Wenn sich Schimmel in Innenräumen zeigt, ist schnelles und strukturiertes Handeln gefragt. Ein einfacher Anstrich oder oberflächliches Entfernen reicht nicht aus – nur eine systematische Sanierung unter Berücksichtigung bauphysikalischer, hygienischer und mikrobiologischer Aspekte führt zu nachhaltigem Erfolg.
1. Erste Hinweise ernst nehmen
Verfärbungen an der Wand, muffiger Geruch oder sichtbare Pilzkolonien sind erste Warnsignale. Sie deuten in den meisten Fällen auf eine Feuchteproblematik hin. Denn ohne Feuchtigkeit kein Schimmel – das bestätigt auch der aktuelle Schimmelleitfaden des Umweltbundesamts (UBA) von 2024. Wer frühzeitig reagiert, schützt nicht nur die eigene Gesundheit, sondern verhindert auch Folgeschäden an der Bausubstanz.
2. Fachkundige Einschätzung durch einen Sachverständigen
Eine visuelle Begehung reicht allein nicht aus. Nur durch die Einschaltung eines qualifizierten Sachverständigen können die Ursachen (z. B. Wärmebrücken, Undichtigkeiten, falsches Lüftungsverhalten) korrekt eingeordnet werden. Die Netzwerk Schimmel Richtlinie von 2022 betont, dass eine fundierte Beurteilung nur durch erfahrene, interdisziplinär arbeitende Experten erfolgen kann.
3. Probenentnahme: Basis für eine präzise Diagnose
Materialproben aus befallenen Bauteilen wie Putz, Holz oder Tapete sowie Luft- oder Staubproben sind entscheidend. Sie ermöglichen die Identifikation der Pilzarten, ihrer Konzentration und ihrer potenziellen Gesundheitsrelevanz. Die Standards für die Probenahme sind u. a. im Leitfaden „Schimmelpilze in Innenräumen“ des LGA Baden-Württemberg festgelegt.
4. Laboranalyse: Was sagt die Mikrobiologie?
Die Proben werden im Labor kultiviert und ausgewertet. Dabei wird festgestellt:
- Welche Arten von Schimmelpilzen vorhanden sind
- Ob allergene, toxische oder pathogene Arten wie Aspergillus, Penicillium, Stachybotrys etc. beteiligt sind
- Ob zusätzliche Schadorganismen wie Aktinobakterien vorliegen
Diese Analyse bildet die Grundlage jeder erfolgreichen Sanierungsstrategie.
5. Bewertung der Ergebnisse – Risikoanalyse
Die mikrobiologische Befundung wird mit Raumklimadaten wie Temperatur, rel. Luftfeuchte und CO₂-Werten korreliert. Hierbei ist zu beachten, dass z. B. erhöhte CO₂-Werte ein Indikator für unzureichende Lüftung und damit ein erhöhtes Schimmelrisiko sein können. Ziel dieser Bewertung ist es, das Gesundheitsrisiko realistisch einzuordnen und Prioritäten zu setzen.
6. Entwicklung eines maßgeschneiderten Sanierungskonzepts
Ein standardisiertes Schema zur Sanierung gibt es nicht – jeder Schaden ist individuell. Das Konzept berücksichtigt:
- Beseitigung der Feuchtequelle (z. B. durch Abdichtungen, Dämmmaßnahmen, Bauwerksabdichtung)
- Rückbau befallener Materialien
- Trocknungskonzept mit Erfolgskontrollen
- Schutzmaßnahmen (z. B. Abschottung, PSA, Unterdruckhaltung)
Die WTA-Merkblätter und die UBA-Leitlinien geben klare Vorgaben, was zur fachgerechten Sanierung gehört – einschließlich Hygienestandards und Erfolgskontrollen.
7. Durchführung der Sanierung – keine Aufgabe für Laien
Die praktische Umsetzung sollte durch erfahrene, spezialisierte Fachbetriebe erfolgen. Der Einsatz ungeeigneter Mittel (z. B. Haushaltsreiniger, Essig) kann nicht nur wirkungslos, sondern kontraproduktiv sein. Wichtig sind:
- Staubarme Rückbaumaßnahmen
- Einsatz von Luftreinigern mit HEPA-Filtern
- Desinfektion mit geprüften Bioziden (nur bei Bedarf!)
- Nachweisbare Reduktion der Sporenbelastung
8. Reinigung und Feinreinigung – bis in die Poren
Nach dem Rückbau und der technischen Trocknung erfolgt eine sorgfältige Reinigung. Dabei ist zwischen Grob-, Fein- und Schlussreinigung zu unterscheiden. Rückstände von Sporen oder Mykotoxinen dürfen nicht verbleiben.
9. Freimessung – der Nachweis der Sanierungserfolge
Eine sogenannte Freimessung stellt sicher, dass die Luft- und Materialbelastung auf ein hygienisch unbedenkliches Maß reduziert wurde. Nur wenn die mikrobiellen Kennwerte unterhalb definierter Orientierungswerte liegen, gilt die Sanierung als abgeschlossen.
10. Prävention – das A und O für nachhaltige Sanierungserfolge
Nach der Sanierung ist vor der Vorbeugung. Maßnahmen zur Vermeidung von Neubefall:
- Regelmäßige Stoßlüftung
- Raumluftkontrolle, ggf. mit Hygrometern oder CO₂-Messgeräten
- Wärmebrücken beseitigen, z. B. durch Innendämmung oder Fenstererneuerung
- Nutzerverhalten anpassen (z. B. bei Wäschetrocknung, Möblierung von Außenwänden)
Die UBA-Leitfäden empfehlen außerdem, langfristig eine Feuchtebilanz zu erstellen, um kritische Räume dauerhaft zu beobachten.
Fazit: Fachwissen und Sorgfalt führen zum Erfolg
Eine erfolgreiche Schimmelpilzsanierung beruht auf:
- Präziser Diagnostik
- Erfahrenem Sachverstand
- Interdisziplinärer Zusammenarbeit
- Regelkonformer Umsetzung nach aktuellen Leitlinien
Wer die Warnzeichen ignoriert oder unqualifizierte Sanierungsversuche unternimmt, riskiert nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Gebäudesubstanz.
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Quellen:
Netzwerk Schimmel Richtlinie, 2022
Umweltbundesamt: Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden, 2024
WTA-Merkblatt E-4-12: Ziele und Kontrolle von Schimmelpilzsanierungen
Handlungsempfehlung zur Schimmelpilzsanierung – LGA Baden-Württemberg
RKI: Schimmelpilzbelastung in Innenräumen, 2007