Unterirdische Zufluchtsorte in Kriegs- und Krisenzeiten
Unterirdische Stollen und Bergwerke wurden in der Vergangenheit oft als Schutzräume, Notfallbunker oder geheime Produktionsstätten genutzt. Durch ihre massive Gesteinsüberdeckung boten sie einen hervorragenden Schutz vor Bombenangriffen, Druckwellen und sogar radioaktiver Strahlung.

1. Nutzung von Bergwerken und Stollen als Schutzräume
1.1. Luftschutzstollen im Zweiten Weltkrieg
Während der alliierten Luftangriffe auf deutsche Städte wurden zahlreiche Bergwerke und Stollen als Luftschutzräume umfunktioniert.
- Stollen boten besseren Schutz als oberirdische Bunker, da sie tief im Gestein lagen.
- Oft wurden bestehende Bergwerke erweitert, um Platz für Zivilisten oder militärische Einrichtungen zu schaffen.
- In manchen Städten (z. B. Stuttgart, Nürnberg, Essen) wurden neue Schutzstollen unter Hügeln und Bergen angelegt.
1.2. Unterirdische Rüstungsproduktion im Dritten Reich
Da Fabriken über der Erde zunehmend Ziel von Bombenangriffen wurden, verlagerte Deutschland die Rüstungsproduktion in unterirdische Stollen und Bergwerke.
- Projekt „Mittelwerk“ (Thüringen): In einem Stollensystem bei Nordhausen wurde die V2-Rakete produziert.
- Mühldorfer Hart (Bayern): Geheime Bunkeranlage zur Flugzeugproduktion.
- Stollenanlagen im Harz: Hier wurde Munition und Kriegsgerät gefertigt.
Diese Stollen wurden oft unter Zwangsarbeitern betrieben, was ein dunkles Kapitel der Geschichte darstellt.
1.3. Kalter Krieg – Bergwerke als Atomschutzräume
Nach 1945 wurden einige stillgelegte Stollen für den Kalten Krieg reaktiviert oder neu ausgebaut:
- Regierungsbunker in Stollen: Teile der westdeutschen Regierung hätten sich im Notfall in unterirdische Stollenbunker zurückgezogen.
- Geheime NATO-Schutzräume: Einige Bergwerke wurden für militärische Nutzung modernisiert.
- Ehemalige Salzbergwerke wurden als Lager für nukleare Abfälle oder Notfallbunker geprüft.
2. Vorteile von Schutzräumen in Bergwerken und Stollen
Hoher Schutzgrad: Tiefliegende Stollen sind fast unzerstörbar gegenüber Bomben, Druckwellen und Strahlung.
Natürliche Klimakontrolle: Konstante Temperaturen und hohe Feuchtigkeit sind vorteilhaft für Lagerung oder Langzeitaufenthalte.
Versteckte Zugänge: Viele dieser Anlagen waren nur schwer zu entdecken und zu zerstören.
3. Beispiele für Schutzstollen und unterirdische Bunker in Deutschland
Name | Standort | Nutzung damals | Heutige Nutzung |
---|---|---|---|
Mittelwerk Dora | Harz (Thüringen) | Produktion von V2-Raketen | Gedenkstätte |
Stollenanlage „Schwalbe V“ | Baden-Württemberg | Flugzeugfertigung | Teilweise zugänglich |
Regierungsbunker Marienthal | Rheinland-Pfalz | Schutz für Regierung im Kalten Krieg | Museum |
Salzbergwerk Grasleben | Niedersachsen | Notfalllager für Lebensmittel | Aktive Nutzung |
Berghöhlen in Stuttgart | Stuttgart | Luftschutzstollen für Bevölkerung | Teilweise erhalten |
Viele dieser Stollen sind heute Denkmäler oder Museen, während einige immer noch als geheime Schutzräume genutzt werden könnten.
4. Bergwerke als Schutzräume in der Gegenwart
Heute gibt es wieder Interesse daran, Bergwerke und Stollen für Schutzmaßnahmen zu nutzen, z. B. für:
- Notfallbunker für Regierungen und Behörden
- Lebensmittellager für Krisenfälle (z. B. Salzbergwerke)
- Lagerung von Atommüll oder strategischen Rohstoffen
- Geheime Forschungseinrichtungen
Einige private Unternehmen bieten sogar unterirdische Luxus-Bunker in stillgelegten Bergwerken an.
Fazit
Bergwerke und Stollen haben über die Jahrhunderte immer wieder als Schutzräume gedient – ob als Luftschutzbunker, Rüstungsfabriken oder Atomschutzräume. Während viele dieser Anlagen heute denkmalgeschützt oder ungenutzt sind, bleibt das Konzept unterirdischer Schutzräume auch in der modernen Welt hochaktuell.
