Algen als Indikator für Luft- und Wasserqualität im urbanen Raum – Was Algenwachstum über unsere Umweltbedingungen verrät

Algen sind nicht nur unscheinbare grüne oder bläuliche Organismen, die in Gewässern oder an feuchten Wänden erscheinen – sie sind auch wichtige Indikatoren für die Luft- und Wasserqualität in unserer Umwelt. Insbesondere in städtischen Gebieten, wo Umweltbelastungen und klimatische Bedingungen intensiver wirken, kann das Algenwachstum Hinweise auf Luftverschmutzung, Wasserqualität und Feuchtigkeit in der Umgebung geben. In diesem Blogartikel beleuchten wir, was das Vorkommen und Wachstum von Algen über die Umweltbedingungen im urbanen Raum aussagen kann und welche Rückschlüsse sich daraus ziehen lassen.

Algen als Bioindikatoren: Was bedeutet das?

Algen sind hochsensible Organismen, die stark auf Veränderungen in ihrer Umgebung reagieren. Je nach Art und Standort kann Algenwachstum Rückschlüsse auf Umweltbedingungen wie die Wasserqualität, Luftfeuchtigkeit, Schadstoffbelastung und Lichtverhältnisse geben. Wenn Algen in bestimmten Bereichen besonders stark oder schwach wachsen, können sie auf Umweltprobleme oder Veränderungen im lokalen Mikroklima hinweisen. Deshalb gelten Algen als Bioindikatoren – Lebewesen, die durch ihr Vorkommen und Verhalten Informationen über Umweltverhältnisse liefern.

Wie Algenwachstum die Wasserqualität anzeigt

In urbanen Gewässern wie Teichen, Flüssen oder Seen kann ein vermehrtes Algenwachstum auf verschiedene Aspekte der Wasserqualität hinweisen:

  1. Nährstoffbelastung und Eutrophierung

Ein übermäßiges Algenwachstum in städtischen Gewässern ist oft ein Zeichen für eine hohe Nährstoffbelastung, insbesondere durch Stickstoff- und Phosphatverbindungen. Diese Nährstoffe gelangen häufig durch Abwasser, Düngemittel oder Industrieabfälle in das Wasser und fördern das Wachstum von Algen. Wenn das Algenwachstum außer Kontrolle gerät, spricht man von Eutrophierung. Diese führt nicht nur zu ästhetischen Problemen, sondern auch zu Sauerstoffmangel im Wasser, der das Leben anderer Organismen gefährdet und die Biodiversität verringert.

  1. Wasserqualität und Schadstoffbelastung

Verschiedene Algenarten reagieren auf unterschiedliche Schadstoffe, was Rückschlüsse auf die Art der Verschmutzung zulässt. Cyanobakterien (umgangssprachlich „Blaualgen“ genannt) beispielsweise gedeihen oft in nährstoffreichen und leicht verschmutzten Gewässern. Ihr Auftreten kann auf eine hohe organische Belastung und auf eine unzureichende Sauerstoffzufuhr hinweisen. Die Wasserqualität kann dann durch eine Algenblüte beeinträchtigt werden, die nicht nur das ökologische Gleichgewicht stört, sondern auch giftige Stoffe freisetzt.

  1. Temperatur und Klimawandel

Städtische Gewässer werden durch hohe Temperaturen, die in der Stadt oft stärker ansteigen, stärker beeinflusst. Durch den sogenannten Wärmeinseleffekt erwärmen sich urbane Gewässer schneller, was das Algenwachstum begünstigt. Ein vermehrtes Auftreten von Algen und speziell von wärmeliebenden Arten kann daher auch auf den Klimawandel hinweisen.

Algenwachstum als Anzeiger der Luftqualität in Städten

Neben ihrer Funktion als Indikatoren für Wasserqualität können Algen auch Hinweise auf die Luftqualität in städtischen Gebieten liefern:

  1. Feinstaub und Luftverschmutzung

Algen, die an feuchten Wänden oder in der Nähe von Abgasauslässen wachsen, zeigen oft eine hohe Toleranz gegenüber Schadstoffen und Luftverschmutzung. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Algenarten wie Grünalgen an feuchten, schlecht belüfteten Orten, insbesondere entlang von Straßen und stark befahrenen Straßenabschnitten, häufiger vorkommen. Diese Algen nehmen die in der Luft befindlichen Schadstoffe auf und reichern sie in ihrem Gewebe an. So lässt sich durch das Algenwachstum erkennen, dass eine hohe Feinstaubbelastung oder Luftverschmutzung vorliegt.

