Analyse eines Schadensfalls: Schimmelbildung und Rost an Befestigungsstiften der Fußleisten in einer Erdgeschosswohnung

1. Einleitung

Schimmelbildung in Erdgeschosswohnungen ist ein häufiges Problem, insbesondere entlang der unteren Wandbereiche nahe der Fußleisten. In Kombination mit rostenden Befestigungsstiften deutet dies auf eine erhöhte Feuchtigkeit in der Bausubstanz hin. Dieser Artikel beschreibt einen Schadensfall, analysiert die baulichen und mikrobiologischen Ursachen und bietet praxisnahe Lösungen zur Sanierung und Prävention.


2. Schadensfallbeschreibung

Gebäudetyp:
Mehrfamilienhaus, Baujahr 1980, ungedämmte Außenwände im Erdgeschoss.

Betroffene Bereiche:

  • Untere Wandbereiche entlang der Außenwände, insbesondere in Zimmerecken.
  • Sichtbare Schäden an Fußleisten und deren Befestigungsstiften.

Sichtbare Schäden:

  • Schwarze Schimmelflecken direkt unterhalb der Fußleisten.
  • Abplatzender Putz und bröckelnde Wandfarbe.
  • Rost an den Metallstiften, mit denen die Fußleisten befestigt sind.
  • Feuchte Stellen, die bei Berührung spürbar sind.

Erste Einschätzungen zu den Ursachen:

  • Feuchtigkeitseintrag von außen (z. B. durch defekte Abdichtung oder aufsteigende Feuchtigkeit).
  • Wärmebrücken an den Außenwänden, die zu Kondensation führen.
  • Unzureichende Belüftung und Möbel, die eng an den Wänden stehen.

3. Ursachenanalyse

1. Aufsteigende Feuchtigkeit:

  • Mechanismus: Wasser aus dem Erdreich dringt kapillar in die Wand ein, da eine ausreichende horizontale Abdichtung fehlt oder beschädigt ist.
  • Anzeichen: Feuchte Zonen direkt über dem Fußboden und Rost an den Befestigungsstiften durch Wasser in der Wand.

2. Wärmebrücken und Kondensation:

  • Mechanismus: Kalte Außenwände senken die Oberflächentemperatur, wodurch sich Luftfeuchtigkeit aus dem Raum an diesen Stellen niederschlägt.
  • Begünstigende Faktoren: Möbel stehen dicht an den Wänden, was die Luftzirkulation behindert.

3. Bauliche Mängel:

  • Fehlende oder beschädigte Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit.
  • Keine Wärmedämmung der Außenwände, insbesondere im Sockelbereich.

4. Mikrobiologische Untersuchung

Probennahme:

  • Abstriche von Schimmelstellen unter den Fußleisten.
  • Analyse des Baustoffs zur Bestimmung des Feuchtigkeitsgehalts.

Ergebnisse:

  • Dominierende Schimmelpilzarten:
    • Aspergillus niger: Typisch bei feuchten, kühlen Bereichen.
    • Penicillium chrysogenum: Häufig bei kapillarer Feuchtigkeit und Kondensationsproblemen.
  • Baustoffanalyse: Feuchtegehalt der Wand über 10 %, was auf einen dauerhaften Feuchtigkeitseintrag hinweist.

Gesundheitliche Bewertung:

  • Beide Schimmelpilzarten können allergische Reaktionen und Atemwegserkrankungen hervorrufen.
  • Der Rost der Befestigungsstifte zeigt eine langfristige Feuchtebelastung, die das Schimmelproblem verschärft.

5. Sanierungsmethoden

Sofortmaßnahmen:

  1. Trocknung der betroffenen Bereiche:
    • Einsatz eines Bautrockners zur Reduktion der Feuchtigkeit in Wänden und Boden.
    • Entfernen der Fußleisten, um die darunterliegenden Bereiche vollständig zu trocknen.
  2. Schimmelentfernung:
    • Abtragen des befallenen Putzes bis zum gesunden Mauerwerk.
    • Reinigung mit fungiziden Mitteln und anschließendem Neuverputzen.
  3. Rostschutz und Erneuerung:
    • Entfernen der rostigen Befestigungsstifte und Austausch gegen rostfreie Materialien.

Langfristige Maßnahmen:

  • Bauliche Abdichtung:
    • Erneuerung oder Ergänzung der horizontalen Sperrschicht zur Verhinderung aufsteigender Feuchtigkeit.
    • Abdichtung des Sockelbereichs der Außenwände gegen Spritzwasser und Bodenfeuchte.
  • Dämmung der Außenwände:
    • Installation eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS), um Wärmebrücken zu minimieren.
  • Verbesserung der Raumlüftung:
    • Sicherstellen von ausreichender Luftzirkulation, z. B. durch Abstand der Möbel zu den Wänden.
    • Regelmäßiges Stoßlüften und Einsatz eines Hygrometers zur Kontrolle der Raumfeuchtigkeit.

6. Ergebnisse und Erkenntnisse

Die Hauptursache für die Schimmelbildung war aufsteigende Feuchtigkeit in Kombination mit Kondensation durch kalte Wandbereiche. Der Rost an den Befestigungsstiften zeigte die langfristige Feuchtebelastung an. Durch bauliche Sanierungen, wie der Erneuerung der Abdichtung und Wärmedämmung, sowie durch angepasstes Nutzerverhalten konnte das Problem nachhaltig gelöst werden.


7. Präventionsempfehlungen

Bauliche Maßnahmen:

  • Regelmäßige Kontrolle und Instandhaltung der Abdichtungen im Keller- und Sockelbereich.
  • Nachträgliche Installation einer horizontalen Feuchtigkeitssperre bei älteren Gebäuden.

Feuchtigkeitskontrolle:

  • Überwachung der Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer (idealer Wert: 40–60 %).
  • Nutzung von Luftentfeuchtern bei anhaltend hoher Feuchtigkeit.

Raumgestaltung und Lüftung:

  • Abstand zwischen Möbeln und Außenwänden von mindestens 5–10 cm, um Luftzirkulation zu ermöglichen.
  • Regelmäßiges Stoßlüften, insbesondere in der kalten Jahreszeit.

8. Fazit und Ausblick

Dieser Fall verdeutlicht, dass Schimmelbildung entlang der Fußleisten häufig auf aufsteigende Feuchtigkeit und Kondensation zurückzuführen ist. Die Kombination aus baulichen Maßnahmen und verbessertem Nutzerverhalten ist entscheidend, um solche Schäden dauerhaft zu beheben. Künftige Artikel könnten sich mit innovativen Abdichtungstechniken oder der Sanierung besonders schwer zugänglicher Feuchtigkeitsquellen beschäftigen.


Mit diesem Artikel bietet schimmelhilfe24.de eine fundierte Analyse und praktische Lösungen für ein häufig auftretendes Problem, das sowohl die Gesundheit der Bewohner als auch die Bausubstanz gefährdet.

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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