Einfluss von Klimaänderungen auf das Schimmelrisiko in Gebäuden
Die Klimaveränderungen der letzten Jahrzehnte zeigen sich zunehmend nicht nur im globalen Maßstab, sondern auch lokal auf Gebäudeebene. Schon leichte Veränderungen im Temperaturniveau oder in der Luftfeuchtigkeit am Standort eines Hauses können das mikroklimatische Gleichgewicht stören – mit teils massiven Folgen für die Bausubstanz und das Raumklima.
Schimmelpilze reagieren sehr sensibel auf klimatische Rahmenbedingungen – sie benötigen Feuchtigkeit, organisches Material und geeignete Temperaturen, um zu wachsen. Genau diese Bedingungen werden durch den sich verändernden Klimarhythmus begünstigt. Der folgende Artikel zeigt die Zusammenhänge und erklärt, warum insbesondere ältere oder ungedämmte Gebäude zunehmend betroffen sind.
Warum schon geringe Klimaveränderungen gravierend wirken können
Gebäude sind bautechnisch auf historische Klimarandbedingungen ausgelegt. Planungswerte wie Mindestwärmeschutz, Kondensationsgrenzen und Feuchtetransportmodelle beruhen auf langjährig stabilen Wetterverhältnissen. Doch verschieben sich diese Bedingungen, kann das Schimmelpilzrisiko sprunghaft ansteigen.
Zwei zentrale Klimatrends wirken auf Gebäude ein:
- Mildere Winter mit häufigen Taupunktunterschreitungen → Gefahr durch Kondensation an Innenflächen
- Sommer mit höherer Außenluftfeuchte und Starkregenereignissen → Gefahr durch sorptive Auffeuchtung von Bauteilen
Diese Einflüsse treten verstärkt bei Gebäuden ohne besonderen winterlichen Wärmeschutz auf – insbesondere bei Bestandsbauten aus den 1950er- bis 1980er-Jahren, wie sie etwa in vielen ostdeutschen Städten zu finden sind.
Beispiel: Typenbauten in Mittelgebirgslagen
In Regionen wie dem Harz oder dem Erzgebirge wurden viele Wohnblöcke auf frühere Kälterekorde von bis zu –18 °C ausgelegt. In Einzelfällen treten dort inzwischen wieder Wintertage mit unter –20 °C auf – außerhalb der vorgesehenen Rechenwerte.
Die Folgen:
- Innenwandflächen kühlen stark aus
- Taupunktunterschreitungen an Wärmebrücken
- Kondenswasserbildung an Ecken, Fensterleibungen und Deckenanschlüssen
- Begünstigtes Schimmelwachstum durch anhaltende Feuchtebelastung
Aber auch das Gegenteil kann problematisch sein: Höhere Temperaturen im Sommer führen zu mehr Feuchteaufnahme durch sorptionsfähige Materialien wie Holz, Gipskarton, Tapeten oder Zellulosedämmstoffe.
Feuchte – die kritische Größe für Schimmelpilz
Ein zentrales Element im Zusammenhang mit Schimmelpilzbefall ist Feuchte in und auf Bauteilen. Dabei wirken verschiedene Mechanismen:
- Kapillarfeuchte durch Wasseraufnahme aus Leckagen oder Erdreich
- Kondensfeuchte bei Taupunktunterschreitungen (z. B. an 2D-/3D-Wärmebrücken)
- Sorptionsfeuchte aus zu hoher Raumluftfeuchtigkeit bei nicht diffusionsoffenen Wandaufbauten
Je wärmer die Luft, desto mehr Feuchtigkeit kann sie transportieren – und desto stärker wirken sich Fehler in Lüftung, Bauphysik oder Dämmung aus. In Kombination mit sommerlicher Feuchte kann das zu dauerhafter Auffeuchtung führen – der ideale Nährboden für Schimmelpilze.
Physik, Biologie und Chemie greifen ineinander
Schimmelschäden entstehen nicht isoliert – sondern als Ergebnis vielschichtiger Wechselwirkungen zwischen physikalischen, biologischen und chemischen Prozessen:
- Biologie: Schimmelpilze sind Mikroorganismen, die bei bestimmten Temperatur-Feuchte-Bedingungen wachsen
- Physik: Wärmeleitfähigkeit, Feuchtetransport und Taupunkt bestimmen, wo und wann Feuchte entsteht
- Chemie: Organische Materialien (Tapetenkleister, Holzfasern, Staub) dienen als Nährboden
Je ungleichmäßiger das Klima im Innen- und Außenbereich wird, desto empfindlicher reagieren Bauwerke, insbesondere dort, wo sie nicht nachträglich energetisch ertüchtigt wurden.
Welche Gebäude sind besonders betroffen?
- Un- oder teilgedämmte Altbauten
- Plattenbauten der 50er- bis 70er-Jahre
- Dachgeschosse mit geringer Dämmung
- Kellerbereiche mit nicht wärmegedämmten Außenwänden
- Gebäude mit nicht geregelter Lüftung
Bauschäden durch Schimmel sind dann nicht nur ein optisches oder hygienisches Problem – sie können gesundheitliche Auswirkungen haben und den Gebäudewert massiv mindern.
Was kann man tun? Prävention und Bewertung durch Experten
Ein wesentlicher Schritt ist die bauphysikalische Analyse des Gebäudes:
- Wärmebrückensimulationen (2D/3D) zur Ermittlung von Risikozonen
- Langzeitfeuchtemessungen zur Beobachtung sorptiver Belastung
- Luftfeuchtemessung mit Klimadatenbezug (z. B. Wetterstationen, DWD)
- Schimmelpilzanalytik (MVOC, Luftkeime, Oberflächenabstriche)
Nur mit einer fundierten Analyse kann ermittelt werden, ob Schimmelschäden durch geändertes Klimaverhalten begünstigt wurden – und wie sie in Zukunft verhindert werden können.
Fazit: Klimaänderungen sind messbar – Schimmelschäden vermeidbar
Der Klimawandel ist nicht nur ein globales Thema, sondern hat ganz konkrete Folgen für Wohngebäude. Selbst kleine Temperaturänderungen und zunehmende Luftfeuchtigkeit können zu neuen Feuchte- und Schimmelproblemen führen, die früher nicht existierten.
Eine ganzheitliche Betrachtung aus Bauphysik, Materialkunde und mikrobiologischer Analyse ist heute wichtiger denn je – vor allem bei älteren Gebäuden mit ungünstigem Wärmeschutz.
Unsere Empfehlung: Lassen Sie Ihr Gebäude professionell prüfen
Als erfahrenes Sachverständigenbüro analysieren wir nicht nur bestehende Schäden, sondern helfen Ihnen proaktiv dabei, Schimmelrisiken zu erkennen, zu bewerten und zu vermeiden.
Unsere Leistungen:
- Bewertung der klimatischen Einflussfaktoren am Standort
- Untersuchung von Bausubstanz, Raumklima und Materialverhalten
- Laboranalytik zur Erkennung von Schimmelpilzarten
- Beratung zu Sanierung, Lüftung und bauphysikalischer Optimierung
Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4
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www.bauschaden24.eu
Quellen:
- UBA Schimmelleitfaden 2024
- Eigene Fachgutachten zu Schimmelschäden
- Literatur zur Bauklimatik und Feuchtebewertung
- Erfahrungswerte aus mittel- und ostdeutschen Gebäudebeständen
