Schimmelpilzgifte – unsichtbare Gefahr mit großer Wirkung

Einleitung: Schimmel – das sichtbare Problem, das unsichtbar krank machen kann

Wenn wir an Schimmel denken, haben viele sofort das Bild von schwarzen oder grünlichen Flecken an der Wand oder auf verdorbenen Lebensmitteln vor Augen. Doch der eigentliche Feind ist häufig unsichtbar: Schimmelpilzgifte, sogenannte Mykotoxine, die von bestimmten Schimmelpilzarten gebildet werden.

Diese Gifte können gravierende gesundheitliche Folgen haben – und das schon bei sehr geringer Konzentration. Sie sind hitzestabil, chemisch widerstandsfähig und oftmals geruchlos. In Innenräumen wie auch in Lebensmitteln stellen sie eine ernste Belastung dar, die leider häufig unterschätzt wird.

In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen fundierten Überblick über das Thema Schimmelpilzgifte, wie sie entstehen, wie gefährlich sie sind und was Sie konkret dagegen tun können. Die Informationen basieren u. a. auf den aktuellen Erkenntnissen aus dem Leitfaden des Umweltbundesamtes 2024​, dem Robert Koch-Institut​ und Fachquellen aus der Umweltmedizin und Bauschadensdiagnostik.


Was sind Schimmelpilzgifte (Mykotoxine)?

Mykotoxine sind sekundäre Stoffwechselprodukte, die bestimmte Schimmelpilzarten unter bestimmten Umweltbedingungen produzieren – meist bei hoher Feuchtigkeit und Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Sie dienen dem Pilz als Waffe im Kampf gegen andere Mikroorganismen, sind aber für Menschen und Tiere hochtoxisch.

Einige der gefährlichsten Mykotoxine gehören zu den stärksten natürlichen Giften überhaupt. Sie können sowohl durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel als auch über die Luft (Staub, Sporen) aufgenommen werden – z. B. bei verdecktem Schimmelbefall in Wohnräumen.


Die wichtigsten Mykotoxine im Überblick

Aflatoxine

  • Produziert von: Aspergillus flavus, Aspergillus parasiticus
  • Vorkommen: Nüsse, Getreide, Mais, Trockenfrüchte
  • Wirkung: hochgradig leberkrebserregend (vor allem Aflatoxin B1), immuntoxisch
  • WHO-Klassifikation: Gruppe 1 – krebserregend für den Menschen

Ochratoxin A

  • Produziert von: Aspergillus und Penicillium
  • Vorkommen: Kaffee, Wein, Getreideprodukte, Trockenfrüchte
  • Wirkung: nierenschädigend, möglicherweise krebserregend, immuntoxisch

Trichothecene (z. B. T-2-Toxin, DON – „vomitoxin“)

  • Produziert von: Fusarium-Arten
  • Vorkommen: Getreide, Mehl, Brot
  • Wirkung: Zellgifte, reizend, immunsuppressiv, auslösend für Haut- und Schleimhautreaktionen

Zearalenon

  • Produziert von: Fusarium
  • Wirkung: hormonähnlich, beeinflusst das endokrine System (insbesondere Östrogene), kann zu Fruchtbarkeitsstörungen führen

Patulin

  • Produziert von: Penicillium expansum
  • Vorkommen: Schimmelige Äpfel, Apfelsaft
  • Wirkung: toxisch, insbesondere für das Verdauungssystem

Fumonisine

  • Produziert von: Fusarium verticillioides
  • Vorkommen: Maisprodukte
  • Wirkung: neurotoxisch, möglicherweise krebserregend

Diese Mykotoxine können sowohl oral, inhalativ als auch dermal aufgenommen werden. Besonders gefährlich ist ihre Wirkung in Kombination: Mehrere Toxine können gleichzeitig auftreten und sich gegenseitig in ihrer toxischen Wirkung verstärken​​.


Wie gelangen Schimmelpilzgifte in den Körper?

1. Über die Nahrung

Der häufigste und bekannteste Weg. Vor allem bei ungenügend gelagerten Lebensmitteln besteht das Risiko, dass bereits geringe Mengen an Schimmel ausreichen, um Mykotoxine zu bilden – auch wenn der sichtbare Schimmel entfernt wurde.

2. Über die Raumluft

Ein häufig unterschätzter Weg. In Wohnungen mit verdecktem Schimmelbefall, z. B. hinter Tapeten oder Möbeln, können Sporen und Mykotoxine in die Raumluft gelangen. Über Feinstaub werden sie eingeatmet und können die Lunge und Schleimhäute schädigen.

