Analyse eines Schadensfalls: Hygienische Probleme und zu niedrige Raumtemperatur als Ursache für Schimmelbildung

1. Einleitung

Schimmel in Wohnräumen ist häufig nicht nur auf bauliche Mängel zurückzuführen, sondern auch auf unzureichende hygienische Bedingungen und falsches Heizverhalten. Besonders niedrige Raumtemperaturen fördern die Kondensation von Feuchtigkeit und schaffen ideale Wachstumsbedingungen für Schimmelpilze. In diesem Artikel wird ein Schadensfall untersucht, bei dem schlechte hygienische Zustände und zu geringe Raumtemperaturen eine zentrale Rolle spielten. Ziel ist es, Ursachen und Lösungen aufzuzeigen, um Betroffene und Fachleute zu sensibilisieren.


2. Schadensfallbeschreibung

Gebäudetyp: Mehrfamilienhaus aus den 1970er-Jahren, schlecht isolierte Fassade.
Betroffene Bereiche: Schlafzimmer und Wohnzimmer, vor allem in den Ecken der Außenwände.
Sichtbare Schäden:

  • Deutlich sichtbare Schimmelkolonien (schwarz und grünlich) in den Ecken und entlang der Fensterrahmen.
  • Feuchte Tapeten mit Ablösungserscheinungen.
  • Modergeruch im gesamten Raum.

Hygienische Zustände:

  • Ablagerung von Staub und organischen Materialien in den Ecken.
  • Seltene Reinigung der betroffenen Bereiche.
  • Gelagerte feuchte Kleidung auf dem Boden, was die Feuchtigkeit weiter erhöht.

Erste Einschätzungen zu den Ursachen:

  • Dauerhaft niedrige Raumtemperaturen (unter 16 °C).
  • Keine regelmäßige Reinigung.
  • Mangelhafte Luftzirkulation durch blockierte Heizkörper und dicht gestellte Möbel.

3. Ursachenanalyse

Bauliche Aspekte:

  • Fehlende oder veraltete Fassadendämmung führt zu Wärmebrücken in den Außenwänden.
  • Einfachverglaste Fenster mit geringer Isolationswirkung.

Nutzerverhalten:

  • Niedrige Raumtemperaturen: Der Raum wurde unregelmäßig beheizt, was die Oberflächentemperatur unter den Taupunkt der Luft sinken ließ.
  • Seltenes Lüften: Starke Erhöhung der Luftfeuchtigkeit durch Atemluft und das Trocknen von Wäsche im Raum.

Hygienische Aspekte:

  • Unzureichende Reinigung schuf eine dauerhafte Nährstoffquelle für Schimmelpilze.
  • Feuchte Kleidung und Staubansammlungen begünstigten mikrobiologisches Wachstum.

4. Mikrobiologische Untersuchung

Probennahme:

  • Oberflächenabstriche von Schimmelkolonien.
  • Luftkeimmessung im Raum zur Ermittlung der Schimmelsporenkonzentration.

Identifizierte Schimmelpilzarten:

  • Cladosporium herbarum: Häufig bei kühleren Temperaturen und hoher Feuchtigkeit.
  • Aspergillus fumigatus: Tritt oft bei organischem Material wie Staub und Textilien auf.

Wachstumsbedingungen:

  • Temperaturen unter 20 °C, kombiniert mit relativer Luftfeuchtigkeit über 70 %.
  • Staub- und Schmutzablagerungen als Nährstoffbasis.

Bewertung der gesundheitlichen Risiken:

  • Beide Arten können allergische Reaktionen und Atemwegserkrankungen auslösen. Aspergillus fumigatus stellt zudem ein erhöhtes Risiko für immungeschwächte Personen dar.

5. Sanierungsmethoden

Sofortmaßnahmen:

  1. Trockenlegung der betroffenen Bereiche: Einsatz eines Luftentfeuchters.
  2. Hygienische Reinigung: Entfernung von Staub und organischem Material mit einem HEPA-Staubsauger.

Langfristige Lösungen:

  • Bauliche Maßnahmen:
    • Installation moderner Fenster mit Mehrfachverglasung.
    • Verbesserung der Wärmedämmung der Außenwände.
    • Einbau eines Lüftungssystems mit Wärmerückgewinnung zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit.
  • Verhaltensänderungen:
    • Regelmäßiges Heizen, um die Raumtemperatur auf mindestens 19–20 °C zu halten.
    • Tägliches Stoßlüften, um überschüssige Feuchtigkeit zu reduzieren.
    • Entfernung feuchter Kleidung und Vermeidung von Wäscheständern in Wohnräumen.

6. Ergebnisse und Erkenntnisse

Die Kombination aus hygienischen Mängeln, niedrigen Raumtemperaturen und unzureichender Luftzirkulation führte zu einem massiven Schimmelbefall. Durch gezielte bauliche Verbesserungen und ein angepasstes Nutzerverhalten konnten die Schäden vollständig beseitigt werden. Insbesondere die hygienische Reinigung und regelmäßiges Lüften waren essenziell für den Erfolg der Maßnahmen.


7. Präventionsempfehlungen

Hygienische Maßnahmen:

  • Regelmäßige Reinigung von schwer zugänglichen Bereichen wie Ecken und hinter Möbeln.
  • Vermeidung von organischen Ablagerungen (z. B. Staub, feuchte Textilien).

Heiz- und Lüftungsverhalten:

  • Konstante Raumtemperatur von mindestens 19 °C.
  • Tägliches Stoßlüften oder Einsatz automatischer Lüftungssysteme.

Bauliche Optimierungen:

  • Nachträgliche Dämmung von Außenwänden und Fenstern zur Minimierung von Wärmebrücken.

8. Fazit und Ausblick

Dieser Schadensfall verdeutlicht, wie wichtig ein Zusammenspiel aus baulichen, hygienischen und verhaltensbezogenen Maßnahmen ist, um Schimmelbildung zu verhindern. Für zukünftige Artikel könnte untersucht werden, wie moderne Smart-Home-Technologien die Prävention von Schimmel unterstützen können. Zudem könnte der Einfluss sozialer Faktoren wie finanzielle Einschränkungen auf das Heiz- und Lüftungsverhalten thematisiert werden.


Mit diesem Beitrag möchte schimmelhilfe24.de dazu beitragen, das Bewusstsein für die vielfältigen Ursachen von Schimmelbildung zu schärfen und praktische Lösungen für Betroffene bereitzustellen.

Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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