Feuchtigkeit auf der Fassadenoberfläche
Durch die geringen Oberflächentemperaturen kondensiert Feuchtigkeit auf der Fassade, sobald die Außentemperatur den Taupunkt erreicht. Diese Feuchtigkeit bleibt auf der Nordseite länger bestehen, da die Trocknung ohne Sonneneinstrahlung verzögert ist. Algen und Pilze benötigen Feuchtigkeit, um zu wachsen – und finden in dieser dauerhaft feuchten Umgebung optimale Bedingungen.
3. Poröse Oberflächenstruktur
WDVS-Fassaden bestehen häufig aus mineralischen Putzen oder organischen Beschichtungen, die eine raue und poröse Struktur aufweisen. Diese Struktur nimmt Feuchtigkeit gut auf und hält sie über längere Zeit, wodurch ein Mikroklima entsteht, das Algenwachstum unterstützt. Poröse Oberflächen bieten zudem eine größere Haftfläche, die Mikroorganismen die Besiedlung erleichtert.
Warum Nordfassaden besonders betroffen sind
Nordfassaden sind naturgemäß stärker von Algenbefall betroffen als andere Gebäudeseiten. Die spezifischen Gegebenheiten der Nordseite verstärken die feuchtigkeitsbedingten Nachteile eines WDVS-Systems und bieten Algen ideale Wachstumsbedingungen.
1. Mangelnde Sonneneinstrahlung
Die Sonneneinstrahlung spielt eine zentrale Rolle bei der Trocknung von Fassadenoberflächen. Auf der Nordseite trifft keine direkte Sonne ein, weshalb die Oberfläche auch nach Regen, Nebel oder Tau nur langsam trocknet. Während Ost-, West- und Südfassaden durch die Sonne erwärmt und damit schneller getrocknet werden, bleibt die Nordseite feucht. Diese anhaltende Feuchtigkeit bietet Algen und anderen Mikroorganismen einen dauerhaften Nährboden.
2. Ständig kühle Temperaturen
Durch die geringe Sonneneinstrahlung bleiben Nordseiten das ganze Jahr über kühler als andere Gebäudeseiten. Diese kühlen Temperaturen fördern die Kondensation, was wiederum die Feuchtigkeit auf der Oberfläche erhöht. Zusätzlich verstärkt die Kühle das Wachstum von Algen und Moosen, die sich an solche Bedingungen anpassen und auch bei niedrigen Temperaturen gedeihen können.
3. Schatten durch umgebende Objekte
Bäume, nahe gelegene Gebäude oder Vorsprünge können die Nordseite zusätzlich verschatten und die ohnehin schon geringe Lichtmenge noch weiter reduzieren. Dieser Schatten reduziert die Verdunstung und die Temperatur noch weiter und verlängert so die feuchte Phase an der Fassade. Da Algen für ihr Wachstum kein direktes Sonnenlicht benötigen, können sie auf dieser dauerhaft feuchten und kühlen Oberfläche hervorragend gedeihen.
Maßnahmen zur Vorbeugung von Algenbewuchs auf Nordfassaden
Auch wenn die Bedingungen auf Nordseiten ideal für Algenbewuchs sind, gibt es effektive Maßnahmen, um die Bildung von Algen zu verhindern oder zumindest zu minimieren.
1. Verwendung von hydrophoben Fassadenbeschichtungen
Eine wasserabweisende (hydrophobe) Beschichtung auf der Fassade verhindert, dass Feuchtigkeit in die Oberfläche eindringt und reduziert so die Wasseraufnahme. Solche Beschichtungen lassen Wassertropfen abperlen und beschleunigen das Trocknungsverhalten der Fassade, wodurch Algen weniger Feuchtigkeit zum Wachstum vorfinden.
2. Algen- und fungizidbehandelte Fassadenfarben
Speziell für WDVS-Fassaden gibt es Farben und Beschichtungen, die Algen- und Pilzbefall vorbeugen sollen. Diese Farben enthalten Biozide, die das Wachstum von Mikroorganismen bremsen. Wichtig ist hierbei, dass die Biozide umweltverträglich sind und keine schädlichen Stoffe an die Umgebung abgeben. Auch sollte bedacht werden, dass diese Wirkstoffe über die Jahre durch Regen ausgewaschen werden können und ihre Wirkung nach und nach verlieren.
3. Optimierung der Gebäudeumgebung
Indem Sie auf der Nordseite für mehr Licht und Luftzirkulation sorgen, können Sie die Feuchtigkeitsansammlung reduzieren. Wenn möglich, sollten große Büsche oder Bäume, die den Lichteinfall behindern, entfernt oder zurückgeschnitten werden. Eine gute Luftzirkulation fördert das Abtrocknen der Fassade und verringert das Risiko für Algenbildung.
4. Dachüberstände und wasserableitende Maßnahmen
Ein Dachüberstand schützt die Fassade vor direktem Regenfall und reduziert so die Feuchtigkeit auf der Oberfläche. Weitere Maßnahmen wie wasserableitende Tropfkanten oder geeignete Fassadengestaltungen verhindern, dass Wasser an der Fassade herunterläuft und dort zu Feuchtigkeitsansammlungen führt.
5. Regelmäßige Wartung und Reinigung der Fassade
Eine regelmäßige Reinigung und Pflege der Fassade hilft, Algenwachstum frühzeitig zu verhindern. Besonders die Entfernung von Schmutz und Staub ist wichtig, da diese Stoffe Algen zusätzliche Nährstoffe bieten. Im Bedarfsfall kann eine professionelle Reinigung mit milden Algenreinigungsmitteln die Oberfläche von bestehenden Algen befreien und einem erneuten Befall vorbeugen.
Zusammenfassung: Warum Nordfassaden und WDVS-Fassaden besonders vorsichtig behandelt werden sollten
Nordfassaden mit Wärmedämmverbundsystemen sind besonders anfällig für Algenbewuchs, da die thermischen und feuchtigkeitsbedingten Eigenschaften dieser Gebäudeseiten perfekte Bedingungen für Algen schaffen. Die Kombination aus schlechter Trocknung, niedrigen Temperaturen und Feuchtigkeitsansammlungen fördert das Algenwachstum. Durch gezielte Präventionsmaßnahmen, wie hydrophobe Beschichtungen, algenresistente Farben und regelmäßige Wartung, können Sie jedoch die Bildung von Algen auf Ihrer Nordfassade deutlich reduzieren.
Falls Sie bereits Algenbewuchs auf Ihrer Nordfassade bemerkt haben, ist eine gründliche Reinigung und eine Überprüfung der baulichen Schutzmaßnahmen ratsam, um die Ursache zu beheben und eine langfristige Lösung zu finden.
Kontakt: Sachverständigenbüro Charles Knepper
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