3. Über die Haut

Vor allem beim direkten Kontakt mit Schimmelmaterial, etwa bei der unsachgemäßen Entfernung von Schimmelflecken, können Mykotoxine durch kleinste Hautläsionen aufgenommen werden.


Gesundheitliche Auswirkungen von Mykotoxinen

Mykotoxine wirken oft langsam und schleichend, weshalb sie in der medizinischen Praxis schwer zuzuordnen sind. Folgende gesundheitliche Folgen sind nachgewiesen oder stehen im Verdacht:

  • Leber- und Nierenerkrankungen
  • Immunschwäche
  • Reizungen der Atemwege, chronische Bronchitis
  • Hormonelle Störungen
  • Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen
  • Allergische Reaktionen
  • Krebs (v. a. Leber, Niere, Lunge)
  • Entzündliche Hautreaktionen

Besonders empfindlich reagieren Kinder, Schwangere, Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Die Empfehlungen des Umweltbundesamtes und des RKI betonen deshalb die Notwendigkeit der frühzeitigen Erkennung und konsequenten Sanierung bei Schimmelbefall​​.


Schimmelpilzgifte in Innenräumen: Die unsichtbare Bedrohung

In Wohnräumen stellt verdeckter Schimmel ein ernstzunehmendes Risiko dar. Oft ist er nicht sichtbar, weil er hinter Tapeten, in Dämmschichten oder an kalten Außenwänden wächst. Typische Anzeichen sind:

  • muffiger, erdiger oder süßlicher Geruch
  • häufige Atemwegserkrankungen bei Bewohnern
  • erhöhte Luftfeuchtigkeit, Kondensatbildung
  • dunkle Flecken, abblätternde Tapeten
  • ungewöhnlich schnelles Schimmeln von Lebensmitteln

Eine Raumluftuntersuchung durch qualifizierte Sachverständige kann Aufschluss geben, ob Mykotoxine, Sporen oder mikrobielle flüchtige organische Verbindungen (MVOC) in der Luft vorhanden sind​​.


Wie schützt man sich vor Schimmelpilzgiften?

1. Vermeidung von Feuchtigkeit

  • Lüften: mehrmals täglich Stoßlüften
  • Luftfeuchtigkeit kontrollieren: unter 60 % halten
  • Wasserschäden sofort fachgerecht beseitigen

2. Sichtbare Schimmelflecken niemals selbst behandeln

  • Nicht trocken abbürsten oder abwischen – dabei werden Sporen und Gifte aufgewirbelt
  • Immer Schutzkleidung und Atemschutz tragen
  • Bei Verdacht auf verdeckten Schimmel: Sachverständigen beauftragen

3. Lebensmittel richtig lagern

  • Keine Lagerung in Plastiktüten (Schwitzwasser!)
  • Kühlschrank regelmäßig reinigen
  • Mindesthaltbarkeitsdaten beachten
  • Lebensmittel mit Schimmel immer vollständig entsorgen (nicht nur abschneiden)

4. Sanierung durch Fachbetriebe

  • Fachgerechte Analyse und Bewertung des Schadens
  • Auswahl geeigneter Reinigungs- und Desinfektionsmittel
  • ggf. Einsatz spezieller Luftfiltertechnik
  • Erfolgskontrolle durch Nachmessung und Freigabe

Fazit: Mykotoxine – ernst zu nehmen, aber vermeidbar

Schimmelpilzgifte gehören zu den gefährlichsten biologischen Innenraumbelastungen überhaupt. Ihre Wirkung ist oft schleichend, aber langfristig verheerend. Wer sich schützt, handelt nicht nur im Sinne der eigenen Gesundheit, sondern bewahrt auch den Wert der eigenen Immobilie.

Ob in Lebensmitteln oder in Innenräumen – Vorbeugung, rechtzeitige Erkennung und fachgerechte Sanierung sind der beste Schutz vor Mykotoxinen.


Sie haben den Verdacht auf Schimmel oder gesundheitliche Probleme durch Mykotoxine?

Dann warten Sie nicht. Schimmelhilfe24 ist Ihr kompetenter Ansprechpartner für Schimmelpilzdiagnostik, Gutachten und Sanierungskonzepte – auf Basis von über 25 Jahren Erfahrung.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf:
Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4, 06295 Lutherstadt Eisleben
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Quellen:

  • Umweltbundesamt – Leitfaden zur Vorbeugung und Sanierung von Schimmelbefall, 2024​
  • Robert Koch-Institut – Schimmelpilzbelastung in Innenräumen​
  • Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg – Nachweis, Bewertung, Qualitätsmanagement​
  • Handlungsempfehlung für die Sanierung von mit Schimmelpilzen befallenen Innenräumen​

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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