Auch im Winter sind wir nicht allein in der Luft: Millionen winziger Mikroorganismen schweben ständig um uns herum. Doch welche Schimmelpilze befinden sich zu dieser Jahreszeit tatsächlich in der Außenluft – und welche Bedeutung haben sie für unsere Gesundheit und die Bewertung der Innenraumluft?
Um dieser Frage nachzugehen, wurde am 22. Januar 2021 in der Randlage von Quedlinburg eine professionelle Luftkeimsammlung durchgeführt. Solche Messungen dienen in der Praxis als Referenz für die Beurteilung möglicher mikrobiologischer Belastungen in Innenräumen, z. B. bei Schimmelpilzverdacht.

1. Untersuchungsdetails – standardisierte Luftprobenahme
Probennummer: 2101-0095.1
Ort: Quedlinburg, Außen EG, Randlage
Datum: 22. Januar 2021
Luftvolumen: 100 Liter
Inkubation: 6 Tage bei 25 °C ± 1 °C
Nährmedien:
- MEA (Malt Extract Agar): nährstoffreich, für schnell wachsende Pilze
- DG18 (Dichloran Glycerol Agar): hemmt das Wachstum stark wuchernder Kolonien, ideal für trockenliebende Arten
2. Messergebnisse – Was wurde nachgewiesen?
2.1 Nährboden MEA – Überwachsen, aber aussagekräftig
Schimmelpilzart | KBE/m³ |
---|---|
Aspergillus versicolor Komplex | ~300 |
Cladosporium spp. | 10 |
Penicillium spp. (2 Arten) | 20 |
Sterile Kolonien (nicht bestimmbar) | – |
Summe Schimmelpilze (geschätzt) | ~340 |
Die Platte war überwachsen mit sterilen Kolonien, was eine exakte Auszählung erschwerte. Der dominante Vertreter war der Aspergillus versicolor Komplex, ein typischer Innenraumbewohner, der jedoch auch gelegentlich in Außenluftproben vorkommt.
2.2 Nährboden DG18 – Klarer und differenzierter
Schimmelpilzart | KBE/m³ |
---|---|
Aspergillus versicolor Komplex | 10 |
Cladosporium spp. | 70 |
Penicillium spp. (2 Arten) | 80 |
Sterile Kolonien | 80 |
Summe Schimmelpilze | 240 |
DG18 zeigt ein deutlich differenziertes Bild mit gut zählbaren Kolonien. Besonders auffällig ist die hohe Anzahl steriler Kolonien, die für aktives, aber nicht sporulierendes Wachstum sprechen – ein typisches Winterphänomen.
3. Bildauswertung – Das sagen die Petrischalen
MEA-Platte (links):
- Die Oberfläche ist dicht bewachsen, überwiegend mit weißem Myzel.
- Große, flauschige Kolonien deuten auf schnell wachsende sterile Myzelien hin.
- Einzelne grünliche oder gräuliche Kolonien lassen auf Aspergillus oder Penicillium schließen.
- Deutliche Überwucherung erschwert die Trennung einzelner Arten.
Interpretation:
Die massive Myzelbildung und Dominanz weißer Kolonien sind typisch für Winterbedingungen, bei denen die Sporulation eingeschränkt ist. Die Überwucherung ist bei MEA kein unübliches Phänomen, besonders bei hoher Ausgangsbelastung.
DG18-Platte (rechts):
- Deutlich abgrenzbare Kolonien in verschiedenen Farbtönen: grünlich, weiß, dunkelgrau
- Klassisches Erscheinungsbild von Penicillium und Cladosporium
- Mehrere kleine, runde Kolonien ohne Sporen – sterile Kolonien
Interpretation:
DG18 erlaubt eine differenzierte Beurteilung auch bei hoher Luftbelastung. Besonders auffällig ist die Balance zwischen sporulierenden und sterilen Pilzen, was für eine gesunde, aber lebendige Außenluftflora spricht.

4. Bewertung der Schimmelpilzarten
Aspergillus versicolor Komplex
- Vorkommen: Innenräume, feuchte Baustoffe, aber auch in Außenluft messbar
- Toxinbildung: Sterigmatocystin (möglicherweise krebserregend)
- Bedeutung: In der Außenluft selten in dieser Konzentration – aber im Winter durch geringe Luftzirkulation erklärbar
Cladosporium spp.
- Allgegenwärtiger Außenluftpilz
- Allergenes Potenzial: mittel bis hoch
- Erwartungsgemäß nachweisbar – auch im Januar bei milder Witterung
Penicillium spp.
- Weltweit verbreitet
- Quellen: Boden, Kompost, Holz, Pflanzenreste
- Inhaltlich unbedenklich in der Außenluft, aber häufig Innenraumursache bei überhöhten Werten
Sterile Kolonien
- Wichtiger Hinweis auf mikrobielle Aktivität, auch ohne konkrete Artdiagnose
- Hoher Anteil im Winter typisch, da viele Pilze bei niedrigen Temperaturen nicht sporulieren
- Hygienisch zu beachten, insbesondere wenn sie im Innenraum dominieren
5. Gesamtbewertung nach Umweltbundesamt
Die Gesamtwerte von ~340 KBE/m³ (MEA) und 240 KBE/m³ (DG18) liegen im Bereich eines normalen, jahreszeittypischen Außenluftspektrums laut Schimmelleitfaden des Umweltbundesamts (Stand: November 2017). Für den Januar – also Winterzeit – sind dies moderat erhöhte, aber noch natürliche Konzentrationen, vermutlich bedingt durch milde Außentemperaturen.
Diese Referenzwerte sind entscheidend für die Beurteilung von Innenraumluft: Erst bei signifikant höheren Konzentrationen im Innenbereich besteht Verdacht auf eine Innenraumquelle (z. B. Schimmelbefall in Bauteilen).
Fazit: Auch die Winterluft ist voller Leben
Die Luft in Quedlinburg am 22. Januar 2021 war – trotz kalter Jahreszeit – reich an mikrobiellen Sporen und Myzelien. Die hohe Konzentration an Cladosporium, Penicillium und Aspergillus versicolor zeigt, dass auch im Winter eine Vielzahl biologischer Partikel unterwegs ist.
Solche Messungen sind unverzichtbar, um Innenraumbelastungen sachgerecht einordnen zu können – insbesondere bei Geruchsbelastung, gesundheitlichen Beschwerden oder nach Wasserschäden.
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Quellen:
- Umweltbundesamt: Schimmelleitfaden 2024
- Netzwerk Schimmel e. V.: Richtlinie 2022
- WTA-Merkblatt E-4-12
- Eigene Sachverständigenerfahrung aus über 25 Jahren Berufspraxis