Außenluftmessung in Quedlinburg am 23. Februar 2022 – Was fliegt im Spätwinter durch die Luft?

Auch wenn der Winter sich langsam dem Ende neigt, bleibt die Luft ein aktiver Lebensraum für Mikroorganismen. Die im Februar durchgeführte Luftkeimsammlung in Quedlinburg, Randlage zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig und lebendig selbst die kühle Außenluft ist. Solche Referenzmessungen sind nicht nur spannend, sondern auch essenziell für die sachgerechte Beurteilung von Schimmelpilzbefunden in Innenräumen.


1. Untersuchung – Probenahme nach Fachstandard

Probennummer: 2202-0316.3
Ort: Quedlinburg, Außenbereich (Randlage)
Datum: 23. Februar 2022
Luftvolumen: 100 Liter
Inkubation: 5 Tage bei 25 °C ± 3 °C
Verwendete Nährmedien:

  • MEA (Malt Extract Agar): für nährstoffliebende, schnellwachsende Pilze
  • DG18 (Dichloran Glycerol Agar): für trockentolerante, langsamer wachsende Arten

2. Analyse der Messergebnisse – Was wurde in der Luft nachgewiesen?

2.1 MEA – Sporenreiche Nährböden unter dem Mikroskop

MikroorganismenKBE/m³
Aspergillus spp. (ehem. Eurotium)30
Cladosporium spp.30
Penicillium spp. (2 Arten)20
Sterile Kolonien
Weiße Hefen10
Summe Schimmelpilze80
Summe Hefen20

Bewertung:
Die MEA-Platte war zwar teilweise überwachsen, lieferte dennoch wichtige Nachweise. Besonders die Kombination aus Aspergillus-, Cladosporium- und Penicillium-Arten spricht für ein typisches, saisonal bedingtes Außenluftspektrum. Auffällig war auch das Vorkommen von weißen Hefen, was für einen hohen biologischen Gesamtgehalt der Luft spricht – selbst im Spätwinter.


2.2 DG18 – Differenzierung auf trockentolerantem Medium

MikroorganismenKBE/m³
Aspergillus spp. (ehem. Eurotium)40
Aspergillus versicolor Komplex10
Cladosporium spp.20
Penicillium spp. (2 Arten)50
Wallemia sebi10
Sterile Kolonien20
Summe Schimmelpilze150

Bewertung:
DG18 erlaubt eine klarere Darstellung langsam wachsender oder konkurrierender Pilzarten. Der Nachweis von Wallemia sebi, einem stark xerophilen (trockentoleranten) Pilz, ist interessant, da dieser typischerweise aus trockenen Innenräumen oder Lüftungssystemen bekannt ist – sein sporadisches Vorkommen in Außenluft ist jedoch nicht ungewöhnlich.


3. Bildanalyse – Die Sprache der Petrischalen

Linke Platte (MEA)

  • Zahlreiche Kolonien in verschiedenen Farben und Texturen: grünlich, weißlich, gelblich
  • Eine markant grüne, samtartige Kolonie – typisch für Penicillium
  • Weiße, filzige Kolonien – mutmaßlich Aspergillus spp. oder sterile Kolonien
  • Kleine, runde Hefekolonien – klar abgegrenzt, glatte Oberfläche

Interpretation:
Die Vielfalt der Kolonien zeigt, dass die Luft auch bei niedrigen Temperaturen biologisch sehr aktiv ist. Das Überwachsen einzelner Kolonien ist typisch bei starker Keimbelastung oder schneller Myzelbildung.

Rechte Platte (DG18)

  • Sehr klar differenzierbare Kolonien
  • Gelbliche bis flaumige Strukturen – Hinweis auf Aspergillus versicolor
  • Deutlich sichtbare, flache, runde Kolonien mit Pigmentrand – typisch für Wallemia sebi
  • Auch hier: grünlich-weißliche Zonen typisch für Penicillium spp.

Interpretation:
Die DG18-Platte liefert ein exaktes Bild der Zusammensetzung der Außenluftflora – auch langsam wachsende und konkurrenzschwache Arten sind gut sichtbar. Die Sporenverteilung ist typisch für eine frühjährliche Übergangsphase, in der biologische Aktivität in der Natur wieder zunimmt.


4. Bewertung der wichtigsten Pilzarten

Aspergillus spp. (inkl. Eurotium)

  • Ubiquitär verbreitet, in Erde, Staub, Vorräten
  • Einige Arten toxikogen, andere harmlos
  • Vorkommen im Winter und Frühling üblich

Aspergillus versicolor Komplex

  • Feuchteanzeigender Innenraumpilz, jedoch auch gelegentlich in Außenluft
  • Sterigmatocystin-produzierend (Mykotoxin)
  • Hygienisch zu beachten, vor allem bei Innenraumvergleich

Cladosporium spp.

  • Häufigster Außenluftpilz in Europa
  • Allergen, aber in dieser Konzentration unbedenklich
  • Wichtigster saisonaler Vergleichsparameter

Penicillium spp.

  • Typischer Boden- und Vegetationspilz
  • Vorkommen in Innenräumen und Vorräten
  • Häufiger Indikator für Feuchteeintrag im Innenraum

Wallemia sebi

  • Stark trockentolerant, kann auch in Staub oder Lüftungen wachsen
  • In der Außenluft selten, aber in geringen Mengen unbedenklich
  • Besonders relevant in Zusammenhang mit trockener Innenraumluft

5. Hygienische Bewertung

Die Gesamtkeimzahlen liegen mit 80 KBE/m³ (MEA) und 150 KBE/m³ (DG18) klar im Bereich eines normalen, jahreszeittypischen Außenluftspektrums, wie vom Umweltbundesamt definiert. Es handelt sich um keinen auffälligen oder hygienisch relevanten Befund.

Die Messung ist damit eine solide Referenz für spätere Vergleiche mit Innenraumproben. Erst wenn Innenraumwerte deutlich über diesem Niveau liegen, besteht der Verdacht auf Innenraumquellen mikrobiologischer Belastung.


Fazit: Auch der Spätwinter bringt mikrobiologische Vielfalt

Die Außenluft in Quedlinburg am 23. Februar 2022 war, obwohl kühl und scheinbar „rein“, reich an biologischen Partikeln: Schimmelpilze, Hefen und sterile Myzelien schweben ganzjährig durch die Luft. Die nachgewiesenen Arten sind typisch, harmlos und vor allem wichtig zur Bewertung von Innenraumbelastungen.

Eine Luftkeimsammlung ist daher ein zentrales Instrument für den Nachweis von Schimmelquellen, besonders in Mietwohnungen, Schulen, Arbeitsstätten oder nach Wasserschäden.


Vertrauen Sie auf Fachwissen bei Luftanalysen

Sie möchten wissen, ob Ihre Raumluft frei von Schimmel ist – oder eine erhöhte mikrobielle Belastung vorliegt? Wir unterstützen Sie kompetent, unabhängig und mit über 25 Jahren Erfahrung in der Schimmelpilzdiagnostik.

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf:

Sachverständigenbüro Charles Knepper
Kirchweg 4
06295 Lutherstadt Eisleben
Funk: 0177 – 4007130
E-Mail: gutachter-knepper@online.de

Webseiten:
https://schimmelhilfe24.de
https://holzschutz-gutachten24.de
https://gutachter-knepper.de
https://bauschaden24.eu


Quellen:

Eigene Sachverständigenpraxis

Umweltbundesamt: Schimmelleitfaden 2024

Handlungsempfehlungen des LGA Baden-Württemberg

Netzwerk Schimmel Richtlinie 2022

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

Schreibe einen Kommentar