  1. Stickoxide und Ammoniak aus Verkehr und Industrie

Einige Algenarten sind besonders empfindlich gegenüber Stickoxiden und Ammoniak, die in urbanen Gebieten durch Verkehr und industrielle Prozesse freigesetzt werden. Stickstoffverbindungen wirken als Nährstoffe für Algen und führen zu verstärktem Wachstum. Wenn Algen auf Gebäuden oder Straßenflächen vermehrt auftreten, kann das auf hohe Stickstoffwerte in der Luft hinweisen, die durch Abgase und andere urbane Emissionen verursacht werden.

  1. Feuchtigkeit und Mikroklima

Algen, die an Hauswänden, in Innenhöfen oder auf Gebäudefassaden auftreten, zeigen oft an, dass an diesen Orten eine hohe Luftfeuchtigkeit und wenig direkte Sonneneinstrahlung herrscht. Feuchte Mikroklimata, wie sie in der Nähe von feuchten oder schlecht isolierten Gebäuden entstehen, bieten ideale Bedingungen für Algenwachstum. Dieses Mikroklima kann durch mangelhafte Lüftung und die Nähe zu Wasserquellen wie Springbrunnen oder Wasserspielen entstehen.

Rückschlüsse auf Umweltbedingungen: Was verrät uns das Algenwachstum in der Stadt?

Durch die Analyse des Algenwachstums lassen sich einige wichtige Rückschlüsse auf Umweltbedingungen im städtischen Raum ziehen:

  • Hinweis auf Wasserqualität: Starkes Algenwachstum in städtischen Gewässern deutet oft auf eine hohe Nährstoffbelastung und potenzielle Verschmutzungen hin, die durch Abwässer oder Abflüsse verursacht werden können.
  • Belastung durch Luftschadstoffe: Algen, die an Fassaden oder Gebäudewänden gedeihen, können auf eine hohe Feinstaubbelastung oder eine Stickstoffbelastung durch Abgase hindeuten.
  • Probleme mit Feuchtigkeit: Algen an Hauswänden, Kellerwänden und Fassaden können ein Hinweis auf zu hohe Feuchtigkeit im Gebäudeinneren oder an der Außenfassade sein. Solche Feuchtigkeitsprobleme können auf schlechte Bauisolierung oder mangelhafte Belüftung hinweisen.

Maßnahmen zur Verbesserung der Luft- und Wasserqualität im urbanen Raum

Da Algen ein Frühwarnzeichen für Umweltprobleme darstellen können, sollten sie nicht nur als ästhetisches Problem, sondern auch als Indikator für eine notwendige Verbesserung der Umweltbedingungen gesehen werden. Einige Maßnahmen zur Verbesserung der Luft- und Wasserqualität umfassen:

  1. Verbesserte Wasserreinigung und Abwasserbehandlung

Eine bessere Abwasserbehandlung und die Reduzierung von Nährstoffeinträgen in städtische Gewässer kann das Algenwachstum verringern und so die Wasserqualität nachhaltig verbessern.

  1. Luftreinhalte-Maßnahmen und Begrünung

Die Einführung von Maßnahmen zur Reduzierung der Luftverschmutzung, wie der Ausbau von Grünflächen, die Nutzung emissionsarmer Verkehrsmittel und die Förderung von Fahrrad- und Fußverkehr, kann die Luftqualität verbessern und das Algenwachstum an Fassaden und Wänden reduzieren.

  1. Bau- und Isolationsmaßnahmen zur Feuchtigkeitsregulierung

Eine korrekte Isolierung von Gebäuden sowie ausreichende Belüftung können dazu beitragen, die Luftfeuchtigkeit im städtischen Raum zu senken und somit die Bildung von Algen an Fassaden und Wänden zu reduzieren. Feuchtigkeitsprobleme sollten frühzeitig erkannt und behoben werden, um langfristige Schäden an Gebäuden zu verhindern.

Fazit: Algen als wichtige Indikatoren für Umweltbedingungen im städtischen Raum

Algenwachstum im urbanen Raum kann wertvolle Hinweise auf die Luft- und Wasserqualität geben. Ob in Gewässern, an Fassaden oder in feuchten Bereichen von Gebäuden – Algen reagieren empfindlich auf Veränderungen ihrer Umwelt und können daher als Indikatoren für Luftverschmutzung, Wasserqualität und Feuchtigkeitsprobleme genutzt werden. Ein bewusster Umgang mit diesen Indikatoren und die daraus resultierenden Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltbedingungen tragen dazu bei, die Lebensqualität in städtischen Gebieten zu erhöhen und ein gesundes Ökosystem zu fördern.


Kontakt: Sachverständigenbüro Charles Knepper
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Charles Knepper

öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Halle / Saale

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